Das Gericht tagt hinter verschlossenen Türen
Die Gerichtsberichterstattung im Fall Kachelmann ist zur Skandalstory verkommen. Das ist Ausdruck des Zeitgeists und einer Justiz, die sich der Öffentlichkeit entzieht.

Die Unterhaltung ist lausig; das Drehbuch zäh; die Entertainer lahmen. Längst haben die Medien der Gerichts-Show in Mannheim den Rücken gekehrt, um nach eigenem Gusto zu ermitteln. Hier peppen sie die Story mit eine Zeugin auf, die exklusiv gegen viel Bares aussagt. Dort bauen sie einen Nebendarsteller zum Helden oder zur Niete auf. Das eine Blatt solidarisiert sich mit dem angeklagten Jörg Kachelmann, das andere mit seinem mutmasslich vergewaltigten Opfer. Und damit die Sache in Schwung bleibt, fährt man sich auch gegenseitig an den Karren: «Bunte» gegen «Frankfurter Allgemeine Zeitung», «Spiegel»-Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen gegen «Bild»-Mitarbeiterin Alice Schwarzer.