Das Smartphone ist fertig erfunden? Von wegen!
Gleich mehrere vielversprechende Ideen und Technologien stehen kurz vor dem Durchbruch. Was uns in den nächsten Jahren erwartet.

Wenn Samsung am Mittwochabend das seit Jahren immer wieder versprochene und immer wieder verschobene Falthandy vorstellt, ist dem Weltmarktführer, dem in den letzten Jahren die chinesische Konkurrenz arg zu schaffen gemacht hat, die weltweite Aufmerksamkeit sicher.
Ob das Gerät dann auch alltagstauglich ist, muss sich zeigen, aber etwas ist Samsung damit auf jeden Fall schon mal gelungen. Das Handy läutet eine neue Phase im Smartphone-Zeitalter ein: Nach fünf Jahren auf einem Entwicklungsplateau mit vielen kleinen Verbesserungen, aber ohne grosse Sprünge werden neue Handys jetzt wieder spannend.
In diesen Bereichen darf man in den nächsten Jahren einiges erwarten:
Faltbare Bildschirme: Nach Jahren mit Prototypen und Designstudien sind bieg- und rollbare Bildschirme nun so weit, dass man sie in grossen Stückzahlen herstellen kann. Noch fehlt es allerdings an wirklich überzeugenden Geräte-Designs und vor allem an der dafür nötigen Software. Dennoch ist schon jetzt klar, dass ein Bildschirm, dessen Grösse sich den Nutzerbedürfnissen anpassen lässt, sehr viel Potenzial hat.
5G: Ähnlich wie die faltbaren Bildschirme kommt der neue Mobilfunkstandard mit grossen Versprechungen daher. Erst wird damit alles einfach ein bisschen schneller, doch in den nächsten Jahren dürfte 5G ganz neue Apps und Dienste ermöglichen, die wir uns jetzt noch nicht vorstellen können, aber schon bald nicht mehr missen wollen.
E-SIM: Zum Schrecken der Telecomkonzerne ist die E-SIM bereits in ersten Geräten (sogar den neusten iPhones) eingebaut. Sie ermöglicht es, unbürokratisch den Anbieter zu wechseln oder im Ausland einen günstigen Prepaid-Dienst zu nutzen, und das alles, ohne das friemelige SIM-Kärtchen auszutauschen. Positiver Nebeneffekt: Ohne SIM-Karte kann einem auch der entsprechende Einschub nicht mehr kaputt gehen. Bis die E-SIM auch in billigeren Geräten auftaucht, wird es noch etwas dauern, aber ihr Siegeszug wird sich nicht aufhalten lassen.
Sensoren hinter Bildschirmen: Frontfüllende Bildschirme sehen schön aus und sind im Trend. Sie stellen Hersteller aber vor ein Problem: Wo kommen Selfie-Kamera, Gesichtserkennung oder Fingerabdrucksensor hin? Manche Hersteller (etwa Apple) machen dafür oben am Handy eine Aussparung im Bildschirm. Andere Hersteller (wie demnächst Samsung) schneiden gleich ein Loch in den Bildschirm und platzieren ihre Kamera dort. Bis sich Kameras hinter dem Bildschirm verstecken lassen, wird es noch etwas dauern, aber schon jetzt kann man sehr zuverlässig den Fingerabdrucksensor hinter dem Bildschirm platzieren. Beim Huawei Mate 20 Pro hat das schon gut funktioniert. Bei neueren Handys wird es nur noch besser.
Berührungsempfindliche Gehäuse: Wer sagt eigentlich, dass nur der Bildschirm berührungsempfindlich sein kann? Handys, die man mit einem Wisch an der Kante oder auf der Rückseite bedient, ohne gleichzeitig den Bildschirm mit den Fingern zu bedecken, sind technisch bereits möglich. Noch fehlen gelungene Beispiele.
Berührungslose Bedienung: Noch einen Schritt weiter geht Googles Projekt Soli. Ein Radar-Chip erkennt Fingerbewegungen in der Nähe des Geräts. Damit kann man ein Handy oder eine Uhr bedienen, ohne sie zu berühren. Für die Technologie gibt es bereits reichlich Zulassungen. Allzu lange wird es wohl nicht mehr dauern.
Haptisches Feedback: Der technologische Nachfolger des Vibra-Alarms kann viel mehr, als nur nervig auf sich aufmerksam zu machen. Mit gezielten Vibrationen können Handys den Eindruck erwecken, man drücke auf Knöpfe, obwohl da gar keine sind. So wird der eigentliche Bildschirm plötzlich dreidimensional spürbar.
Keine Öffnungen oder Knöpfe: Dank der E-SIM, drahtlosem Laden und haptischem Feedback wird es künftig möglich, robustere Handys ganz ohne Öffnungen und bewegliche Teile zu bauen. Damit das im Alltag aber auch funktioniert und nicht zum Anwender-Horror wird, ist bei den Herstellern viel Fingerspitzengefühl gefragt.
Richtige Augmented Reality: Apple, allen Herstellern voran, wird nicht müde, die Möglichkeiten von Augmented Reality herauszustreichen. Das Platzieren von digitalen Objekten im eigenen Blickfeld ist faszinierend und voller Potenzial. Ideal funktioniert es allerdings in einer Brille (wie der Hololens von Microsoft), trotzdem funktioniert es schon heute auf Smartphones sehr gut. Richtig spannend wird es, wenn Handys noch bessere Sensoren bekommen, um den Raum und die Umgebung besser zu erfassen. Aktuell verwenden sie dazu eine Kombination aus Kameras und Software. Mit speziellen Sensoren wird da in den nächsten Jahren noch viel mehr möglich.
Dreidimensionale Bildschirme: Amazons Fire Phone war einer der grössten Tech-Flops der letzten Jahre. Seine grösste Neuerung: Ein Bildschirm, der einem mithilfe von Kameras vorgaukelte, dreidimensionale Objekte zu sehen. Amazon ist nicht der erste und nicht der letzte Hersteller, der an einem 3-D-Bildschirm scheiterte. Trotzdem arbeiten viele Firmen weiter daran. Vielleicht gelingt es ja irgendwann einer, eine dreidimensionale Benutzeroberfläche auf einen flachen Bildschirm zu bringen.
Neue Formen: Oled-Bildschirme lassen sich nicht nur biegen, sie lassen sich auch in fast beliebigen Formen herstellen: Runde Uhren und Handybildschirme mit Kameralöchern sind nur der Anfang. Runden, dreieckigen oder halbmondförmigen Smartphones steht damit technisch nichts mehr im Wege. Dass digitale Inhalte allerdings auf rechteckigen Flächen am besten zur Geltung kommen, dürfte verhindern, dass wagemutige Hersteller allzu sehr überborden.
Modularität: Der Traum von einem modularen Handy, das sich nach Belieben um neue Funktionen erweitern oder aufrüsten lässt, ist scheinbar nie ausgeträumt. Selbst grosse Flops haben die Idee nicht kleinkriegen können. Aktuell setzt vor allem Motorola weiterhin auf die Idee. Aber auch beim Fairphone lässt sich so zum Beispiel die Kamera gegen eine bessere tauschen, und selbst Apple hat mit der Akkuhülle kürzlich eine Art modulare Erweiterung fürs iPhone vorgestellt.
Kleinere Netzteile: Galliumnitrid hat das Potenzial, dereinst Silizium in Computerchips abzulösen. Doch jetzt macht das Halbleiter-Material erst einmal Netzteile deutlich kleiner und leistungsfähiger. Dereinst ermöglicht es vielleicht einmal Ladekabel, die ganz ohne Netzteilklotz auskommen, oder ganz neue Chipdesigns.
Neue Gehäuse: Wer sein Handy ohne Schutzhülle mit sich rumträgt, liebt das Risiko. Smartphones sind in den letzten Jahren – Glasrückseiten sei Dank – noch bruchgefährdeter geworden. Neue Glassorten versprechen zwar, das Risiko zu mindern, aber ein Quantensprung ist nicht in Sicht. Andere Materialien, wie zum Beispiel Rückseiten aus Leder, haben aber durchaus das Potenzial, die Schutzhülle überflüssig zu machen.
Noch mehr Kameras: Was letztes Jahr die Doppelkameras waren, werden heuer die Dreifachkameras. Selbst Apple werde bei mindestens einem der neuen iPhones auf drei Kameras setzen, hört man aus der Gerüchteküche. Wie soll das weitergehen? Gehören nächstes Jahr vielleicht sogar schon vier Kameras zum guten Ton? Fest steht, je mehr Licht eine oder eben mehrere Kameras aufnehmen, desto mehr kann die Software nachträglich damit machen. Dass die Software dabei eine Schlüsselrolle spielt, zeigen Googles Handys, die nach wie vor nur eine Kamera haben, aber in Sachen Leistung und Bildqualität keine Kompromisse machen müssen.
Wunder-Akku: Was den grössten aller Handy-Ärger angeht, ist nach wie vor keine Lösung in Sicht. Akkus werden zwar ausdauernder, Prozessoren sparsamer und Software schlauer, aber das Ein-Wochen-Handy bleibt ein Traum.
Ganz neue Geräte: Noch spannender als Smartphones selbst werden aber Geräte, die darüber hinausgehen und sie in immer mehr Bereichen überflüssig machen. Brillen sind noch ein paar Jahre entfernt, aber kluge Kopfhörer und smarte Uhren werden künftig noch grössere Rollen in unserem Alltag bekommen. Man muss nur mal beobachten, wie viele Leute Airpods in den Ohren haben. Wäre doch schade, darüber nur Musik zu hören.
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