Das sind die Tops und Flops unter den neuen Kinofilmen
Ein entlassener Manager, ein gewalttätiger Läufer und Lady Gaga in der Rolle einer aufstrebenden Sängerin: Das sind die Kinostarts diese Woche.

Ceux qui travaillent
Frank Blanchet (Olivier Gourmet) arbeitet in Genf bei einer Firma, die mit Containertransporten handelt. Als er einen folgenreichen Entscheid fällt, der ihn moralisch disqualifiziert, wird er entlassen. Der Unnahbare fällt in eine Krise, die ihn auch von seiner Familie entfremdet. Nur seine kleine Tochter Mathilde (Adèle Bochatay) hält zu ihm. Was im Beschrieb klingt wie noch ein Film über einen Manager in der Krise, erweist sich als grossartige, subtile Studie darüber, was der Kapitalismus aus uns macht. Ein überragender Olivier Gourmet belebt die Hauptfigur in all ihren Widersprüchen. Sein Frank Blanchet ist unerträglich, aber als einziger ehrlich zu sich selber. Mit seinem ersten Spielfilm ist dem Genfer Antoine Russbach ein Meisterwerk gelungen. (jmb)
Riffraff
Der Läufer
Er ist ein unauffälliger junger Mann. Doch wie Jonas (Max Hubacher) den Blick abwendet, wenn ihn eine junge Frau im Bus ansieht, wie er aus dem Schlaf schreckt, wenn er vom toten Bruder träumt, wie er als Sportler trainiert, als ginge es um sein Leben: das verrät ein Trauma, das ihn zum Gewalttäter werden lässt. Hannes Baumgartner liess sich vom Fall des Waffenläufers Mischa Ebner inspirieren, der 2002 in Bern mehrere Frauen brutal angriff und eine tötete. Der Regisseur nimmt mit kühlem Blick die Täterpsychologie ins Visier und verzichtet auf Effekte und Thrill. Das ist bedrückend karg und beeindruckend konsequent. Max Hubacher glänzt in der auch physisch anspruchsvollen Rolle. (reg)
Riffraff
Lazzaro felice
Eine Schlossherrin in Italien hält sich eine Bauernschaft als Sklaven. Aus diesen Menschen sticht bald einmal Lazzaro (Adriano Tardiolo) hervor, der in eine Entführung verwickelt wird. Nicht einmal der Tod kann ihm etwas anhaben. Lazzaro, dieser tumbe Tor, erinnert an Filmfiguren des grossen Pier Paolo Pasolini. Aber die Italienerin Alice Rohrwacher zeigt in ihrem dritten Spielfilm, dass sie längst eine eigenständige Filmsprache entwickelt hat. Im ländlichen Teil des Films funktioniert das wunderbar, im zweiten, städtischen Teil wirkt es manchmal etwas verkrampft. Und doch: das originellste Kinomärchen des Jahres. (ml)
Arthouse Movie
A Star Is Born
Das ist die klassische Geschichte eines abgehalfterten Künstlers (Bradley Cooper), der die Karriere einer jungen Sängerin (Lady Gaga) lanciert. Das vierte Remake dieses Stoffs ist zugleich das Regiedebüt von Bradley Cooper. Er trägt seinen Old-School-Gitarrenhelden würdevoll zu Grabe, Lady Gaga lässt sich als angehende Singer/Songwriterin zum Dancepop-Act umformen. Da liefert der Film nicht nur aktuelle Musikgeschichte mit, sondern nimmt sich auch die Zeit, viele Konzertszenen nicht nur anzutippen, sondern auszuspielen. (zas)
Abaton, Arena, Capitol, Corso, Houdini, Kosmos
Venom
Ein Journalist (Tom Hardy) recherchiert im Fall einer zwielichtigen Firma, die anscheinend tödliche Experimente an Menschen durchführt. Dabei stösst er auf einen ausserirdischen Symbionten, der sich mit ihm verbindet und ihm damit zu Superkräften verhilft – aber auch seine Persönlichkeit verändert. Die Jekyll und Hyde-Symbiose von Mensch und Superheldenmonster ist die subversiv abgründige Version von Spider-Man. Ruben Fleischer, der schon den Untoten in «Zombieland» einen irren Twist gab, verbindet rasante Action, aberwitzige Science Fiction, bissige Komödie und berührende Romanze so nahtlos fetzig wie sich die Symbioten mit Menschenkörpern vereinen. Und Tom Hardy macht aus der Entdeckung der unheimlichen Fähigkeiten, mit Saug-Tentakeln, die als allesumschlingende Masse aus seinen Armen wuchern, fürchterlichen Zahnreihen und der Riesenzunge ein existenzielles Abenteuer. (SZ)
Abaton, Arena, Corso, Metropol
Werk ohne Autor
Dies ist die Geschichte eines Künstlers (Tom Schilling). Drei Stunden lang ist sein Weg zu beobachten, hinaus aus der Nazizeit, hinein in das dogmatische Kunstwesen der jungen DDR und von da in die Kunstfreiheit des Westens, wo man seine eigenen Verbindlichkeiten definieren muss. Die Geschichte deutscher Kunst und deutscher Schuld im 20. Jahrhundert reiben sich aneinander. Der Film hat seine gepflegten Qualitäten. Aber Folgendes will man ihm nicht verzeihen: Es sind parallel montiert die sichtbare Vergasung besagter Tante, der Tod ihrer zwei Brüder an der Ostfront, der Luftangriff auf Dresden 1945, die Einäscherung eines Kinds. Es ist herzenskalt gepützelte Theatralik und Kunsthandwerk der Melodramatik. Und sehr einseitiger Welttragödienkitsch. (csr)
Abaton, Arena, Arthouse Alba, Capitol, Corso, Kosmos
Wonderful Losers.A Different World
Die sogenannten Gregari sind Radrennfahrer, die nie gewinnen: Ihre Aufgabe besteht darin, dem Mannschaftskapitän zum Sieg zu verhelfen. Sie schützen ihn vor dem Wind, ermüden Konkurrenten, tragen Wasserflaschen und Sandwiches. Nicht selten kommt es zu einem gefährlichen Sturz; eine gebrochene Schulter oder ein blutendes Gesicht sind aber längst kein Grund, um das Rennen zu unterbrechen. Ein wunderschöner, fesselnder Dokumentarfilm. Es ist, als ob er von einem dieser Rennfahrer gedreht worden wäre: mit einfachen Bildern von einfachen Menschen, die ihrem Schicksal als ewige Verlierer einen höheren Sinn abgewinnen können. (pfb)
Riffraff
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