«Das ist eine nicht akzeptable Entgleisung»
IOK-Präsident Thomas Bach wird von zwei deutschen Olympia-Helden hart attackiert – und holt zum Gegenschlag aus.
Die Empörung über den Entscheid des Internationalen Olympischen Komitees (IOK), auf eine Kollektivstrafe für russische Athleten zu verzichten, bleibt riesig. Rund um den Globus wird IOK-Präsident Thomas Bach scharf kritisiert, auch in seiner Heimat Deutschland.
Der Diskuswerfer Robert Harting schimpfte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (DPA): «Bach ist für mich Teil des Doping-Systems, nicht des Anti-Doping-Systems. Ich schäme mich für ihn.» Bereits in der Vergangenheit äusserte sich der Olympiasieger von 2012 negativ über seinen Landsmann, «aber das ist jetzt eine neue Enttäuschungsdimension», so Harting.
Zustimmung vieler Leute
Insbesondere bedauerte der 31-Jährige den Ausschluss der russischen Whistleblowerin Julia Stepanowa von den Spielen: «Das ist nicht rechtens. Sie hat so viel Schaden für die Leichtathletikwelt abgewendet. Aber ihr Start wäre ein Schlag ins Gesicht von Herrn Putin gewesen, deshalb findet das nicht statt.»
Scharfer Ton: Robert Harting greift Thomas Bach an. Video: Reuters.
In einem Interview mit der DPA wehrte sich Bach, nannte Hartings Kritik «eine nicht akzeptable Entgleisung, wenn man jemanden, der nicht eigener Meinung ist, in derartiger Art und Weise beleidigt». All diejenigen, die so argumentierten, sollten berücksichtigen, wie viele Leute diesen Entscheidungen zugestimmt hätten, so der 62-Jährige weiter.
Den Ausschluss von Stepanowa rechtfertigte Bach damit, dass die Russin nicht nur fünf Jahre Teil des Systems gewesen sei, «sondern aktiv mitgewirkt hat in diesem System. Sie hat ihre Informationen erst preisgegeben, als der Schutz des Systems nicht mehr funktionierte und sie bereits eine Zweijahressperre erhalten hatte.»
Streit über Unschuldsvermutung
Weiter, betonte Bach, hätten die russischen Athleten hohe Hürden, um darzulegen, dass sie nicht am betrügerischen System beteiligt waren. Es gelte aber die Unschuldsvermutung.
Letztere Aussage brachte einen anderen deutschen ehemaligen Olympia-Star, die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, so richtig in Rage: «In meinem Fall hat nie die Unschuldsvermutung gegolten. Ich wurde völlig zu Unrecht und ohne jeden Beweis, nur aufgrund einer absurden Wahrscheinlichkeitsrechnung verurteilt.» Gegenüber dem Sport-Informations-Dienst (SID) sagte die fünffache Olympiasiegerin, Bach lüge damit die Welt an.
«Eine unglaubliche Art von Verdummung»
Die 44-Jährige wurde 2009 für zwei Jahre gesperrt, weil bei einer Reihe von Blutproben der Retikulozytenanteil mit 3,5 Prozent um 1,1 Prozentpunkte über dem von der Internationalen Eislaufunion (ISU) festgelegten Höchstwert lag. Sie zählte damit zu den ersten Athleten, denen Doping mithilfe eines indirekten Nachweises, vergleichbar dem Biologischen Pass, vorgeworfen wurde. Im November 2009 bestätigte der Cas ihre Sperre.
«Es ist eine unglaubliche Art von Verdummung, die Bach da an den Tag legt», so Pechstein weiter, die den IOK-Entscheid als «feige Entscheidung» bezeichnet. Der IOK-Chef werde seiner Führungsrolle einmal mehr nicht gerecht: «Das Ganze ist ein unwürdiges Trauerspiel.»
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