Das Ende einer lange währenden Feindschaft
Was der saudische Kronprinz Muhammad bin Salman mit seiner Aussage über Israels Existenzrecht beabsichtigt.

Lange Zeit mogelten sich arabische Politiker mit poetischen Reden an der Realität vorbei und liessen sich allein von ihrem eigenen Interesse leiten. Mit Sätzen wie «Wir stehen an der Seite unserer arabischen Brüder» oder unserer «muslimischen Geschwister» versuchte man, zumindest die eigene Bevölkerung im Glauben zu lassen, dass man im Nahostkonflikt klar Stellung bezieht: solidarisch an der Seite der Palästinenser, denen man sich wegen der gemeinsamen Kultur, Religion und Sprache verbunden fühlt.
Die Schönheit einer Formulierung, gespickt mit arabischem Nationalismus und religiösem Vokabular, war für viele Araber wichtiger als der Inhalt der Rede. Doch Muhammad bin Salman, der saudische Kronprinz, hat sich von dieser arabischen Brüder-Rhetorik nun ein für allemal verabschiedet.
Neues Kapitel in der arabisch-israelischen Geschichte
Wie in so vielen innenpolitischen Grossthemen setzt er auch in den Beziehungen der arabischen Staaten zu ihren Nachbarn – und vor allem zu Israel – auf neue Pragmatik. Im Interview mit dem US-Magazin «The Atlantic» sagte er, dass auch Israel das Recht auf ein eigenes Land habe. Israel sei eine grosse und wachsende Wirtschaftsmacht und es gebe natürlich viele Interessen, die man miteinander teile. Um Stabilität zu gewährleisten und normale Beziehungen zu entwickeln, sprach sich Salman für ein Friedensabkommen aus.
Damit bestätigt der Kronprinz einerseits das, was hinter den Kulissen längst eingetreten ist: die allmähliche Normalisierung der saudisch-israelischen Beziehungen. Doch dass gerade aus Saudiarabien, das als Herrscher über die Heiligen Stätten des Islams eine Monopol- und Machtstellung einnimmt, diese Aussage kommt, ist ein Beweis dafür, dass ein neues Kapitel in der arabisch-israelischen Geschichte aufgeschlagen wurde.
Mohammed bin Salmans Aussage kann als offizielles Ende einer lang währenden Feindschaft verstanden werden. In der arabischen Bevölkerung wird er sich damit keine Freunde machen. Doch Salman legt keinen Wert auf poetischen Schein. Er ist nicht auf die Gunst einer arabischen Mehrheit angewiesen, vielmehr geht es ihm um Machtsicherung: Er möchte gemeinsam mit Israel eine Front gegen den schiitischen Iran bilden – und dafür spricht er auch mal Klartext.
----------
Erst gerade noch zu Besuch bei Donald Trump
----------
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch