So elegant wie nie zuvor: Das neue Album von Jeans for Jesus
Die Berner Berufshipster unterstreichen mit ihrem dritten Album, warum sie die gegenwärtigste Popgruppe des Landes sind.

Er hat nur noch Angst – und zieht sich auf die Toilette zurück, um sich in Ruhe durch die verschiedensten Feeds und Chats auf seinem Smartphone zu scrollen. Wie der Sänger da entkräftet sitzt, am Ende einer zehnminütigen, verschnipselten Gegenwartsbetrachtung, klingt es so, als sei das WC der letzte Zufluchtsort in einer Welt, die den Verstand verloren hat. Er erzählt von einer Welt, in der der Nachbar 24 Stunden pro Tag Pornovideos im Livestream anschaut, Flüchtende drangsaliert werden – und in der sich unser Erzähler entscheiden muss zwischen Jus, BWL oder Fine Arts, «eifach öppis woder gfaut», wie ihm seine Mutter sagt. Die Freunde liegen ihm lachend im Arm – mit Beruhigungsmitteln sediert – oder hängen im Gym rum. Und ist seine Band namens Jeans for Jesus nicht einfach «schwul», wie es in einer beschimpfenden Zeile seines Protokolls heisst? Weil hohe Männerstimmchen, ja, das provoziert einige noch immer.