«Der Albtraum ist für mich noch nicht zu Ende»
Er ist wieder auf freiem Fuss. Wettermoderator Jörg Kachelmann hat seine ersten TV-Interviews nach seiner Haftentlassung gegeben. Offenbar fordert er von der «Bild»-Zeitung zwei Millionen Euro Schmerzensgeld.
Jörg Kachelmann fordert Schmerzensgeld in Höhe von über zwei Millionen Euro von der «Bild»-Zeitung. Nach Informationen des Mediendienstes kress report fordern Kachelmanns Anwälte «Bild» wiederholte Persönlichkeitsverletzungen vor.
Kachelmanns Anwalt, Ralf Höcker, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Bei der Axel Springer AG gibt es dazu ebenfalls keine Stellungnahme.
Kachelmann spricht über seine Zeit im Gefängnis
Kachelmann hat erstmals nach seiner Haftentlassung Fernseh-Interviews. In der ARD-Sendung «Brisant» bejahte er die Frage, ob er beim Prozess erscheinen wird. Aufgrund seines Wissens, dass er unschuldig sei, habe er keinen Grund, sich diesem zu entziehen oder fernzubleiben, sagte der Schweizer.
Die herzliche Verabschiedung von seinem «Stockwerksbeamten» in der Mannheimer Untersuchungshaft erklärte Kachelmann damit, dass dieser «mehr als ein Kumpel» für ihn geworden sei. Der Moderator hatte sich mit einer Umarmung von dem Beamten verabschiedet.
Unter den Männern auf seinem Stockwerk habe «wechselseitiger Respekt» geherrscht, «das war sehr wichtig», erklärte Kachelmann. «Wie man in den Wald hineinruft», so werde man auch behandelt, habe er gelernt. Am Donnerstagabend soll Kachelmann seine Freilassung mit Freunden in Köln gefeiert haben.
Thema bei «Anne Will»
«Ich bin natürlich sehr erleichtert», sagte er in einem Interview, das BILD.de ausstrahlt. Auf die Frage, was er jetzt als nächstes vorhabe, antwortete Kachelmann: «Es gilt jetzt, die Hauptverhandlung vorzubereiten. Dieser Albtraum ist für mich noch nicht zu Ende. Und ich wünsche mir, dass er bald zu Ende geht und sich meine Unschuld in sämtlichen Gremien der deutschen Justiz durchsetzt.»
Am Sonntagabend diskutiert Anne Will das Thema in ihrer Sendung. «Der Fall Kachelmann - Justiz-Alltag oder Promi-Pranger?» lautet der Titel der Sendung um 21.45 Uhr im Ersten. Als Gäste eingeladen sind laut ARD die Publizistin Alice Schwarzer, die Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen, der Medienberater und Ex-»Bild»-Chefredakteur Hans-Hermann Tiedje und der ehemalige Leiter der Berliner Staatsanwaltschaft, Hansjürgen Karge.
Kritik von Juristen
Deutsche Juristen kritisierten den Umgang der Justiz mit Kachelmann scharf. Der Berliner Presserechtsanwalt Christian Schertz hält Schadenersatzansprüche des Moderators für möglich. «Ich gehe davon aus, dass die sehr frühe Information der Öffentlichkeit über die Inhaftierung die Persönlichkeitsrechte Kachelmanns verletzt hat», sagte Schertz.
«Sollte Kachelmann im Hauptverfahren freigesprochen werden, stehen Amtshaftungsansprüche im Raum. Die Pressearbeit der Staatsanwaltschaft war Auslöser für die mediale Hetzjagd auf Kachelmann, bei der immer neue Details aus seinem Intimleben an die Öffentlichkeit kamen.»
Das Privatleben des Wettermoderators sei in einer Weise an die Öffentlichkeit gezerrt worden, wie es bei weniger prominenten Verdächtigen nie der Fall gewesen wäre, kritisierte der Präsident des Verbandes deutscher Strafrechtsanwälte, Jürgen Möthrath.
«Es ist wahrscheinlich ein bisschen schön, wenn man einen Prominenten vorführen kann», sagte Möthrath. «Jeder, der in der Öffentlichkeit steht, der Erfolg hat, wird schnell mit Namen genannt und nicht nur mit dem Kürzel», kritisierte der Strafverteidiger. Unter der Hand würden Informationen an die Presse weitergeben.
Prozess findet wie geplant statt
Der Prozess gegen Jörg Kachelmann wird wie geplant am 6. September eröffnet. Das teilt das Landgericht Mannheim mit. Nach der Aufhebung des Haftbefehls hat die 5. Grosse Strafkammer die Terminierung überprüft. Sie sieht das Verfahren im Hinblick auf den schwerwiegenden Tatvorwurf weiterhin als eilbedürftig an, wie der Sprecher des Landgerichts erklärte.
Die seit 9. Juli zugelassene Anklage gegen den 52-jährigen Schweizer lautet auf besonders schwere Vergewaltigung in Verbindung mit gefährlicher Körperverletzung. Der ARD-Wettermoderator wird von einer früheren Freundin der Tat beschuldigt, er bezeichnet sich jedoch als unschuldig.
Für die Hauptverhandlung sind 15 Prozesstage bis zum 27. Oktober angesetzt. Im Fall einer Verurteilung droht Kachelmann eine Haftstrafe von fünf bis 15 Jahren.
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