Die ZSC Lions im freien FallDas war es wohl für Grönborg
Das 2:6 in Ambri ist eine Bankrotterklärung der Zürcher. Ein Trainerwechsel scheint unvermeidbar, wenn sie die Saison noch retten wollen. Ihr früherer Meistercoach Marc Crawford stünde bereit.

Wiederholt sich für die ZSC Lions die Geschichte? Fünf Jahre ist es her, dass sie in der Altjahreswoche ihren schwedischen Trainer ersetzten. Der hiess damals Hans Wallson, und Sportchef Sven Leuenberger mochte nicht mehr länger zuschauen, wie sie unter diesem weiterwurstelten. Der Kanada-Schweizer Hans Kossmann kam als Nothelfer und führte das Team zurück in die Spur. Im Playoff fegten die Zürcher den Ersten (Zug) und den Zweiten (Bern) vom Eis und siegten im Final gegen Lugano in sieben Spielen.
Gut, so weit vorauszudenken, ist aktuell nicht angesagt. Aber ein weiterer Trainerwechsel über die Festtage scheint bei den ZSC Lions unvermeidlich. Seit Wochen spulen sie ihr Programm freudlos herunter, ihr Auftritt beim 2:6 in Ambri war nun eine Bankrotterklärung. Sie liessen sich von den Tessinern deklassieren und leisteten sich eine Unbeherrschtheit nach der anderen.
Auch Coach Rikard Grönborg, der für eine Schimpftirade gegen die Schiedsrichter vor der zweiten Pause eine Zweiminuten-Strafe kassierte, die zum 1:4 führte. Der Schwede wird die ZSC Lions nach dieser Saison ohnehin verlassen, er hat schon beim finnischen Spitzenclub Tappara Tampere angeheuert.
In Zürich scheint er am Ende seines Lateins angelangt. Die Entwicklung der letzten Wochen zeigt, dass die Lions an der Bande neue Impulse brauchen. Sie sind festgefahren, ihnen fehlen die Überraschungsmomente, viele Spieler wirken blockiert oder frustriert.
Schon nach der letzten Saison diskutierte man bei den ZSC Lions, ob man sich trotz der Finalteilnahme von Grönborg trennen sollte. Auch, weil er rein auf den kurzfristigen Erfolg coacht und die Jungen nicht weiterbringt. Dass man mit ihm weiterfuhr, war vertretbar. Schliesslich hatte man den Meistertitel gegen den EV Zug nur knapp verpasst.
Doch der erhoffte Schritt vorwärts ist in dieser Saison trotz hochkarätiger Zuzüge wie jener von Hrubec, Kukan, Lehtonen, Wallmark oder Texier ausgeblieben. In den ersten Monaten zeigten sich die ZSC Lions wenigstens noch gut organisiert und defensiv solide. Zuletzt ist ihnen auch diese Qualität abhanden gekommen. Und offensiv sind sie äusserst berechenbar.
Nach dreieinhalb Jahren brauchen die ZSC Lions eine neue Stimme. Oder vielleicht eine altbekannte. Der Kanadier Marc Crawford, unter dem sie von 2012 bis 2016 erfrischendes Offensiveishockey spielten und 2014 Meister wurden, wäre verfügbar. Der 61-Jährige verrannte sich zwar in seinem letzten Zürcher Jahr mit Jungstar Auston Matthews. Doch das ist lange her.
An der Motivation würde es Crawford jedenfalls nicht mangeln. Und lange einführen müsste man ihn nicht. Er weiss, wie das Schweizer Eishockey funktioniert und was die Ansprüche in Zürich sind: Meister zu werden.
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