«Dauergrinsender Chefideologe»
Christoph Mörgeli trat gestern in der deutschen Talksendung «Anne Will» auf. In zahlreichen TV-Kritiken wird der Auftritt analysiert: Die Sendung sei «entlarvend» gewesen, schreiben die deutschen Medien.
Die TV-Kritiker sind sich eins, SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli hat der Sendung von Anne Will in der ARD seinen Stempel aufgedrückt (hier geht es zur Sendung). Mit seinen Voten, mit seinen Floskeln, mit seinem Lächeln.
Kaum eine Zeitung konnte es sich verkneifen, Mörgelis Mimik zu kommentieren. So schreibt «Spiegel online»: «Es gibt eine bestimmte Art von Lächeln, die wenig Freundliches hat. Christoph Mörgeli schien ein solches Lächeln förmlich im Gesicht zu kleben.» Die «Welt» schreibt von «guter Bräune» und «breitem Grinsen», und die Münchner «Abendzeitung» widmet dem «Chefideologen der SVP, der gerne in die Geschichte ausschweift» (FAZ), in ihrer Berichterstattung das Attribut «dauergrinsend».
«Sie wissen doch ...»
Gesprochen hat Mörgeli natürlich auch. «Wie ein helvetischer Winkelried schien Mörgeli die Spitzen der rhetorischen Speere auf sich zu ziehen», schreibt die FAZ, tapfer habe er seine Leute verteidigt. Immer wieder die Einzigartigkeit der Schweiz betonend, seine Sätze inflationär mit der Floskel «Sie wissen doch ...» begonnen («Spiegel online»). «Gepflegt und manierlich» sei dies gewesen, schreibt die «Welt», doch «barsch und hart im Angriff».
Zu spüren bekam dies auch der – es sei hier betont – vom Parlament gewählte luxemburgische Aussenminister Jean Asselborn. Mörgeli titulierte ihn als «Funktionär», was «Spiegel online» als «offenkundig kalkulierte Pöbelei» bewertete.
Mit seinen Argumenten war Mörgeli alleine, obschon er mit der AFD-Sprecherin Frauke Petry grundsätzlich eine Gesinnungskollegin zur Seite hatte, diese habe sich aber in der Sendung als «kommunikationstechnischer Totalausfall» erwiesen, so «Spiegel online».
NZZ-Chefredaktor Markus Spillmann kommt an diesem Abend «kaum zu Wort», rückt aber ins Bewusstsein, dass es auch eine andere Schweiz gibt, «die nicht von Herrn Mörgeli repräsentiert wird», schreibt die «Abendzeitung».
«Durchschaubarer Populismus-Tanz»
Die Folgerung der Medien ist beinahe kongruent, alle schliessen sie mit der Erkenntnis, dass Mörgelis Parolen primär populistisch waren. «Ohne die Grenzen löse sich die Schweiz auf wie ein Stück Zucker im Tee», sagte Mörgeli. Das sei ein Bild von Dürrenmatt, schreibt die FAZ, das Mörgeli in ganz anderem Zusammenhang brachte. Trotzdem: Für seine Kritik an der EU-Demokratie erntete der SVP-Politiker Applaus – mit der Unterscheidung zwischen «richtigen» und «falschen» Schweizern löste sich jedoch Mörgelis Zucker wieder im Tee.
Von einem «Lehrstück des Populismus» schreibt die «Welt», von einem «für den Zuschauer durchschaubaren Populismus-Tanz» die «Rheinische Post». In die gleiche Kerbe schlägt «Spiegel online», die Sendung sei «entlarvend» gewesen, und die FAZ folgert, dass die deutschen Sender auch in Zukunft Roger Köppel Christoph Mörgeli vorziehen werden.
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