Das Wunschbaby
Première Dame Carla Bruni ist schwanger und eine Nation fragt sich: Wars politisches Kalkül? Ein Unfall? Oder Strauss-Kahn?
Gestern hat der Vater von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy eine Schwangerschaft von Première Dame Carla Bruni bestätigt. Seit Wochen wurde über eine Schwangerschaft spekuliert, nun ist die Freude im Volk gross: First Babys sind international eine Seltenheit. Gerade einmal die Kennedys bekamen eins, dann die Blairs und kürzlich die Camerons.
Doch in die Glückwünsche mischen sich die ersten Unkenrufe. Die Schwangerschaft seiner Frau sei für den politisch angeschlagenen Sarkozy im Vorfeld der Wahlen von 2012 ein Vorteil. Tatsächlich könnte das Timing für Sarkozy nicht besser sein. Während sein Widersacher Strauss-Kahn der Vergewaltigung verdächtigt wird, kann er sich als Familienmensch präsentieren. Zumal Sarkozy im Volk als abgehoben gilt; ein Baby lässt ihn menschlicher aussehen – oder gar als Staatsvater erscheinen.
Öffentliches Glück
Die Schwangerschaft, so munkelt man in Frankreichs Online-Foren, helfe nicht zuletzt auch Carla Bruni. Denn die Première Dame gilt zwar als intelligent und weltgewandt – aber auch als kühl und egoistisch. So heisst es auch in der unautorisierten Biografie über Carla Bruni: «Sie ist attraktiv und ungestüm, frei und zugleich berechnend, zurückhaltend, aber ihrer neuen Macht nicht abgeneigt, treu in der Freundschaft und unstet in der Liebe.» Als gebürtige Italienerin steht sie den Franzosen ausserdem nicht besonders nah. Ein Kind mit Sarkozy würde dies schlagartig ändern. Bruni wäre nicht nur ein Star und Première Dame, sondern Mutter der Nation.
Zieht sich das Powercouple Sarkozy mit einer Schwangerschaft also gegenseitig aus dem Quotentief? Erinnert man sich an den Beginn ihrer Beziehung, kann dieser Verdacht durchaus aufkommen. Die beiden inszenierten ihr Glück fast schon penetrant in der Öffentlichkeit. Zuerst die Nichts-ist-unmöglich-Hochzeit. Dann die Bilder von Sarkozy und Bruni im Disneyland oder in Ägypten am Strand. So gesehen ist die Schwangerschaft bloss der aktuelle Höhepunkt der grossen Sarkozy-Bruni-Show.
Power-Präsident, nicht People-Präsident
So weit die Unkenrufe. Doch in der öffentlichen Zurschaustellung liegt auch eines der grössten Probleme von Sarkozy, der derzeit verzweifelt versucht, sich ein seriöses und präsidiales Auftreten anzueignen. Insofern ist die Babynachricht also nicht nur ein Glücksfall – im Gegenteil: Laut französischen Medienberichten tat man sich mit der Schwangerschafts-Nachricht schwer, man wollte sie beispielsweise nicht in die Bin-Laden-News platzen lassen. Sarkozy soll wieder als Power-Präsident, nicht People-Präsident wahrgenommen werden.
Ist die Schwangerschaft nun PR-Fluch oder PR-Segen? Die Frage wird in Frankreichs Online-Foren derzeit ausgiebig diskutiert – doch es gibt auch nüchterne Stimmen. Kann man die Geburt eines Kindes, wenn man wie Carla Bruni 43 Jahre alt ist, wirklich Wahlen-kompatibel planen? Oder war die Schwangerschaft vielleicht, wie es ab und zu geschehen soll, ein Unfall? Ist Sarkozy – eingedenk Brunis Flatterhaftigkeit – wirklich der Vater? Und wo war Strauss-Kahn eigentlich vor vier Monaten?
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