«Das ETH-Rapvideo ist einfach nur peinlich»
Der Werbeclip der ETH Zürich sorgt für viel Kritik: Es seien verschwendete Studiengebühren. Die Hochschule widerspricht.
Drei junge Rapper führen durch den ETH-Campus und schwärmen mit einer Prise Witz von den Vorzügen der Zürcher Hochschule. Damit will die ETH Zürich neue Masterstudenten nach Zürich holen. Der Clip, der seit einigen Tagen online verfügbar ist, sorgt nicht nur bei «20 Minuten»-Lesern, sondern auch auf Youtube für Kritik.
In zahlreichen Kommentaren wird das Video als «einfach nur peinlich» bezeichnet. Man müsse sich fremdschämen und es bediene sich einfacher Klischees. Eine Nutzerin sagt sogar: «Ich denke, mein ETH-Master hat gerade an Wert verloren.» Manche fordern, dass das Video gelöscht wird. Auch zu «20 Minuten» sagen mehrere aktuelle und ehemalige ETH-Studenten, dass sie das Video nicht gelungen finden. Kritisiert werden auch die Kosten für das Video. Man habe hier Studiengebühren verschwendet.
Beim Verband der Studierenden an der ETH (VSETH) findet man das Video unproblematisch. Laut Präsident Lewin Könemann werden zwar Klischees bedient: «Doch diese Stereotype werden humorvoll und einer gewissen Ironie aufgegriffen.»
«Video ist kein rausgeschmissenes Geld»
Bei seinen Mitstudenten seien die Kosten des Videos aber ein Thema. Manchen stosse immer noch sauer auf, dass die Studiengebühren ungerechtfertigt erhöht worden seien. Allerdings sei dafür der ETH-Rat und nicht die ETH zuständig. Daher sei kein direkter Zusammenhang zum Video ersichtlich.
Werber David Schärer von Rod Kommunikation findet hingegen nicht, dass der Clip rausgeschmissenes Geld ist: «Eine Institution wie die ETH muss sich bekannt machen, um die besten Leute anzusprechen.» Ein solches Video erreiche sicher viel mehr Publizität als ein herkömmlicher Imagefilm. Das Rap-Video hat Schärer persönlich aber etwas ratlos zurückgelassen: «Die Form passt nicht zur ETH – aber vielleicht ist ja das genau das Ziel der Macher.»
Doch können die negativen Stimmen nicht dem Ruf der Hochschule schaden? «Die Zielgruppe hat genug Urteilsvermögen, um die Ironie in diesem Video zu erkennen.» Wichtig sei, dass der Clip nur ein Teil der Kommunikation bleibe.
«Emotionalität hat uns überrascht»
Klar ist, dass die ETH mit dem Clip auffallen will. «Wenn wir die Besten anziehen wollen, dann müssen die wissen, dass es die ETH überhaupt gibt», sagt Rainer Borer, Leiter Hochschulkommunikation: Man sei sich im Vorfeld bewusst gewesen, dass das Video stärker polarisieren werde als andere ETH-Trailer. Das Ausmass der Reaktionen und insbesondere die Emotionalität hätten aber überrascht.
Im Vorfeld habe man lange über die Frage der Stereotypisierung diskutiert und sich mit Studierenden unterschiedlicher Herkunft ausgetauscht: «Wir sind der Meinung, dass die Selbstironie im Video den Vorwurf entkräftet», so Borer. Die Kosten von 160'000 Franken wurden über das reguläre Kommunikationsbudget gedeckt. Das sei nicht viel mehr als eine Ausgabe des hauseigenen Magazins «Globe».
Borer hält aber auch fest: «Neben den negativen Kommentaren erhalten wir auch viel Zuspruch.» Deshalb werde man das Video nicht vom Netz nehmen. Reaktionen und die Wirkung würden aber auf jeden Fall genau analysiert. Und neue Wege will man auch künftig gehen: «Nächstes Mal hoffentlich mit mehr Likes.»
Übernommen von «20 Minuten», bearbeitet von Redaktion Tamedia.
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