Das grosse Ziel der kleinen Ameise
Liao Yiwu schrieb ein Gedicht und kam dafür ins Gefängnis. In seinen Haftjahren verfasste der chinesische Autor den Roman «Die Wiedergeburt der Ameisen» – eine Gegengeschichte zu den Verkündungen der Politik. Am Donnerstag liest er in Zürich.

Chronist des China von unten, der Geächteten, Obdachlosen, Prostituierten und Säufer: Liao Yiwu. Foto: Hermann Bredehorst
Den Schutzumschlag von Liao Yiwus Roman schmückt seltsames Gekritzel. Wie Fliegendreck sieht es aus, oder Ameisengewimmel. Es sind winzige Schriftzeichen, Auszüge aus dem Manuskript, wie es der Autor im Strafgefängnis von Tumen in der Provinz Sichuan geschrieben hat. Er verbrachte dort die letzten beiden seiner vier Haftjahre, die ihm sein Gedicht «Massaker» eingebracht hatte.