«Das Hauptproblem ist, dass wir Erwachsene unsere Ruhe wollen»
Der Kinderarzt und Autor Remo Largo findet die zunehmende Behandlung mit Antipsychose-Medikamenten vor allem bei Kindern vor der Pubertät problematisch. Eine Trendwende bei Ritalin sieht er nicht.

Eine Auswertung von Daten der Krankenkasse CSS hat ergeben, dass Kinder und Jugendliche zunehmend starke Medikamente gegen Psychosen schlucken. Diese sogenannten Neuroleptika haben im Gegensatz zu Stimulanzien wie Ritalin teilweise massive Nebenwirkungen. Für Sie ein Grund zur Sorge?
In der Altersklasse der 15- bis 18-Jährigen entsprechen die heutigen Mengen in der Grössenordnung etwa der Häufigkeit von wirklich schweren Störungen wie Schizophrenie oder manisch-depressiven Störungen. Das finde ich akzeptabel. In der Pubertät treten Krankheitsbilder auf, die es im jüngeren Alter nicht gibt. Hingegen bei der Altersgruppe von 7 bis 14 Jahren müsste man genauer hinschauen. Da habe ich meine Zweifel, inwieweit Neuroleptika angebracht sind. Aber die Situation ist sicher anders als bei Stimulanzien wie Ritalin, weil diese Medikamente auch von den Kinderärzten verschrieben werden. Bei Neuroleptika ist dies in der Schweiz kaum der Fall.