
Das ist Schwyz. Rund um den Kanton versinken Zürich, Luzern und Obwalden im finanziellen Defizit, die Schwyzer aber, die wollen und können ihre Steuern senken – und selbst die SP trägt den Entscheid mit.
Die treibende Kraft: Kaspar Michel. Freisinniger, Landammann, Finanzdirektor, Historiker, Oberst, der beliebteste Regierungsrat im Kanton. Ein flotter Typ, der gut vor Leuten sprechen kann, sagen seine Befürworter. Ein Sparfuchs, sagen die Kritiker.
Als der 48-Jährige im Juni zum Landammann gewählt wurde, organisierten die Schwyzer ein Fest. Der Schwyzer Gemeindepräsident überreichte ihm einen Gemüsekorb, weil er wusste, dass der mächtige Michel («Ich bin ein 100-Kilöner») fastet – die Frau hat ihm eine Diät verpasst. Der findige Gemeindepräsident aber füllte insgeheim seine Taschen mit Würsten und überreichte eine nach der anderen dem neu gewählten Landammann. Der freute sich, denn Gemüse mag er nicht besonders. «Das Entschlacken des Kantons liegt mir mehr als das persönliche Abnehmen», sagt Michel.
«Wir können es uns erlauben.»
Nun also lockert Michel das staatliche Magenband, das er dem Kanton bei seinem Amtsantritt 2010 geschnürt hat. Damals traf er auf ein Defizit von 136 Millionen Franken: «Das war nicht schön.» Der Kanton hatte seine Steuern zu stark gesenkt, um Reiche und Firmen anzulocken. Dabei unterschätzte man den nationalen Finanzausgleich. Die Mehreinnahmen flossen sogleich wieder ab.
Die Sparmassnahmen waren harsch. Der Steuerfuss stieg von 120 auf 170 Prozent. Gleichzeitig sparte man beim Kantonspersonal, bei den Prämienverbilligungen und Ergänzungsleistungen sowie beim öffentlichen Verkehr und der Feuerwehr.
Ganz im Sinne von Michel, der von sich sagt, die Ausgabe-Euphorie von Kantonsräten mache ihn nervös. Das kommt in seinem Lager an. Der Schwyzer SVP-Präsident Roland Lutz beurteilt Michels Arbeit als «sehr gut», er vertrete die DNA des Kantons Schwyz. Schlanker Staat, tiefe Ausgaben. Und weil Michel in den vergangenen Jahren defensiv budgetierte, erfreuen ihn nun unerwartete Überschüsse von rund 60 Millionen Franken pro Jahr. Darum die Steuersenkung um 5 Prozent, denn: «Wir können es uns erlauben.»
Ein «Zückerchen fürs Volk»
Bei der SP gibt man sich fast schon resigniert. Im siebenköpfigen Regierungsrat sitzen fünf Vertreter der FDP und SVP, der Einfluss der Sozialdemokraten: gering. SP-Präsident Andreas Marty befürwortet gleichwohl die Steuersenkung, weil sie moderat sei, weil die Steuern 2013 massiv angehoben wurden, und weil die SP-Initiative für eine gerechtere Besteuerung 2017 vom Volk abgelehnt wurde.
Marty bezeichnet Michels Steuererlass als «Zückerchen fürs Volk», tatsächlich dürfte dessen Beliebtheit weiter steigen. Die Schwyzer sehen in ihm bereits den nächsten Schwyzer Ständerat. Der Zeitplan würde stimmen, bei den nächsten nationalen Wahlen geht Michels zweijährige Landammannszeit dem Ende entgegen. Ihn reizt das Amt, das spürt man, auch wenn er sich auf die Frage nach einer Kandidatur ganz als Profi gibt: «Das werden wir in den nächsten Monaten sehen.»
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Der 100-Kilo-Mann stoppt die Staatsdiät
Der Schwyzer Landammann Kaspar Michel senkt in seinem Kanton die Steuern und trifft dabei kaum auf Widerspruch.