Bestellungen brechen ein: Bund erwartet mehr Arbeitslose in Industrie
Maschinenbauern, Elektrofirmen und Metallverarbeitern machen der starke Franken und die schwächelnde Weltwirtschaft zu schaffen.

Kaum haben sich Maschinenbauer, Elektrofirmen und Metallverarbeiter (MEM) vom Frankenschock erholt, kämpft die exportorientierte Branche mit der nächsten Krise. Die schwache Wirtschaftsentwicklung, der Handelskrieg, die stotternde Nachfrage aus der angeschlagenen deutschen Autoindustrie und der weiterhin starke Franken bremsen das Geschäft. In den ersten neun Monaten sind die Bestellungen markant gesunken. Und auch zum Jahresende dürften die Firmen das Minus kaum aufgeholt haben, wie die ersten veröffentlichten Bilanzen zeigen. In einigen Unternehmen müssen die Beschäftigten daher wohl um ihre Stelle zittern.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) erwartet im laufenden Jahr mehr Arbeitslose in der Branche. «Wir rechnen damit, dass sich der spürbare Anstieg der Stellensuchenden in der Industrie fortsetzt – getrieben von der MEM-Branche», sagte Ronald Indergand, Leiter Konjunktur beim Seco. Dadurch werde voraussichtlich auch die Arbeitslosigkeit in der Schweiz insgesamt leicht zulegen.
Mehr Kurzarbeit
Doch nicht alle Firmen greifen gleich zu Kündigungen. Viele versuchen, den Nachfragerückgang zunächst mit Kurzarbeit abzufedern. «Es gab in letzter Zeit wieder einige Fälle in der Branche», sagt eine Sprecherin der Gewerkschaft Unia. Das bestätigt auch das Seco. Dem Staatssekretariat zufolge hat sich die Kurzarbeit bis zum Jahresende auf rund 2000 Stellen etwa verdoppelt.
Ob es dabei bleibt, dürften die kommenden Monate zeigen. Bislang haben nur wenige Industriefirmen ihre Zahlen veröffentlicht – darunter der Schraubenkonzern Bossard, bei dem ein Umsatzrückgang von 7,4 Prozent im Schlussquartal die Beobachter aufgeschreckt hat. «Ich erwarte, dass auch für andere Unternehmen der MEM-Industrie das vierte Quartal nicht berauschend verlaufen ist», sagt ZKB-Analyst Armin Rechberger. «Es könnten noch einige Negativmeldungen kommen.»
«Das Worst-Case-Szenario istvom Tisch.»
Der Branchenverband Swissmem hatte zuletzt ein sehr pessimistisches Bild der Lage gezeichnet und von einem schnellen und massiven Abschwung gesprochen. Innerhalb von 15 Monaten war der Bestellungseingang um 27 Prozent eingebrochen, wie die vom Verband erhobenen Zahlen zeigen. Nach Einschätzung von Experten ist es nur zum Teil der Handelskrieg, der den Unternehmen zu schaffen macht. Vielmehr leiden sie unter der schwächelnden Wirtschaft in vielen Teilen der Welt. Besonders abhängig ist die Schweizer Industrie von der deutschen Autobranche.
Neben der Schwäche in Bezug auf die Nachfrage aus dem Ausland macht der Branche auch der weiterhin starke Franken zu schaffen. Die Unternehmen – darunter Weltkonzerne ebenso wie viele klein- und mittelständische Unternehmen – exportieren den Grossteil ihrer Produkte ins Ausland und hier vor allem nach Europa. Im vergangenen Jahr hat der Franken zum Euro weiter an Wert gewonnen – was Schweizer Produkte im Ausland teurer und damit weniger wettbewerbsfähig macht. Mittlerweile kostet ein Euro wieder 1.07 Franken.
Wieder bessere Gewinne
Doch ganz so schlimm wie vor fünf Jahren, als diverse Unternehmen Mitarbeiter abgebaut haben, ist die Situation nach Einschätzung des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) nicht mehr. Zum einen haben sich die Gewinne der Firmen wieder verbessert. Zum anderen deute sich derzeit eine Stabilisierung der Lage an, sagte Daniel Lampart, Chefökonom beim SGB. «Das sorgt für grosse Erleichterung. Das Worst-Case-Szenario ist vom Tisch.»
Nach der Einschätzung des SGB-Chefökonomen können viele Firmen ihre Belegschaft gar nicht mehr deutlich reduzieren, ohne Probleme zu riskieren und ihre Produktion überhaupt zu gefährden. Denn das sei bereits im Zuge der vergangenen Krisen passiert. Dies zeigt ein Blick auf die Beschäftigtenzahlen der Branche. Während die Schweizer MEM-Firmen im Inland etwa 327'000 Mitarbeiter beschäftigen, sind es im Ausland mittlerweile mehr als 500'000.
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