Das Elend von Brezice
Brennende Zelte und ungeduldige Flüchtlinge: Ein Video zeigt die heikle Lage im Auffanglager im slowenischen Brezice.
Binnen 24 Stunden seien mehr als 12'600 Menschen über die Grenze nach Slowenien gekommen, teilte die Polizei des Zwei-Millionen-Einwohner-Staates mit. Unterstützung erhofft sich Ljubljana von der EU, deren Kommissar für Migration, Dimitris Avramopoulos am Donnerstag in Slowenien erwartet wurde. Sloweniens Aussenminister Karl Erjavec appellierte an Deutschland, die Grenzen für Flüchtlinge offen zu halten. Slowenien ist seit der Schliessung der südlichen ungarischen Grenzen das Haupttransitland für Migranten, die über die Balkanroute in den Schengen-Raum gelangen wollen. Die meisten der Flüchtlinge wollen über Österreich nach Deutschland weiterreisen.
Mit den 12'676 Migranten, die seit Mittwoch in Slowenien ankamen, wurde EU-weit ein Tagesrekord gemeldet. So viele Menschen waren nicht einmal zum Höhepunkt der Flüchtlingskrise in Ungarn im September registriert worden. Von Samstag bis Donnerstagfrüh kamen insgesamt 34'131 Flüchtlinge in Slowenien an. Am Nachmittag will sich EU-Kommissar Avramopoulos ein Bild von der Lage machen.
Dramatische Verschlechterung
Im slowenischen Dobova nahe der Grenze zu Kroatien führten berittene Polizisten einen Marsch von tausenden Männern, Frauen und Kindern an. Die Migranten waren, eskortiert von einem Grossaufgebot an Sicherheitskräften, über die Grenze nach Slowenien gebracht worden. «Wir dürfen uns nicht mal hinsetzen, obwohl alte Leute dabei sind, die gesundheitliche Probleme haben», sagte ein 27-jähriger Syrer, der mit seiner Frau unterwegs war.
Die Hilfsorganisation Care warnte vor einer «dramatischen Verschlechterung der humanitären Lage» auf dem Balkan. Der Nothilfekoordinator Iljitsj Wemerman sagte, er habe an der serbisch-kroatischen Grenze ähnlich schlimme Zustände gesehen wie bei vorangegangenen Einsätzen in Somalia und im Jemen. «Es ist eine Schande, dass sich das hier in Europa abspielt», sagte er.
Sloweniens Aussenminsiter Erjavac sagte dem «Tagesspiegel», wenn Deutschland die Einreise von Flüchtlingen begrenze, würde dies «weitreichende Folgen für alle Länder auf der Route» haben. Die Entscheidungen seiner Regierung würden sich «auch künftig stark nach den deutschen und österreichischen Vorgehensweisen richten».
Inhaftierung ist entwürdigend
Die UNO erhob unterdessen schwere Vorwürfe gegen die Regierung in Tschechien wegen des dortigen Umgangs mit Flüchtlingen. Die Inhaftierung von Migranten in der Tschechischen Republik erfolge «systematisch» und sei «entwürdigend», erklärte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Raad al-Hussein, in Genf. Das gelte insbesondere für die Einsperrung von Flüchtlingskindern.
Nach UN-Angaben haben sich seit Jahresbeginn 600'000 Migranten auf den Weg nach Europa gemacht, die meisten von ihnen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Die schwedische Regierung erklärte am Donnerstag, sie rechne mit 190'000 Asylanträgen in diesem Jahr. Für bis zu 45'000 Menschen gebe es keine Unterkunft. Das 9,8 Millionen Einwohner zählende Schweden hat bezogen auf die Einwohnerzahl EU-weit die meisten Flüchtlinge aufgenommen.
SDA/lko
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch