Das Pannenflugzeug
Der Militärtransporter, der bei Sevilla abgestürzt ist, soll in verschiedenen Luftwaffen zum Einsatz kommen – auch in Deutschland. Dort hat der A400M schon für Mehrkosten von 1,4 Milliarden Euro gesorgt.
Bei der Militärmaschine, die bei Sevilla auf einem Testflug abgestürzt ist, handelt es sich um einen Airbus A400M, ein grosses, propellergetriebenes Transportflugzeug. Wie «Spiegel Online» mit Verweis auf Airbus schreibt, war die abgestürzte Maschine das Modell mit der Fertigungsnummer MSN 23, das für die türkische Luftwaffe vorgesehen gewesen sei. Es war demnach auf einem seiner ersten Flüge. Das Flugzeug hatte sich noch in der Testphase befunden und war noch nicht an die Streitkräfte eines Landes ausgeliefert worden.
Airbus machte zum Unglück zunächst keine näheren Angaben, bestätigte aber, dass die Maschine im Juni an die Türkei hätte geliefert werden sollen. Zudem sei ein Krisenstab eingerichtet worden, sagte ein Sprecher. In Sevilla steht das Endmontagewerk für den A400M. Airbus-Unternehmenssprecher James Darcy sagte, man habe die Produktion des Fliegers zuletzt wie geplant ausgeweitet, von acht im vergangenen Jahr auf geplante 14 in diesem.
Die Rauchsäule nach dem Unglück war in weiter Entfernung zu sehen. (Video: Reuters)
Schon vor dem Absturz war der A400M zu einer riesigen Hypothek für Airbus geworden. 2003 war er von den NATO-Staaten Deutschland, Belgien, Frankreich, Grossbritannien, Luxemburg, Spanien und der Türkei gemeinsam in Auftrag gegeben worden. Der Jungfernflug fand 2009 statt. Doch auch sechs weitere Jahre später ist die Inbetriebnahme der ersten Maschine für das deutsche Verteidigungsministerium in weiter Ferne.
Im Dezember erhielt die deutsche Bundeswehr mit vierjähriger Verspätung ihren ersten von 53 bestellten A400M. Es gibt aber noch erheblichen Nachbesserungsbedarf. Das Ziel, den Transporter, der als Ersatz für die altersschwachen Transall dringend benötigt wird, 2019 einsetzen zu können, gilt inzwischen als höchst fraglich. Von den insgesamt 174 bestellten Maschinen wurden nicht mehr als zwölf ausgeliefert.
32 Tonnen an Bord
Der A400M ist viel grösser und deutlich schneller als die Transall. Das neue Flugzeug kann 25 Tonnen 3400 Kilometer weit transportieren. Maximal kann der Riesenvogel mit einer Spannweite von 42,4 Metern sogar 32 Tonnen an Bord nehmen. Den Schub liefern vier Propeller, jeder hat mehr als 10'000 PS.
Der A400M kann auch tief fliegen und Fallschirmjäger absetzen - bislang allerdings nur in Simulationen. Für Starts und Landungen auf kurzen und unbefestigten Landebahnen sind noch Nachbesserungen nötig. Auch das Schutzsystem bei Angriffen reicht der deutschen Armee nicht aus. Schon jetzt liegen die Mehrkosten für Deutschland bei 1,4 Milliarden Euro, wie aus einem im März vorgelegten Bericht des Verteidigungsministeriums hervorgeht. In dem Bericht werden zwölf Risiken und Probleme aufgelistet, die noch behoben werden müssen.
Airbus-Chef Tom Enders hat sich öffentlich für die Pannenserie entschuldigt. Bei der Sparte Airbus Defence and Space wurde im Januar der Direktor für Militärflugzeuge ausgetauscht.
Testflüge ausgesetzt
Auch politische Reaktionen liessen in Deutschland nach dem Absturz nicht lange auf sich warten: Die Linkspartei forderte als Reaktion auf das Unglück einen sofortigen A400M-Beschaffungsstopp. «Der jetzige Absturz ist nur der traurige Höhepunkt einer Pannenserie», sagte der Vizevorsitzende Tobias Pflüger. Der Bundesregierung seien die technischen Probleme beim A400M bekannt, die Beschaffung müsse daher sofort gestoppt werden. «Eine weitere Anschaffung des A400M ist verantwortungslos», erklärte Pflüger.
Die A400M der Bundeswehr muss nach dem Unglück von Sevilla erst einmal am Boden bleiben. Das entschied der Inspektor der Luftwaffe, Generalleutnant Karl Müllner, nach Angaben eines Sprechers. Demnach soll das Flugzeug mindestens so lange nicht mehr verwendet werden, bis die Ursache für den Absturz der Maschine in Spanien geklärt ist. Ein Sprecher der Luftwaffe sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Wir werden uns die Ursache für diesen Absturz ganz genau anschauen und kein Risiko für unser Personal eingehen.» Neben Deutschland hat Airbus den A400M bislang an vier weitere Länder ausgeliefert: Grossbritannien, Malaysia, Frankreich und die Türkei. Auch Grossbritannien setzte als Reaktion aus Vorsicht die Nutzung seiner A400M vorerst aus, wie das Verteidigungsministerium in London mitteilte.
sda/AP/AFP/thu
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