«De schnällscht Zürihegel»: Run aufs Rennen
Seit Wochen fiebern in Zürich kleine Sprinter dem Sportanlass entgegen. Die Organisatoren des Traditionsrennens rechnen in diesem Jahr mit einem neuen Teilnehmerrekord.
Am Mittwochnachmittag rennen sie wieder, die Zürcher Schulkinder. Dann finden die ersten Quartierausscheidungen für «De schnällscht Zürihegel 2018» statt, die zweiten Vorläufe werden am 26. Mai durchgeführt. Zu Tausenden messen sich die Teilnehmer auf acht Sportplätzen der Stadt im Einzellauf über 80 Meter oder klassenweise in Pendelstafetten – bei jeder Witterung.
Seit 1951 findet der Laufwettbewerb ohne Unterbruch statt. Inzwischen hat er sich zu einer der grössten Jugendsportveranstaltungen der Schweiz gemausert, an der jährlich mehr Kinder teilnehmen. 2017 waren 443 Teams am Stafettenfinal dabei. Wie viele es heuer sein werden, lässt sich erst nach den Quartierausscheidungen sagen. «Wenn sich der Trend wie in den letzten Jahren fortsetzt, dann werden wir diese Zahl dieses Jahr weiter übertreffen», sagt «Zürihegel»-Präsident Richard Staub.
Rennen fürs Alpamare
Die Begeisterung der kleinen Athleten für die Schulsportveranstaltung ist auch im Vorfeld der 68. Austragung gewaltig. Schon Wochen vor dem Start trainieren sie fleissig, legen kürzere Strecken nur noch im Sprint zurück und spekulieren heftig darüber, ob sie in diesem Jahr mit der Schulklasse beim Stafettenlauf den 1. Preis holen könnten. Abgesehen davon verlosen die Organisatoren unter allen Stafettenteams zwei Preise. «Wenn wir gewinnen, kann die ganze Klasse gratis ins Alpamare», erklärt ein 9-Jähriger die Regeln. «Erst- bis Drittklässler gehen ins Trampolino. Die können ja noch nicht alle gut schwimmen.»
Es dürfte also auch in diesem Jahr viel Trubel geben, wenn all die aufgeregten Zürcher Erst- bis Sechstklässler zur Ausscheidung für den Finallauf vom 9. Juni antreten. Ein Stafettenteam – auch Hort-Teams sind zugelassen – besteht aus sechs Teilnehmern. Mindestens zwei Mädchen respektive zwei Buben derselben Schulklasse müssen pro Equipe am Start stehen, und alle müssen die 60-Meter-Strecke zweimal zurücklegen.
Grosse Nervosität, lange Wartezeit
Die Nervosität vor dem Startschuss ist jeweils gross. Bloss nicht den Stafettenstab fallen lassen! Eltern und Freunde feuern die Kinder nach Leibeskräften an. Alles schreit und jubelt. Oder wartet, denn bei den vielen Teilnehmern kann es lange dauern, bis der Startschuss für den eigenen Lauf fällt. Also vertreiben sich die Kinder die Zeit mit einem Picknick, mit Fussballspielen oder Rumalbern. Die Eltern plaudern derweil ein wenig miteinander. Der «Zürihegel» ist immer auch ein wenig Volksfest.
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Die schnellen Zürcher Schüler:
Impressionen vom «Schnällscht Zürihegel» (Video: Youtube.com)
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Ziel des Breitensportanlasses ist es aber vor allem, die Zürcher Kinder fürs Bewegen zu bewegen. Das war schon bei der Gründung so. Damals 1950 bemerkte der Initiator des Anlasses, Silvio Nido vom Leichtathletik-Club Zürich (LCZ), dass an Zürcher Schulen weder Schnelllauf noch Ausdauer gefördert oder benotet wurden. Das veranlasste ihn dazu, einen ausserschulischen Laufwettbewerb zu organisieren.
Auch «Hegelinnen» am Start
Einfach war das zu jener Zeit nicht, denn die Organisatoren durften an den Schulen keine Werbung für den Sportanlass machen. Schliesslich wandten sie sich direkt an die Lehrer, und so gelangten die Schüler – man richtete sich zunächst nur an die 13- bis 14-jährigen Buben – doch noch an die Informationen. Am 15. September 1951 fand der erste Finallauf um «De schnällscht Zürihegel» statt. Seither führen alljährlich freiwillige Helfer den Wettbewerb unter dem Patronat des Stadtzürcher Sportamts und des Zürcher Stadtverbands für Sport durch.
1955 durften erstmals auch Mädchen mitrennen – obwohl «Hegel» das Zürichdeutsche Wort für den reichlich unweiblichen Begriff Lümmel ist. Es gab denn auch einige Einwände, junge Frauen am Wettbewerb teilnehmen zu lassen. Trotzdem liessen die Organisatoren 1955 versuchsweise die Mädchen des 7. Schuljahres starten. 72 kamen, eine beachtliche Anzahl. Es musste allerdings 1967 werden, bis gleich viele Mädchen- und Knabenjahrgänge am «Zürihegel»-Lauf zugelassen wurden. Inzwischen wird mit gleichen Ellen gemessen: 2017 waren 2180 Buben und 1869 Mädchen am Start.
Bleibt zu hoffen, dass die diesjährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Rennen bei trockener Witterung absolvieren können. Laut Meteorologen soll es am Mittwochnachmittag nämlich vereinzelt Regengüsse geben. Einen echten «Zürihegel» dürfte dies zwar wenig kümmern. Mitmachen ist schliesslich alles, und sollte es mit den Turnschuhen zu rutschig werden, dann rennen die «Hegel» und «Hegelinnen» eben barfuss los.
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