«Das emotionalste und schwierigste Rennen meines Lebens»
Am Samstag feierte Lindsey Vonn im zweiten Einsatz nach langer Verletzungspause schon wieder einen Sieg. Was in ihr vorging, verrät sie im Interview.

Lindsey Vonn, was ging in Ihnen nach dem Sieg in der zweiten Abfahrt von Lake Louise vor? Das war ein sehr emotionaler und glücklicher Tag, der Erleichterung gebracht hat. Ein Traum ist wahr geworden. Ich habe in den letzten zwei Jahren sehr hart dafür gearbeitet, in diese Position zurückzukommen. Ich habe immer an mich geglaubt. Aber du weisst trotzdem nie, ob du es wieder an die Spitze schaffen kannst. Der Weg war sehr lang. Und es war so schön, so viele Leute hier zu haben, die mir bei meinem Comeback geholfen haben. Hinzu kommt, dass mit mir zwei Teamkolleginnen auf dem Podest gestanden sind. Dieser Tag hätte nicht besser ablaufen können.
Sie haben schon viel in Ihrer Karriere gewonnen, aber diesen Sieg werden Sie wohl sehr hoch einordnen? Von der Bedeutung her ist der Sieg ähnlich wichtig wie das Olympiagold in der Abfahrt 2010 in Vancouver. Das hier in Lake Louise war wohl für mich das emotionalste und schwierigste Rennen meines ganzen Lebens. So zurückkommen zu dürfen, mit dem 60. Weltcup-Sieg, ist schon sehr speziell.
Sind Sie selber überrascht, wie schnell Sie bei diesem Comeback wieder den Sprung an die Spitze geschafft haben? Ich bin sicher glücklich mit meinen Fortschritten der letzten Monate. Ich bin halt ein ungeduldiger Mensch. Am Freitag in der ersten Abfahrt in Lake Louise war alles noch ein bisschen zu wenig aggressiv gewesen. Das habe ich dann bei der Video-Analyse gesehen. So konnte ich aufs zweite Rennen hin ein paar Anpassungen vornehmen. Trotz allem bin ich überrascht, dass es gleich zum Sieg gereicht hat. Ich hatte auf die Top 5 gehofft. Aber so lief halt alles super zusammen. Ich fühlte mich bis zu diesem Rennen von Tag zu Tag wohler in Lake Louise. Ich versuchte, mich zum Limit zu pushen, in der Hocke tiefer zu bleiben. Der Speed passte und das Selbstvertrauen war zurück. Das war der Schlüssel, nachdem ich davor nicht so viele Trainings gehabt hatte.
Es sind noch zwei Weltcup-Siege bis zum Rekord von Annemarie Moser-Pröll. Können Sie die Marke schon in dieser Saison knacken? Ich weiss nicht. Ich arbeite daran, auf den Ski mein Bestes zu zeigen. Jeden Tag kann ich mich ein bisschen steigern. Das Ziel ist, dass ich das so weiterführen kann. Wenn ich so gut und so aggressiv fahre wie am Samstag, kommt es sicher gut. Darauf muss nun der Fokus bleiben. An Statistiken sollte ich momentan nicht zu viel denken. Der Rekord kommt dann hoffentlich irgendwann in der Zukunft.
Hatten Sie im Zielraum, als Ihr Sieg festgestanden war, Kontakt mit Ihrem berühmten Freund Tiger Woods? Ja, wir haben miteinander telefoniert. Er war sehr stolz auf mich. Er sagte, dass er nicht seinen allerbesten Tag erwischt habe beim Golfen, dass er aber glücklich sei, dass wenigstens ich erfolgreich gewesen sei.
Wie verläuft die Zusammenarbeit mit Ihren Coaches. Mit Stefan Abplanalp werden Sie ja neuerdings auch von einem Schweizer betreut. Ein neuer Coach bringt immer andere Vibes in ein Team. Alle sind zufrieden, wie mir momentan im Staff aufgestellt sind. Die Stimmung im Team ist sehr gut. Wir unterstützen uns gegenseitig. Alle freuten sich bei unserem Dreifach-Erfolg mit. Das unterscheidet uns vielleicht von anderen Teams. Ich tausche mich auch mit Coach Pascal Hasler intensiv aus. Dies deshalb, weil er durch seine frühere Zusammenarbeit mit Tina Weirather die Erfahrung mitbrachte, wie man eine verletzte Athletin wieder aufbauen muss. Er hat Tina ja mehrmals an die Spitze zurückgebracht. Ich will im Austausch mit meinen Betreuern einfach sicher gehen, dass nach meiner zweiten Knieoperation keine Fehler passieren.
Wie geht es weiter? Können Sie auf diesem Niveau bleiben? In der Abfahrt habe ich ein gutes Gefühl. Super-G habe ich halt wirklich nicht so viel trainieren können zuletzt. Es braucht noch weitere Standortbestimmungen. Ich werde einfach versuchen, weiter Vollgas zu geben und so zu fahren wie beim Sieg am Samstag.
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