ZSC Lions schaffen erste Hürde«Das war kein Augenschmaus, es ging voll über den Kampf»
Als Erste qualifizierten sich die Zürcher für den Playoff-Halbfinal. Chris Baltisberger erklärt das Erfolgsrezept gegen den HCD und lobt auch einen Gegenspieler.

Es war ganz ruhig am Freitag spät in den Gängen der Swiss-Life-Arena. Die Davoser Spieler assen Pasta vor ihrer Garderobe, Goalie Sandro Aeschlimann tigerte herum und konnte immer noch nicht recht fassen, was geschehen war. ZSC-Center Lucas Wallmark und HCD-Verteidiger Klas Dahlbeck diskutierten freundschaftlich, derweil Denis Hollenstein vorbeihumpelte mit seinen Stöcken.
Der Davoser Hüne Claude Paschoud, selber ein gebranntes Kind punkto Verletzungen, drückte ihm sein Mitgefühl aus und schüttelte den Kopf. Hollenstein fällt für den Rest des Playoff mit einem doppelten Sehnenriss aus – wegen eines unglücklichen Zusammenpralls in Spiel 3.
So erbittert sich die beiden Teams während zehn Tagen auf dem Eis bekämpft hatten – manchmal auch überhart – als es vorbei ist, ist alles vergessen und vergeben. So ist das im Eishockey. Für den HCD mündete der Viertelfinal in eine weitere Playoff-Enttäuschung in der Ära nach Arno Del Curto, für die ZSC Lions geht die Reise weiter. Weil sie die Serie in fünf Spielen abschlossen, kamen sie sogar zu einem freien Wochenende.
«Diese zwei Tage sind Gold wert», sagt Chris Baltisberger, seinen zweijährigen Sohn Kian auf dem Arm. «Jetzt können wir dem Körper kurz eine Pause gönnen und Zeit mit der Familie verbringen.» Schmunzelnd fügt er an: «Auf den Spielplatz gehen, beispielsweise. Dann fangen wir wieder neu an, stellen wir uns auf den nächsten Gegner ein.» Am Donnerstag starten die Halbfinals.
Die Serie gegen Davos war intensiv, temporeich, hart, bot aber nur selten Eishockey für die Galerie. Oder wie es Chris Baltisberger ausdrückt: «Es ging voll über den Kampf. Spielerisch war dieses Duell sicher kein Augenschmaus. Die Davoser setzten uns permanent unter Druck, auch im Boxplay, sie spielten hart. Wir wurden gezwungen, ein Spiel zu spielen, bei dem sie das Gefühl hatten, dass es uns nicht so liegt. Es kamen weniger unsere spielerischen Qualitäten zur Geltung, dafür aber umso mehr unsere kämpferischen.»

Die Zürcher konnten sich nur selten in der Davoser Zone festsetzen und wurden in ihrem Spielaufbau permanent gestört. Selber aber checkten sie nicht konsequent vor, weil sie nicht riskieren wollten, den schnellen Bündnern Konterchance zuzugestehen. So staffelte ein Stürmer stets zurück. Der Plan ging auf. Bei numerischem Gleichstand brachte der HCD in fünf Spielen gerade mal drei Tore zustande, plus vier im Powerplay. Baltisberger stellte zufrieden fest: «Wir haben nicht umsonst am wenigsten Tore zugelassen in der Regular Season. Es ist gut, konnten wir das weiterziehen.»
Natürlich half es, dass Goalie Simon Hrubec überragend spielte. Gemäss der Schweizer Hockey-Analytics-Seite «NL Ice Data» hätte der Tscheche in dieser Serie acht Tore mehr kassieren müssen, wenn es normal gelaufen wäre. «Er ist ein Weltklassegoalie», sagt Baltisberger. «Ich finde ihn noch besser als Jakub Kovar letzte Saison. Man merkt seine Erfahrung, dass er schon Titel gewonnen hat.» 2019 führte Hrubec das tschechische Trinec zum Titel, 2021 das russische Omsk zum Gagarin-Cup-Sieg.
Baltisberger wollte aber unbedingt auch HCD-Goalie Sandro Aeschlimann erwähnen: «In dieser Saison, in der es so viele gute ausländische Goalies hat, hat sich Aeschlimann als Schweizer Goalie bewiesen. Chapeau. Das freut mich sehr für ihn und das Schweizer Eishockey.» Der 28-Jährige war auch in Spiel 5 sehr stark, liess nur das Ablenkertor von Willy Riedi zu. Ein Treffer, der gemäss Baltisberger sinnbildlich war für die Serie: ein so genannt dreckiges Tor.
Viertelfinals leben selten von spielerischen Highlights – es gilt einfach, sie zu überstehen. 2022 waren die Zürcher gegen Biel 2:3 zurückgelegen und hatten die Serie noch in extremis gedreht, ehe sie im Halbfinal gegen Fribourg und zu Beginn des Finals gegen den EV Zug gross aufspielten. Baltisberger ist überzeugt, dass der Charakter der nächsten Serie wieder ganz anders sein wird. Auch bedingt durch den anderen Spielstil des Gegners. «Jetzt können wir uns kurz entspannen, dann nehmen wir die Jagd wieder auf.»
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