«Das Problem wird nur den Pendlern angelastet»
PendlerkostenBahn- und Autofahrer sollen den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur finanzieren,TA vom 21. 1.;Bahnfahren könnte bis 2017 um 30 Prozent teurer werden,TA vom 22. 1. Mieten beinahe unbezahlbar. «Wir wollen nicht unterstützen, dass man quer durch die ganze Schweiz pendelt» sagt Bundesrätin Leuthard. Dann sollten aber die Arbeitsplätze näher am Arbeitsort zu finden sein, und das Amt für Wirtschaft und Arbeit sollte von den Arbeitsuchenden nicht verlangen, bis 4 Stunden Arbeitsweg im Tag in Kauf zu nehmen. Solange in den Städten die Mieten beinahe unbezahlbar sind, werden viele in die Agglomeration verdrängt, was die «Pendelwut» noch vergrössert. Hier muss man ansetzen. Und die entstehende Zersiedelung sollte mit zukunftsweisender Planung unterbunden werden. Die Bestrebungen in diese Richtung bestehen schon, sie harren nur der Verwirklichung. Sophie Schmukle, Horgen Abzüge streichen. Den Pendlerverkehr zu verteuern ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Längerfristig wäre aber die Streichung aller Abzüge für den Arbeitsweg vom steuerbaren Einkommen der wirksamere Weg. Die Mehrkosten für die Pendler könnten teilweise, dank höheren Steuereinnahmen, durch entsprechende Senkung der Gemeindesteuern abgefedert werden. Langfristig würden viele Angestellte näher an Ihren Arbeitsort ziehen. Es müssten weniger neue Strassen gebaut werden. Ebenso würden weniger Unterhaltskosten anfallen. Das wäre, die Bauunternehmer ausgenommen, für alle ein Gewinn. Hans Mühlebach, Zürich Arbeitgeber miteinbeziehen. Der aufmerksame Leser stellt seit längerem fest, dass das Thema Kostenwahrheit im öffentlichen und privaten Verkehr in homöopathischen Dosen in die Medien getragen wird. Mit der Forderung des Bundesrates nach kostendeckenden Preisen ist die Katze nun aus dem Sack. Es fällt auf, dass das Mobilitätsproblem vor allem von den Wirtschaftsverbänden ausschliesslich den Pendlern angelastet wird. Zur korrekten Beurteilung der Kostenwahrheit muss das Verursacherprinzip umfassend herangezogen werden. Die politische Marschrichtung, wonach für die Pendler finanzielle Anreize zu schaffen sind, damit sie Wohn- und Arbeitsort näher zusammenlegen, ist richtig. Höhere Bahntarife und die Aufhebung des Steuerabzuges für den Arbeitsweg sind geeignete Massnahmen, um ein Umdenken einzuleiten. Nicht aus der Verantwortung zu entlassen sind aber die Arbeitgeber. Dass im Zeitalter der elektronischen Datenverarbeitung, der drahtlosen Kommunikation und des Internets die rückwärtigen Dienste von Banken, Versicherungen, Telekommunikationsfirmen und anderer Dienstleister, ihren Standort in den Zentren haben, ist ein Anachronismus. Das sind Arbeitsplätze, deren Standort nicht zwingend an die Zentren gebunden sind, sondern die in den Agglomerationen oder dem weiteren Umland angesiedelt sein können, nämlich dort, wo die Arbeitnehmer zu Hause sind. Nebst der geforderten Kostenwahrheit für die Pendler muss auch eine solche für die Standortentscheide der Unternehmen postuliert werden. Der Wirtschaft darf es nicht gestattet werden, dass sie sich ohne Kostenfolgen aus der Verantwortung stiehlt. Peter Bachmann, Winterthur Kapazitäten nicht ausbauen. Es ist grundsätzlich richtig, die Mobilitätskosten zu erhöhen. Das zusätzlich eingenommene Geld sollte aber nicht dazu verwendet werden, die Verkehrskapazitäten auszubauen, insbesondere nicht in die Grossagglomerationen der Schweiz. Nicht nur die Weitpendler in die Grossagglomerationen sollen dazu angehalten werden, in den Grossagglomerationen selbst Wohnsitz zu nehmen respektive einen Arbeitsplatz in der Nähe ihres Wohnortes zu suchen. Auch die Wirtschaft muss sich fragen, ob wirklich alles und jedes in den Grossagglomerationen angesiedelt werden muss. Es gibt doch auch Unternehmungen, die nicht unbedingt auf zentralste Lagen oder Flugplatznähe angewiesen sind. Auch mit einer Verlagerung von Unternehmensstandorten lassen sich die Pendlerdistanzen verkürzen. Alex Schneider, Küttigen Sinkende Löhne, steigende Kosten. Kaum haben die Bürgerlichen den Linken das Uvek handstreichartig weggenommen, bekommen wir nun einen ersten Vorgeschmack auf die Konsequenzen: Frau Leuthard will die Bahnpreise massiv erhöhen und vor allem Pendler während der Stosszeiten überproportional zur Kasse bitten. Als ob die Arbeitnehmer wählen könnten, wann sie zur Arbeit fahren wollen. Hinzu kommt, dass auch die SBB zusätzlich Preiserhöhungen für nötig halten. Gleichzeitig konnten wir diese Woche lesen, dass die Löhne im Wirtschaftsraum Zürich erstmals gesunken sind. Dass der Wohnungsmarkt im Grossraum Zürich schon lange aus dem Ruder gelaufen ist und Arbeitnehmende mit durchschnittlichem Lohn sich das Wohnen in der Stadt längst nicht mehr leisten können und deshalb gezwungen sind, in der Agglomeration zu wohnen und zur Arbeit zu pendeln, ist eine Tatsache. Und schliesslich sollen wir nun also den ÖV darüber hinaus auch noch mit Steuergeldern finanzieren, da nach dem Willen des Bundesrates künftig in der Steuererklärung nur noch minime Abzüge für die Reisekosten zum Arbeitsplatz gemacht werden dürfen. Ich halte fest: Wir können nicht mehr wohnen, wo wir wollen, sondern nur noch dort, wo es unser Budget erlaubt, der Druck auf die Löhne steigt, und die immer weitere Anreise zum Arbeitsplatz wird immer teurer – von anderen Verteuerungen wie bei den Krankenkassen gar nicht zu reden. Durchschnittlich Verdienende können sich immer weniger leisten, weil sie immer mehr abgezockt werden. Eine solche Politik ist einfach nur noch zynisch. Pascale Poulin, Lenzburg «Es muss auch eine Kostenwahrheit für die Standort-entscheide der Unternehmen postuliert werden.» Auch die Pendler, die mit der S-Bahn zur Arbeit fahren, sollen stärker zur Kasse gebeten werden.Foto: Patrick Gutenberg
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