Kundgebung in ZürichÜber 1000 Personen an Demo – dunkelhäutiger Polizist verletzt
Ein Umzug marschierte laut durch die Innenstadt – ohne Bewilligung und Schutzkonzept. Die Polizei hat Präsenz markiert, liess aber gewähren.
Offenbar ist es im Nachgang zur «Black Lives Matter»-Demonstration vom Samstag zu einer weiteren Festnahme gekommen. Das berichtet der «Blick». Der Verhaftete soll laut einem Leserreporter einen dunkelhäutigen Polizisten angegriffen haben. Die Stadtpolizei bestätigt diese Darstellung gegenüber Blick. Der Polizist sei unverletzt, gegen den Angreifer laufen Ermittlungen «unter anderem wegen Gewalt und Drohung gegen einen Beamten».
Laut Polizeisprecher Marco Cortesi haben über 1000 Personen am Umzug durch die Zürcher Innenstadt teilgenommen. Er zieht eine positive Bilanz: «Wir sind sehr zufrieden, es gab weder Sachbeschädigungen noch Ausschreitungen.» Die Strategie, auf Kommunikation zu setzen, sei aufgegangen.
An der Spitze des Umzugs waren tatsächlich vor allem die Dialogteams auffällig, die immer wieder den Kontakt mit den Demonstrierenden suchten. Mittels Gittern und Absperrbändern wurden die Menschenmassen von der Bahnhofstrasse via Stauffacher und Langstrasse auf die Kasernenweise gelenkt. Dort löste sich die Demonstration ab 15.30 Uhr auf.
Die Kundgebung war nicht bewilligt, ausserdem verstiess sie aufgrund ihrer Grösse gegen die Covid-19-Verordnung des Bundes. Die Stadtpolizei respektiere diese und versuche sie durchzuesetzen, sagt Marco Cortesi. «Wir haben die Demonstration aber tolieriert, weil ein Einschreiten und Stoppen des Umzugs absolut unverhältnismässig gewesen wäre.»
Eine Frau, die als Organisatorin der Demonstration erkannt worden sei, habe man festgenommen, schreibt die Polizei in der abschliessenden Medienmitteilung. Gegen eine zweite Person werde wegen Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte an die Staatsanwaltschaft rapportiert.
Die Polizei fordert die Teilnehmer der unbewilligten Kundgebung jetzt via Lautsprecher auf, nach Hause zu gehen – sonst müssten diese mit Wegweisungen und Verzeigungen rechnen. Weitere Ansammlungen und Demonstrationen würden nicht toleriert.

Die Leute haben sich nun für eine Schweigeminute auf dem Kasernenareal versammelt, und es strömen immer noch mehr hinzu. Es ist eine ähnliche Dynamik wie letzte Wochenende, als ein Anfangs überschaubarer antirassistischer Protestzug nach und nach wuchs, so dass es bei der Schlusskundgebung eng wurde. Dies hat der Polizei Kritik eingetragen, weil sie gewähren liess, obwohl die wegen der Corona-Pandemie geltenden Abstandsregeln bei weitem nicht eingehalten wurden.
Der Einfluss der Proteste in den USA ist augenfällig: Fast alle mitgetragenen Plakate sind mit Slogans auf Englisch beschrieben: «Black Lives Matter», «Silence is Violence», «Enough is Enough». Und die Menge skandiert: «For Peace! For Justice!» – für Friede und Gerechtigkeit. Die Demonstration bewegt sich inzwischen durchs Langstrassenquartier. Auf der Kreuzung mit der Militärstrasse knien sich alle hin. Auch dies ist eine von antirassistischen Protesten in den USA übernommene Geste – besonderes Aufsehen erregte von einigen Jahren der Fall des deswegen in Ungnade gefallenen Football-Stars Colin Kaepernick.

Die Antirassismus-Demonstration hat inzwischen den Helvetiaplatz erreicht. Dort ist gerade Velo-Markt. Es herrscht etwas Ratlosigkeit. Wie weiter? Immer wieder gibt es Diskussion zwischen der Spitze des Umzugs und der Polizei um die Route. Einige Teilnehmer tragen Masken, aber längst nicht alle.

Inzwischen ist auch klar, weshalb die Polizei den antirassistischen Umzug weg vom Limmatquai lenkte: Dort ist bereits ein anderer, bewilligter Umzug geplant, bei dem es um die Situation der Kurden geht. Zudem haben Coronaskeptiker wie schon an vergangenen Wochenenden eine weitere Kundgebung auf dem Sechseläutenplatz angekündigt.

Die Polizei will offensichtlich nicht, dass sich der Umzug erneut durch die Bahnhofstrasse bewegt. Sie teilt mit: «Im Dialog versuchen wir momentan eine Lösung zu finden für eine Route. Vom Bahnhofplatz her ist die Richtung Kreis 4 offen.» Die Demonstration zieht nun Richtung Stauffacher – laut, aber friedlich.
Unter den Teilnehmenden befinden sich offensichtlich auch zahlreiche Mitglieder der Revolutionären Jugend Zürich, die nach bekannter Manier «internationale Solidarität» skandieren.

Die Teilnehmerzahl wird aktuell auf etwa 300 Personen geschätzt. Das wären genau so viele, wie gemäss den Regeln der Stadtpolizei erlaubt wären – wenn es sich um eine bewilligte Demo mit Schutzkonzept handeln würde. Die Polizei teilt mit: «Wir verstehen das Anliegen, müssen aber darauf aufmerksam machen, dass dies eine nicht bewilligte Kundgebung darstellt.»

Allerdings: Die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren hat gestern empfohlen, Demonstrationen nicht zu bewilligen, auch wenn das öffentliche Interesse am Thema gross ist. Es sei kaum möglich, die Beschränkung auf 300 Teilnehmende zu kontrollieren..

Die Polizei hat den Umzug vor dem Hauptbahnhof Richtung Löwenstrasse gelenkt. Obwohl sich die Proteste auch explizit gegen «Bullenschweine» richtet, kooperieren die Demonstranten nach kurzer Diskussion.

Ein antirassistisch motivierter Protestumzug bewegt sich nun durch die Bahnhofstrasse. Es sind mehrere Hundert Personen, die Stimmung ist bislang friedlich.

Hunderte Demonstranten haben sich auf der Pestalozziwiese an der Zürcher Bahnhofstrasse versammelt. Erlaubt wären gemäss den Regeln der Zürcher Stadtpolizei maximal 300 Personen. Und auch dies nur dann, wenn die Kundgebung bewilligt ist und die Sicherheitsbestimmungen wegen des Coronavirus eingehalten werden.

Die Polizei demonstriert heute Präsenz in der Zürcher Innenstadt, weil sie mitbekommen hat, dass gleich mehrere Demonstrationen und Kundgebungen geplant sind. Nur für eine davon gibt es eine Bewilligung: für eine pro-kurdische Demonstration am Limmatquai. Nicht bewilligt sind dagegen eine antirassistische an der Bahnhofstrasse und eine coronaskeptisch motivierte auf dem Sechseläutenplatz.
Sogenannte Dialogteams der Polizei sind zum Beispiel am Hauptbahnhof postiert. Die Anweisung lautet offenbar: Nicht eingreifen, solange alles friedlich bleibt und die Vorschriften eingehalten werden.
Angestossen durch die antirassistischen Proteste in den USA, haben linke Kreise am Freitag dazu aufgerufen, heute um 14 Uhr einen Umzug durch die Bahnhofstrasse zu veranstalten. Später wurde der Aufruf korrigiert. Neu soll vor dem Rathaus demonstriert werden, wobei es nicht nur um Rassismus gehen soll, sondern auch um die Anliegen der Kurden in Syrien.
hwe/hub
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