Das Korsett der Banken wird enger
Die wichtigsten Finanzaufseher der Welt haben sich nach harten Verhandlungen auf schärfere Vorschriften für die Branche geeinigt. Für die Banken bedeutet dies vor allem: Sie brauchen frisches Geld.
Die internationale Bankenwelt muss sich auf weitere Milliarden-Lasten einstellen. Nach monatelangem Tauziehen haben sich die weltweit wichtigsten Bankenaufseher am Sonntag auf strengere Eigenkapitalvorschriften für die Kreditwirtschaft verständigt.
Das erfuhren die Nachrichtenagenturen dpa und Reuters am Sonntag aus informierten Kreisen. Details über die «Basel III» genannten schärferen Regeln wurden zunächst nicht bekannt.
Strikte Eigenkapitalvorgaben
Die Chefs der Notenbanken und Aufsichtsbehörden von 27 Ländern wollten ein weitreichendes Reformpaket schnüren. Die Schweiz war vertreten mit Philipp Hildebrand, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sowie Daniel Zuberbühler, Vizepräsident der Finanzmarktaufsicht (Finma).
Es geht um striktere Vorgaben für Eigenkapital und Liquidität. Das letzte Wort haben die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Wirtschaftsnationen (G20). Sie beraten im November in Südkorea über das Reformpaket.
Mit den neuen «Basel III»-Regeln sollen Banken gezwungen werden, besser gegen künftige Krisen gerüstet zu sein und Turbulenzen allein zu bewältigen - möglichst ohne Hilfe vom Staat. Ziel der Bankenaufseher ist, dass Institute mehr Eigenkapital vorhalten und in einer Krise ausreichend Puffer haben.
Acht bis neun Prozent mehr Kernkapital
Die Institute müssen nach früheren Angaben weltweit von 2013 an mit strengeren Eigenkapitalvorschriften rechnen. Damit soll verhindert werden, dass in der nächsten Finanzkrise wieder viele Institute mit Milliarden vom Staat vor der Pleite gerettet werden müssen. Die Banken sollen aber in wesentlichen Punkten Übergangsfristen zwischen fünf und zehn Jahren erhalten, um ausreichend frisches Kapital zurücklegen oder bei den Aktionären einsammeln zu können.
Konkret sollen die Banken etwa sechs (bisher vier) Prozent ihrer risikogewichteten Aktiva (RWA) als Kernkapital (Tier 1) vorhalten müssen. Für einen zusätzlichen Kapitalpuffer von rund 2,5 Prozent, den die Banken nur in Krisen antasten dürfen, soll es Übergangsfristen geben, ebenso wie für den Aufbau von mehr «hartem Kernkapital» (Core Tier-1) - das sind Aktionärskapital und Gewinnrücklagen. Dieses soll am Ende rund drei Viertel des Kernkapitals ausmachen, bisher muss es nur die Hälfte sein. Insgesamt brauchen die Banken damit künftig acht bis neun Prozent Kernkapital, gut doppelt so viel wie bisher, sieben Prozent allein als hartes Kernkapital.
Übergangsfristen geplant
Die meisten internationalen Banken haben nach der Krise schon zusätzliche Kapitalreserven aufgebaut und kommen damit zumeist über sechs Prozent. Für den Aufbau des Kapitalpuffers und des harten Kernkapitals brauchen aber allein die zehn grössten deutschen Banken nach eigenen Angaben in den nächsten Jahren mehr als 100 Milliarden Euro frisches Eigenkapital - aus den laufenden Gewinnen, die dann nicht mehr für Dividenden zur Verfügung stehen, oder aus Kapitalerhöhungen.
Die Deutsche Bank hat mit Blick auf Basel III bereits eine Kapitalerhöhung um bis zu 9,8 Milliarden Euro vorbereitet, wie am Sonntag bekannt wurde. International liegt sie unter den Banken mit ihrer Kernkapitalquote im hinteren Feld. Bei der Kapitalerhöhung geht es vordergründig zwar um die Übernahme der Postbank. Doch muss auch deren Kernkapital deutlich aufgebessert werden, um den künftigen Anforderungen zu genügen.
Die Baseler Aufseher suchen einen Kompromiss, der die Kreditvergabe der Banken nicht abwürgt. Der Chef der italienischen Grossbank Unicredit, Alessandro Profumo, betonte als Präsident des Europäischen Bankenverbandes EBF, die europäischen Institute seien sehr besorgt über die Konsequenzen der neuen Vorschriften.
Er forderte den Basler Ausschuss auf, die Reform sorgfältig zu justieren. «Das ist entscheidend, wenn wir für das europäische Wachstum und den Arbeitsmarkt kein Risiko eingehen wollen», hiess es in einem Brief Profumos an EZB-Chef Jean-Claude Trichet.
SDA/oku
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