Ist Techno mehr als zur Schau gestellter Hedonismus? Die Frage, die in den letzten 30 Jahren zuverlässig aufgeregt hat, scheint beantwortet. Die Zürcher Technokultur befindet sich neu auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der Schweiz. Bisher war der Kanton mit dem Sechseläuten, dem Knabenschiessen oder den Räbeliechtli-Umzügen vertreten. Tatsächlich lockt eine Street-Parade ähnlich viele oder mehr Besucher an als die traditionelleren Veranstaltungen.
Wahrscheinlich schlug man Techno auch für die Liste vor, um dem Anspruch der «lebendigen Tradition» gerecht zu werden. Doch wie lebendig ist die Szene? Imposante Besucherzahlen in den Clubs können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die elektronische Musik auf der Stelle tritt. Dass das ehemalige Underground-Phänomen nach der Euphorie der 1990er kommerzialisiert wurde, ist zwar ein Naturgesetz der Unterhaltungsindustrie. Zu denken geben aber muss, dass die meisten Dance-Music-Produzenten sich damit begnügen, die eigene, kurze Musikgeschichte zu repetieren. Die Elektrobässe der 80er, Deep House und Rave der 90er haben alle schon ein Revival hinter sich. Das Dance-Genre rezykliert sich, macht sich zum wummernden Museum.
Bedeutete Techno einmal Ausbruch aus Traditionen, ist er nun ganz offiziell im Kanon angekommen. Das kann man als Würdigung verstehen. Aber auch als Nachruf.
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Das wummernde Museum
Techno ist nun immaterielles Kulturerbe der Schweiz.