Das iPad, und ganz besonders das letztjährige iPad Pro, ist ein Multitalent. Ob als Tablet, Laptop, zum Zeichnen oder einfach nur als TV-Ersatz, hat es viele Fans gefunden.
Die handliche Grösse, der ausdauernde Akku, die einfache Bedienung, die zuverlässige Software, die für ein Tablet beeindruckenden Lautsprecher, die Möglichkeit, direkt per SIM/eSIM ins Handynetz zu gehen, und nicht zuletzt der sehr gute Bildschirm sprechen für sich. Und wer noch mehr von einem Tablet erwartet, ja es als Laptop oder zum Zeichnen nutzen will, kann sich den sehr guten Apple-Stift oder zahlreiche Tastaturen unter anderem von Logitech (wuchtig, aber top solid und bequem) oder Apple (dünn, aber gewöhnungsbedürftig) dazu kaufen.
Wie macht man so ein Tablet noch besser? Für gewöhnlich beantwortet Apple die Frage mit etwas mehr Leistung und einem etwas besseren Bildschirm. Dieses Jahr hat der Konzern einen anderen Weg gewählt. Das neuste iPad hat nebst den üblichen Verbesserungen auch eine neue Form. Das Gerät ist minimal grösser als der Vorgänger, und der Bildschirm fühlt sich mit 10,5 statt 9,7 Zoll und etwas weniger Rand deutlich grösser an. Das Gewicht ist gleich geblieben: leichte und handliche 470 Gramm.
Unpässliches Zubehör
Die neue Grösse hat zur Folge, dass älteres iPad-Zubehör nun vielleicht nicht mehr passt. In meine Freitag-Hülle, die ich mir fürs allererste iPad gekauft habe, passt das neue iPad gerade noch ganz knapp. Auf der positiven Seite bekommt man dafür noch mehr Bildschirm, ohne ein merklich grösseres Gerät mit sich rumzutragen. Auch die Tastatur ist leicht grösser. Doch dazu später mehr.
Noch ein Wort zu den verschiedenen iPad-Modellen: Apple hat aktuell 4 iPads im Sortiment. Das diesen Frühling vorgestellte kostengünstige Standard-iPad, das etwas in die Jahre gekommene iPad Mini 4, das grosse 12,9-Zoll-iPad-Pro und eben das 10,5-Zoll-Pro-Modell. Bei den Namen und technischen Innereien den Durchblick zu behalten, ist nicht einfach. Immerhin: Die zwei Pro-Modelle, die es ab dieser Woche zu kaufen gibt, sind nun identisch, was Bildschirm und technische Innereien angeht. Einfach bei der Grösse unterscheiden sich die zwei.
Eine Woche ausprobiert
Ich habe eine Woche lang das kleinere iPad-Pro (ab 750 Franken) ausprobiert. Privat verwende ich das Vorgängermodell seit über einem Jahr als wichtigster Arbeits- und Freizeitcomputer. Ich möchte aus den oben genannten Gründen nicht mehr darauf verzichten. Doch hin und wieder habe ich mich dabei ertappt, dass ich mir einen minimal grösseren Bildschirm gewünscht hätte. Gerade bei sehr kleinteiligen Webdiensten, wie unserem Redaktionssystem, muss ich hin und wieder die Augen schon etwas zusammenkneifen. Da kommt das neue iPad Pro genau im richtigen Moment, möchte man meinen.
Also wie schlägt sich das neue Tablet im Alltag? Schauen wir uns drei Situationen genauer an:
Als Tablet
In erster Linie ist ein Tablet ein Bildschirm. Was das angeht, gefällt das neue iPad sehr. Wie schon beim Vorgänger passen sich die Bildschirmfarben automatisch dem Umgebungslicht an. Was wie eine technische Spielerei klingt, sorgt im Alltag dafür, dass der Bildschirm gerade beim Lesen wie Papier wirkt. Ich wünschte, jeder Bildschirm in meinem Leben, gerade im Büro und auf dem Handy, könnte das.
Neu wirkt der Bildschirm noch ruhiger. Gerade wenn man durch lange Listen scrollt, bleibt das Bild flüssig und man sieht kaum Ruckler. Der Grund liegt in der höheren Bildwiederholrate des neuen Displays. Auffälliger ist im Alltag jedoch, dass der Bildschirm noch mal heller geworden ist, und vor allem, dass er noch weniger spiegelt. Selbst in der direkten Sonne kann man damit noch halbwegs bequem lesen, wenn man das denn unbedingt will.
Einzig etwas vermisse ich nach wie vor beim Bildschirm: 3D-Touch (ehemals Force-Touch). So nennt Apple die Möglichkeit, beim iPhone oder der Apple Watch – ähnlich wie mit der rechten Maustaste – Zusatzoptionen oder Abkürzungen zu nutzen, wenn man fester auf den Bildschirm drückt. Gerade auf den Pro-Tablets würde das doch Sinn machen.
An die neue Grösse des iPads habe ich mich sehr schnell gewöhnt. Ja, ich war mir wiederholt nicht ganz sicher, ob ich nun wirklich das neue oder das alte iPad vor mir habe. Bei den technischen Innereien zeigt sich ein ähnliches Bild. Dass das neue Modell noch mal deutlich leistungsfähiger sein soll, habe ich nicht gemerkt, da ich schon beim Vorgänger nie ans Limit gestossen bin. Es ist rasend schnell. Egal, was man macht, warten muss man nie.
Beim Akku verspricht Apple eine Ausdauer von 10 Stunden. Tatsächlich ist das iPad das einzige Techgerät in meinem Alltag, bei dem ich nie Akku-Sorgen habe. Beim neuen war es die letzten Tage auch wieder so. Es hält und hält und hält. Ohne es minutiös ausgemessen zu haben, vermute ich, dass es die versprochenen 10 Stunden sogar übertreffen kann.
Als Laptop
Dank Microsofts Surface-Programm (und allen Nachzüglern) besteht inzwischen kein Zweifel mehr, dass ein Tablet auch ein Laptop sein kann. Ob man das will, ist freilich eine andere Frage. Dank dem ausklappbaren Ständer, den flexiblen Bildschirmwinkeln und einer Tastatur, die man flach oder schräg verwenden kann, ist das Surface nach wie vor das Mass aller technisch möglichen Dinge. Im Laptop-Modus kann das iPad mit der Fülle an Bequemlichkeit nicht mithalten. Man muss erst lernen, wie man die Tastaturhülle (179 Franken) richtig zusammenfaltet, und mehrere Bildschirmwinkel gibt es bei Apple auch nicht. Da muss man schon zu Logitech und anderen Herstellern ausweichen.
Da das neue iPad minimal grösser ist, ist auch die Tastatur mitgewachsen. Obwohl ich die iPad-Tastatur vom letzten Jahr sehr schätze, tippe ich auf der neuen noch mal deutlich schneller und vor allem zuverlässiger. Was so ein paar Millimeter ausmachen!
Übrigens: Dank der neuen Speicher-Option von 512 GB braucht sich das iPad nun auch in dem Bereich vor keinem Laptop zu verstecken. Die Minimalgrösse wurde mit 64 GB ebenfalls angehoben.
Die grösste Verbesserung im Laptop-Bereich ist aber nicht in der Hardware zu suchen. Mit iOS 11, das im Herbst (vermutlich September) als Gratis-Update auf neue und alte iPads kommt, wird das Apple-Tablet vollends zum Laptop-Ersatz. Eine Dateiverwaltung, besseres Multitasking, leichteres Wechseln zwischen Apps und Drag & Drop (einfaches Verschieben von Dateien, Text oder Fotos) sind nur ein paar Neuerungen, die sich iPad-Profis wie ich seit Jahren wünschen. Sollten sie doch den Umgang mit dem Tablet deutlich vereinfachen.
Ein erster Eindruck der neuen Software an der Apple-Entwicklerkonferenz, die ich auf Einladung besuchte, war äusserst vielversprechend. Zwar noch nicht an allen Enden fertig, gefielen die neuen Funktionen sehr. Zumal sie einem Gelegenheitsnutzer, der keine Verwendung dafür hat, kaum im Weg sein sollten. Besonders gut gefiel die neue Software-Tastatur, bei der man mit Wischgesten praktisch ohne die Shift-Taste auskommt.
Interessant auch, wie wenig man den Home-Knopf mit iOS 11 noch braucht. Mit iOS 10 muss ich ständig doppelt auf den Knopf drücken, um Apps zu wechseln. Dank dem neuen App-Dock, das ein bisschen an den Mac erinnert, dürfte das künftig viel weniger der Fall sein. Ist das vielleicht ein Vorbote für ein nächstes, knopfloses iPad? Beim iPhone dürfte dieser Schritt dieses Jahr vollzogen werden. Das iPad übernimmt solche Änderungen häufig ein Jahr später.
Als Zeichen-Tablet
Die letzte Alltagssituation, in der sich das iPad Pro immer wieder bewährt, ist der Gebrauch als Zeichen-, Notiz- oder Skizzier-Tablet. Noch vor ein paar Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich je wieder zum Stiftnutzer, ja zum Stift-Fan werde. Seit ich mir das Surface Pro 3 gekauft habe, schreibe ich fleissig Notizen in One Note, und seit unser Junior das Zeichnen für sich entdeckt hat, malen wir zusammen auf Tablets von Vögeln über Zeppeline bis zu irgendwelchem Chrüsimüsi alles, was uns grad einfällt. Am liebsten malen wir mit der Linea-App. Da sie sehr einfach zu bedienen ist und doch reichlich Möglichkeiten bietet.
Apple erklärte mir, dass wegen der höheren Bildwiederholrate des Bildschirms das Schreiben und Malen mit dem Stift auf dem neuen iPad Pro noch realistischer aussehe, da es noch weniger Verzögerung gebe. Tatsächlich glaube ich, den Effekt im Direktvergleich zu sehen. Man muss aber sehr genau hinschauen. Würde ich mir deshalb ein neues Tablet kaufen? Natürlich nicht. Aber willkommen ist die Verbesserung alleweil.
Mehr noch würde ich es jedoch begrüssen, wenn Apple den Stift (109 Franken) dem Tablet beilegen würde. Selbst hätte ich mir nämlich den Surface-Stift damals nie gekauft, wenn er nicht in der Schachtel schon dabei gewesen wäre.
Einen anderen Kritikpunkt am Stift hat Apple auf typische Art und Weise wenigstens teilweise entkräftet. Da der Stift nicht am Tablet befestigt werden kann, drohte er leicht verloren zu gehen. Verschiedene Hersteller haben daher Hüllen mit speziellen Halterungen entwickelt. Nun gibt es so eine auch von Apple. Die Lederhülle mit Stifthalterung (149 Franken) zeigt, dass der Konzern das Problem und die damit einhergehende finanzielle Chance ebenfalls erkannt hat.
Fazit: Wenn Budget und Marke keine Rolle spielen, gibt es aktuell kein besseres Tablet als das neue iPad Pro. Wie immer lohnt es sich, bei Apple auch einen Blick auf das immer noch vielerorts erhältliche und inzwischen billigere Vorjahresmodell zu werfen. Wer auf all die Pro-Funktionen und den tollen Bildschirm verzichten kann, sollte auch einen Blick auf das im Frühling vorgestellte deutlich kostengünstigere iPad werfen. Schade ist am neuen iPad Pro einzig, dass es noch mit iOS 10 und nicht dem dafür optimierten iOS 11 ausgeliefert wird. Man muss sich also noch bis Herbst gedulden, bis auf dem neuen Tablet die Software läuft, die extra dafür entwickelt wurde und die es vollends zum Laptop-Ersatz machen dürfte.
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Das neue iPad Pro 10,5 im Alltagstest
Grösserer Bildschirm, mehr Leistung: Redaktion Tamedia hat das neue Apple-Tablet eine Woche lang ausprobiert.