Der beliebteste Bootsbesitzer der USA
Ein neues Video zeigt die dramatische Polizeiaktion, die zur Ergreifung von Boston-Attentäter Dzhokhar Tsarnaev in einem Boot führte. Besitzer David Henneberry ist der Held der Stunde – doch der fühlt sich gar nicht gut.
David Henneberry hatte die Blutspur entdeckt, die zur Verhaftung von Dzhokhar Tsarnaev führte. Doch der Mann, der sich als Held von Boston feiern lassen könnte, ist auf Tauchstation gegangen. Er sei «schockiert und völlig verzweifelt», sagt sein Nachbar George Pizzuto. Denn Henneberrys heiss geliebtes Boot wurde beim Drama über den Haufen geschossen.
Stundenlang hatten zuvor Tausende Polizisten den Bostoner Vorort Watertown erfolglos nach dem Bombenleger Dzhokhar Tsarnaev abgesucht. Der 19-Jährige soll gemeinsam mit seinem auf der Flucht getöteten Bruder Tamerlan den Anschlag auf den Bostoner Marathonlauf verübt haben. Der Unterschlupf Dzhokhar Tsarnaevs im Motorboot im Garten von Henneberrys Haus befand sich nur ganz knapp ausserhalb der Strassenzüge von Watertown, die Polizeieinheiten besonders minutiös durchkämmten. Das Boot wurde offenbar nur oberflächlich überprüft.
«Es wird dir nichts geschehen»
David Henneberry, der Besitzer des Bootes, bemerkte US-Medien zufolge aber, dass ein Teil der Abdeckplane lose herumflatterte. Beim genaueren Hinsehen entdeckte er einen durchgeschnittenen Riemen und Blutspuren. Der Mann schaute unter die Plane, in der Dunkelheit konnte er eine grosse Blutlache und einen zusammengerollten Körper ausmachen. Sofort alarmierte er die Behörden.
Binnen Minuten waren die Einsatzkräfte vor Ort, doch der Verdächtige verschanzte sich in dem Boot. Schüsse fielen, die Polizei zündete mehrere Lärmgranaten. Die anschliessenden Verhandlungen mit Tsarnaev dauerten etwa 20 bis 30 Minuten. Die Polizisten riefen, sie wüssten, dass er verletzt und müde sei. Er solle sich ergeben und mit erhobenen Händen herauskommen. «Es wird dir nichts geschehen», versicherten die Einsatzkräfte. Schliesslich zeigte er sich zur Aufgabe bereit.
Schusswechsel beschädigt Boot
Henneberry, der nur auf den Frühling gewartet hatte, um sein Boot wieder zu wassern, wird vorerst darauf verzichten müssen. Es steht zwar immer noch im Garten des Hauses, aber die Polizei hat es als Beweisstück beschlagnahmt.
Der Sender Fox 25 zeigte die Bilder des kugeldurchsiebten Bootes. Zwar steckt es jetzt zwecks Spurensicherung unter einer Plane. Doch an der gelben Polizeiabsperrung drängen sich Kamerateams aus der ganzen Welt, Touristen, Anwohner. «Ich musste einfach herkommen», sagt Dave Lawrence aus New York, der für eine Konferenz in Boston weilt. «Der Mann, der den Täter fand, ist ein Held. Ich will ihm die Hand schütteln.» Doch Henneberry ist seither nicht in der Öffentlichkeit erschienen. Er schickt stattdessen seinen Stiefsohn Robert Duffy als Sprecher vor.
Zahlreiche Sympathiebekundungen
Henneberrys Nachbar George Pizzuto erklärte in einer Fernsehsendung, das rund 7 Meter lange Boot aus den 1980er-Jahren sei Henneberrys «Baby». «Es wird ihm das Herz brechen.»
Doch Henneberry kann auf breite Sympathie und Unterstützung zählen. Mehrere Personen hätten bereits angekündigt, Geld für die Reparatur oder ein neues Boot zahlen zu wollen, berichtet die britische «Mail online». Der Polizeichef von Watertown, Edward Deveau, habe gar ein E-Mail von jemandem aus Detroit erhalten, der anbot, Henneberry ein neues Boot zu kaufen.
«Sicher genug, ihn aus dem Boot zu ziehen»
Aus Angst, der Verdächtige könnte eine weitere Bombe bei sich tragen, wurde die Plane mit einem Roboter entfernt (siehe Video oben, das vor allem Aufnahmen einer Wärmebildkamera zeigt). Um zu zeigen, dass er keine Sprengstoffweste trägt, musste Tsarnaev aufstehen und sein Hemd hochziehen. «Zu diesem Zeitpunkt haben wir uns sicher genug gefühlt, ihn aus dem Boot zu ziehen», sagte Deveau.
Der Bombenleger wurde mit schweren Verletzungen in ein Bostoner Krankenhaus eingeliefert, sein Zustand war ernst, soll jetzt aber stabil sein. Es wurde angenommen, dass die Wunden von einem Schusswechsel bei einer Verfolgungsjagd in der Nacht zuvor stammen. Laut dem Sender CBS soll er jedoch einen Selbstmordversuch unternommen haben. Ermittler gehen davon aus, dass er sich eine Pistole in den Mund gesteckt und abgedrückt haben könnte. Das hätte die Analyse seiner Wunden ergeben. Tsarnaev sei «in ernstem, aber stabilem Zustand» und könne «nicht kommunizieren», sagte der Gouverneur von Massachusetts, Deval Patrick. Zuvor hatte eine Quelle aus dem Umfeld der Ermittlungen berichtet, ein Schuss habe Tsarnaev in die Kehle getroffen und seine Zunge verletzt. Daher könne er auch nicht sprechen.
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