Das perfekte Doppelspiel
Gegenüber den USA macht Jamaikas Premier Bruce Golding auf Gangsterverfolgung. Doch sein vermeintlicher Feind, Drogenbaron Dudus Coke, ist offenbar auch sein Freund. Und zwar ein sehr guter.

Als die USA im August 2009 einen internationalen Haftbefehl für Drogenbaron Christopher Dudus Coke erliessen, musste das für Jamaikas Premier Bruce Golding ein böses Erwachen gewesen sein. Seine Strategie, mach dir den Feind zum Freund, schien Schiffbruch zu erleiden.
Wie der britische «Independent» und der amerikanische TV-Sender ABC gleichzeitig berichten, hatte sich Golding zum Erhalt seiner politischen Macht die Dienste von Cokes Gang gesichert. ABC ist angeblich im Besitz eines Papiers der US-Behörden, wonach Golding als «in die kriminellen Machenschaften von Coke Eingeweihter» bezeichnet wird.
«Die hatten eine fast symbiotische Beziehung»
Wie das? Gemäss dem Bericht soll sich der Führer der nun regierenden Jamaican Labour Party (JLP) den letzten Wahlsieg mit Hilfe der Gangsterbande von Dudus Coke gesichert haben. «Goldings JLP war durch Cokes mörderische und waffengewaltige Taktik an die Macht gelangt», so das Papier mit eindeutigen Worten.
Ähnlich sieht das auch der britische «Independent». Das Blatt zitiert einen in Miami heimischen Jamaika-Experten. «Die hatten eine fast symbiotische Beziehung», so der Universitätsprofessor und Anwalt David Rowe. Will heissen, der Politiker sichert dem Gangster Straffreiheit zu, und umgekehrt kann er auf die Dienste des Kriminellen zählen. Dazu gehört das Eintreiben von Geld und das Erzwingen von gewünschten Wahlstimmen unter Androhung von Waffengewalt.
Wütende Tirade des Premiers
Inzwischen hat der Angeschuldigte reagiert. Und wie. Vehement weist er zurück, mit Coke irgendwie verbunden zu sein. Dabei geisselt er explizit die Berichterstattung von ABC und «Independent».
Allerdings wird er diese Geister wohl nicht so schnell los. Zu erdrückend scheint die Sachlage. Auch die grösste Zeitung des Landes «Jamaica Observer» schreibt nun, wenn auch zwischen den Zeilen, dass man die Basis für die jetzigen Gewaltausbrüche in den letzten Jahren gesät habe. «Zu lange bewegen wir uns nun schon auf einen Gewaltausbruch zu, weil die Kriminellen von den Mächtigen zwecks Machterhalts unterstützt werden. (…) Das muss ein Ende haben.»
An der Macht bleiben
Ob Golding aus dieser nun zutage gekommenen Verflechtung mit der Unterwelt politischen Schaden davontragen wird, ist noch nicht einmal klar. Jamaikas Bevölkerung ist sich solche unheiligen Verbindungen offenbar gewöhnt. Als Cokes Vater, auch er Drogenboss mit höheren Weihen, 1992 starb, marschierte der damalige Premier, Edward Seaga, bei der Trauerfeier mit. Auch Seaga gehörte der Partei Goldings, der JLP, an.
Und noch ein Beispiel zeigt die seltsamen Interessenverflechtungen Goldings. Laut dem ABC-Bericht soll er eine amerikanische Agentur angeheuert haben, um gegen das Auslieferungsbegehren Washingtons zu lobbyieren.
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