Das sagt die Ju-Air zum Verbot von kommerziellen Flügen
Der Bund hat der Oldtimer-Airline strengere Auflagen gemacht und sie erneut kritisiert. Der Ju-Air-Sprecher wehrt sich.
Würden Sie selber noch in eine Ju steigen?
Ich fliege nun seit 26 Jahren und habe viele Flugzeuge und Betriebe gesehen. In die eine Ju-52 der Ju-Air steige ich jederzeit wieder ein. Ich habe grösstes Vertrauen in die Crews am Boden und in der Luft und auch in die Flugzeuge selber.
Das Bazl spricht von «höheren Risiken».
Wir sehen keine höheren Risiken. Unsere Flugzeuge sind sicher. Wir haben sie bis zum sehr tragischen Unfall vom 4. August 36 Jahre ohne grössere Vorfälle betrieben.
Welche Massnahmen, die vom Bazl gefordert sind, hat die Ju-Air noch nicht umgesetzt?
Keine. Wir haben auf der technischen Seite noch gar keine konkreten Anforderungen erhalten, und auch die heute bekannt gegebenen, juristischen Veränderungen sind noch nicht konkretisiert.
Sie werden vom Bazl verpflichtet, zur Gewährleistung eines sicheren Flugbetriebs externe Fachleute und Organisationen zu verpflichten. Übersteigt dies Ihre finanziellen Möglichkeiten nicht?
Nein. Der Beizug von externen Fachleuten ist in der Aviatik gang und gäbe. Das ist also heute schon so. Die Ju-Air ist solide finanziert, hat über 36 Jahre Rückstellungen gebildet und kann sich zudem auf Unterstützer verlassen, denen die Aviatikgeschichte dieses Landes wichtig ist.
Sind diese Fachleute und Organisationen wirklich unabhängig?
Ja. Es handelt sich um vom Bundesamt zertifizierte Betriebe mit zertifizierten Fachleuten – vor allem auf den Gebieten der Materialwissenschaften, des Strukturbaus und der Motoren.
Wie gross ist das Budget zur Renovation aller drei Flugzeuge?
Genaue Zahlen haben wir noch nicht. Es wird siebenstellig sein.
Ist die Chance realistisch, dass Ihnen das Bazl eine Übergangsregelung gewährt, damit Sie bereits Ende Mai wieder fliegen können?
Das hoffen wir sehr. Das betreffende Flugzeug ist in sehr gutem Zustand und kann sicher betrieben werden.
Künftig dürfen nur noch Vereinsmitglieder mitfliegen. Ist das nicht bloss ein Trick zur Umgehung des Verbots für kommerzielle Flüge?
Nein. Es ist eine andere juristische Grundlage. Sie besteht seit Jahrzehnten und nicht nur bei der Ju-Air.
Wie lang ist die Liste von Fluginteressierten oder von solchen, die bereits ein Ticket gebucht und bezahlt haben?
Mehrere Tausend – und das hat bei uns Tradition: Unsere Passagiere kaufen zuerst einen Gutschein, in dem auch die Vereinsmitgliedschaft inbegriffen ist. 30 Tage danach können sie mit dem Gutschein dann einen konkreten Flug buchen. Da sehr viele Gutscheine als Geschenke gekauft werden, bleiben sie manchmal lange offen, bis sie abgeflogen werden.
Wie viele Vereinsmitglieder haben Sie?
Rund 7000 – und es kommen laufend neue dazu.
Gibts noch genügend Piloten für die Aufnahme des Flugbetriebs?
Ja. Wir haben ein Pilotencorps, welches für den Betrieb von drei Flugzeugen ausgelegt ist.
Wie weit sind Ihre Informationen zur Absturzursache? Nutzen Sie diese zur Schulung und Betreuung der Piloten?
Wir wissen von der Sust, was auch die Öffentlichkeit weiss. Wenn dereinst ein Schlussbericht vorliegen wird, werden wir ihn zur Schulung aller unserer Abteilungen verwenden. Wir wollen aus der Tragödie lernen.
Das Interview wurde schriftlich geführt
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