Der «beste Botschafter» wird nicht ersetzt
Die Zürcher Stadtgärtnerei hat kein Maskottchen mehr. Und dabei bleibt es auch. Dafür gibt es Pläne für die Eröffnung eines weiteren Gewächshauses.
Für die Stadtgärtnerei hat mit dem Einsetzen des Winters sozusagen die Hochsaison begonnen. Wenn es draussen garstig ist, zieht es die Zürcherinnen und Zürcher ins Palmen- und Tropenhaus im Kreis 9. Vor allem für Kinder ist ein Ausflug in die Gewächshäuser ein Ereignis. Auf den kleinen Pfaden zwischen den exotischen Pflanzen lässt sich so einiges erforschen und entdecken – darunter auch Wachteln, Stare, Kiebitze, Finken, Tauben und Kanarienvögel. Nur einer fehlt: Tukan Bosi.
Der Vogel war so etwas wie das Maskottchen der Stadtgärtnerei, «unser bester Botschafter», wie Lukas Handschin von Grün Stadt Zürich ihn nannte. Im Februar ist er im stattlichen Alter von 19 Jahren gestorben. Sofort wurde die Forderung nach einem «Ersatz-Grosstukan» laut. Die Idee, mittels Crowdfunding den Kauf eines neuen Tieres zu finanzieren, wurde gleich in mehreren Kommentaren geäussert.
Bosi bleibt etwas Einmaliges
Daraus wurde allerdings bis heute nichts, obwohl noch immer viele bereit dazu wären, für einen neuen Tukan zu spenden. Auch Stephan Pachlatko, der die Idee des Crowdfundings damals unterstützte. «Ich habe zwei Söhne, die sich an einem Tukan in der Stadtgärtnerei erfreuen würden.» Doch Pachlatkos Söhne werden – wie viele andere Kinder wohl auch – eine herbe Enttäuschung wegstecken müssen: Die Stadt Zürich hat sich definitiv gegen den Kauf eines neuen Tukans entschieden. «Bosi darf etwas Einmaliges bleiben», sagt Marc Werlen, Leiter Kommunikation bei Grün Stadt Zürich, auf Anfrage.
Freier Flug: Bosi erkundet 2014 das neue Palmenhaus. (Video: Anja Metzger)
Bosi war in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung. Der Tukan war das Geschenk einer Privatperson. In den Schauhäusern der Stadtgärtnerei fand er sozusagen ein Altersdomizil, weil sein ehemaliger Besitzer nicht mehr für ihn sorgen konnte. Bosi wurde von Hand aufgezogen und war den Umgang mit Menschen gewohnt. Er genoss die Aufmerksamkeit der Leute geradezu. Deshalb war es auch möglich, ihn in den Palmenhäusern frei leben zu lassen.
Auch dass er zeitlebens ein Single blieb, war aussergewöhnlich und nur dank einer Bewilligung des kantonalen Veterinäramtes möglich, denn Tukane werden in der Regel paarweise gehalten – und Tukane können bis zu 15'000 Franken kosten. Hinzu kommt, dass die Haltung dieser Vögel sehr anspruchsvoll ist. Die Mitarbeiter der Stadtgärtnerei sind aber in erster Linie Gärtner und keine Tierpfleger.
Madagaskar-Sammlung wird öffentlich
Grün Stadt Zürich hat sich daher gegen den Kauf neuer Tukane entschieden, wartet aber schon bald mit einer neuen Attraktion auf: Das Subtropenhaus soll für die Bevölkerung frei zugänglich werden. Heute kann man die aussergewöhnlichen Gewächse aus Madagaskar nur im Rahmen einer Führung besichtigen. «Sie war zunächst zugänglich, weil aber Pflanzen wegkamen, mussten wir sie schliessen», erklärt Werlen.
Das Subtropenhaus ist neben dem Tropen- und dem Palmenhaus das dritte Gewächshaus der Stadtgärtnerei. Es beherbergt die Pflanzensammlung von Walter Röösli, der die Gewächse seit Ende der 80er-Jahre in akribischer Kleinstarbeit in Madagaskar gesammelt und katalogisiert hat.
2010 vermachte er sie der Stadt Zürich. Seit Juni 2014 befinden sich die Pflanzen in dem eigens dafür gebauten Subtropenhaus. Um das Gewächshaus für die Allgemeinheit wieder zugänglich zu machen, seien noch bauliche und betriebliche Massnahmen notwendig, sagt Werlen. «Wir rechnen in etwa zwei Jahren mit der Eröffnung der Madagaskar-Sammlung.»
Bis dahin nutzen die Mitarbeiter der Stadtgärtnerei das Subtropenhaus jeden Mittwochnachmittag für ihr Gratis-Beratungsangebot bei der Pflege von Zimmer- und Gartenpflanzen – und vor den Gewächshäusern können ab kommendem Freitag bis zum 22. Dezember Weihnachtsbäume aus dem Zürcher Stadtwald gekauft werden.
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