Den Fake-News auf der Schliche
Ein neu entwickeltes Werkzeug soll Falschmeldungen in sozialen Netzwerken entlarven. Was es kann und wie es funktioniert.
Bewusst gestreute Falschmeldungen stellen nicht nur Medienkonsumenten vor neue Herausforderungen, sondern auch Medienproduzenten. Insbesondere seit dem letztjährigen Wahlkampf in den USA haben Fake-News Konjunktur, und es ist zu befürchten, dass sie auch auf den Bundestagswahlkampf in Deutschland Einfluss nehmen könnten.
Dabei sind Nachrichten ohne Realitätsbezug selbst für Medienprofis nicht immer auf den ersten Blick als falsch zu erkennen. Dieser Problematik nimmt sich ein neues Online-Tool namens Truly Media an, welches das Innovation-Team der Deutschen Welle zusammen mit dem griechischen Software-Unternehmen Athens Technology Center (ATC) entwickelt hat. Die Digital News Initiative von Google unterstützt das Projekt finanziell.
Truly Media aggregiert einige nützliche Tools, mit deren Hilfe man relativ verlässlich auf den Wahrheitsgehalt einer Meldung schliessen kann. In der Benutzeroberfläche direkt im Webbrowser kann sich der Nutzer verschiedene Social-Media-Streams zusammenstellen, aus denen man beispielsweise fragliche Tweets oder Facebook-Posts auswählen und zu Sammlungen hinzufügen kann. Von hier aus beginnt die Verifizierung.
So können zusätzliche Informationen wie der Ort, von dem ein Tweet gesendet wurde, mit Google Maps und Street View abgeglichen werden. Über den Zeitstempel und die Wetterfunktion der Suchmaschine Wolfram Alpha kann überprüft werden, ob das Wetter mit dem auf einem Foto oder Video übereinstimmt. Über eine Bildersuche (Reverse Image Search bei Google oder Tineye) kann die Authentizität eines Bildes nachgewiesen werden.
Gleichzeitig fungiert Truly Media als Ablage, in der mehrere Teammitglieder Informationen über Nutzer und Inhalte zusammentragen können. Unterhält ein Twitterer noch andere Social-Media-Accounts? Weisen Follower-Zahlen und das Erstellungsdatum des Profils auf ein Fake-Profil hin? Gibt es Überschneidungen mit eigenen Followern? Bestehen weitere Kontaktmöglichkeiten?
Ein wirklich interessanter Aspekt des Werkzeugs ist, dass auf der Plattform Journalisten teamübergreifend zusammenarbeiten können. So ergeben sich beispielsweise für kollaborative Recherchearbeiten neue Möglichkeiten.
So fügt man mithilfe des Tools ein Puzzle zusammen, nach dessen Vervollständigung ein abschliessendes Urteil möglich sein soll: Dieser Tweet ist echt, jene Facebook-Meldung falsch.
Es gibt kleinere Einschränkungen: So sind zum Beispiel nur öffentliche Twitter-Profile einsehbar (das ist unumgänglich), von Facebook kann man nur Fanpages auslesen, private Profile oder Gruppen sind nicht zugänglich. Neben den beiden grössten sozialen Netzwerken kann man ebenfalls Youtube, Instagram und das in Osteuropa beliebte Vkontakte durchsuchen.
Truly Media befindet sich zurzeit in der Betaphase und wird im Oktober zur kommerziellen Nutzung zur Verfügung stehen. Für Privatpersonen ist die Anwendung wahrscheinlich nur mässig interessant, für Medienhäuser allerdings kann es eine hilfreiche Ergänzung bei Recherchearbeit und zur Verifizierung von Nachrichten im Redaktionsalltag sein. In einem Testlauf arbeiten die Deutsche Presseagentur und der Bayerische Rundfunk mit dem Tool, um Fake-News im Bundestagswahlkampf aufzuspüren.
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