Das U-Boot unter den Bombern
Im Luftkampf gegen die libysche Armee sind auch B-2-Tarnkappenbomber zum Einsatz gekommen, die für Radarstrahlen fast nicht zu entdecken sind – nonstop aus Missouri und zurück.
Rechnet man die Entwicklungskosten ein, hat eine B-2-Spirit einen Preis von schätzungsweise zwei Milliarden Dollar – mit Abstand der teuerste Bomberflieger der Welt, und wohl auch der effektivste. Nur 21 dieser Tarnkappenbomber wurden für die amerikanische Luftwaffe gebaut; viele von ihnen sind auf der Whiteman Air Force Base im Bundesstaat Missouri stationiert.
Eine Waffe, die nur dazu konzipiert ist, heimlich in den gegnerischen Luftraum einzudringen, um den grösstmöglichen Schaden anrichten zu können. Damit die B-2 für Radaranlagen nicht zu sehen ist, wurde ihre Form zu einer technologischen Herausforderung – zum Beispiel durch den notwendigen Verzicht auf abstehende Seitenleitwerke.
Von Menschen nicht zu steuern
Die B-2 ist damit ein «Nurflügler», aerodynamisch instabil und lässt sich nicht navigieren wie ein gewöhnlicher Jet. Hochleistungscomputer müssen jede Regung ständig ausgleichen, und die Befehle der Piloten in Bruchteilen von Sekunden «übersetzen». Dieses System ist vierfach abgesichert – fiele es aus, würde der milliardenteure Bomber schliesslich sofort abstürzen.
Damit Radarstrahlen nicht in Richtung der Station, die sie aussendet, reflektiert werden, hat die B-2 eine ausgeklügelte Form. Sämtliche Kanten wurden so angeordnet, dass die Strahlen nur in winzigen Positionen überhaupt direkt zurückgeworfen werden. Und durch die Planung einer entsprechenden Flugroute lässt sich der sogenannte Radarquerschnitt des Kampfflugzeugs extrem reduzieren. Wie gross exakt? Dazu hat sich die US-Luftwaffe bisher nie geäussert.
Hightech steckt in allen Details
Die Einsätze der Bomber sprechen freilich für sich. Sowohl im ehemaligen Jugoslawien als auch im Irak-Krieg flogen die B-2 Einsätze, und 2001 leistete der Tarnkappenbomber in Afghanistan mit 44 Stunden den längsten Kampfeinsatz in der Geschichte – nur unterbrochen von einer Landung, um die Maschine bei laufenden Triebwerken neu zu bewaffnen.
Dass dieses Tarnkappen-Konzept offenbar funktioniert, liegt nicht nur an der Form des Fliegers. Zwar sind selbst die Steuerklappen und Triebwerksöffnungen auf minimale Radarerkennung ausgelegt – doch auch für die Oberfläche des Jets wurden Materialien verwendet, die Radarstrahlen absorbieren können.
Hochempfindliche Technologie
Falls ein Kondensstreifen entsteht, entdeckt dies bei den jüngsten Modellen ein Laser-Warnsystem – und schickt eine Meldung in das Cockpit, damit der Pilot die Flughöhe verändern kann. Und um wegen feindlicher Infrarotdetektoren möglichst wenig Wärmestrahlung abzugeben, wird sogar der Abgasstrahl der Triebwerke durch eine gezielte Luftströmung heruntergekühlt.
So aufwendige Technologien machen die B-2 auch zu einem Flugzeug, das eine extrem intensive Wartung verlangt. Der einzige Verlust einer solchen Maschine trat nicht durch Abwehrfeuer ein, sondern auf der Andersen Air Force Base auf der Insel Guam – wegen ein wenig Feuchtigkeit in einem Fluglage-Sensor, der vor der Kalibrierung nicht getrocknet worden war. Die elektronische Flugregelung lieferte fehlerhafte Befehle; der Flieger startete zu steil und stürzte ab.
Auftanken während des Flugs
Anders als herkömmliche Kampfflieger müssen die B-2-Bomber ihre Waffen im Inneren des Flugzeugs transportieren, um «ungesehen» zu fliegen. Wegen des Platzmangels eignen sie sich deshalb weniger für massive oder flächenhafte Angriffe, sondern unter anderem dafür, strategisch wichtige Ziele zu attackieren, um den Luftraum für konventionelle Kampfjets sicherer zu machen.
Gelandet werden die B-2 nur auf dem amerikanischem Territorium. Für Einsätze wie etwa in Libyen werden sie – nötigenfalls mehrmals – im Flug betankt. Dennoch genügen als Besatzung zwei Piloten mit einer speziellen Ausbildung, die im Wechsel fliegen oder schlafen können. Eine Matratze gehört schliesslich zur Bordausstattung, ebenso eine Kochnische und eine chemische Toilette.
Auch in China in Entwicklung
Einem Angriff solcher Flugzeuge lässt sich nach Einschätzung von Fachleuten nur wenig entgegensetzen. Kein Wunder also, dass Militärs in aller Welt davon träumen, eine derartige Waffe einsetzen zu können. Russland beispielsweise arbeitet ebenso an der Entwicklung eines militärischen Tarnflugzeugs wie die chinesische Luftwaffe, deren Prototyp laut Augenzeugenberichten erst vor wenigen Wochen einen Testflug absolvierte.
Ob es Peking tatsächlich gelingen wird, einen einsatzfähigen Tarnbomber zu entwickeln, wird sich noch weisen. Eine Schwäche des «U-Boote unter den Bomben» würde freilich auch der chinesische Angriffsjet haben: Spätestens wenn die Waffen abgeworfen sind, weiss der Gegner, dass er da ist.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch