«Der Bundesrat hat ein Kommunikationsproblem»
Swissmem-Präsident Hans Hess wirft dem Bundesrat vor, er verunsichere die Wirtschaft. Hess warnt vor panikartigen Reaktionen und einer totalen Ausgangssperre.

Der Präsident des Industriellenverbandes Swissmem, Hans Hess, geht hart ins Gericht mit dem Krisenmanagement des Bundes. «Bis gestern hätte ich gesagt, dass noch alles okay ist. Doch jetzt droht unter dem Druck des Auslands auch bei uns ein sinnloser Aktivismus.»
Hess befürchtet, dass auch in der Schweiz eine totale Ausgangssperreeingeführt werden könnte. Eine solche Massnahme hätte «massivste Konsequenzen» für die Wirtschaft. Es habe mit einer Rede von Emmanuel Macron begonnen, welche die «Romandie enorm verunsichert» habe. Am Dienstag und Mittwoch sei es zu «einer Welle von panikartigen Reaktionen» gekommen. Doch es könne nicht sein, dass der französische Präsident Schweizer Politik betreibe, sagt Hess.
Hess kritisiert Firmenschliessungen in der Westschweiz
«Gewisse Uhrenfirmen wollen sich an die schwierige Ausgangslage nicht schrittweise anpassen, sondern führen sofort 100 Prozent Kurzarbeit ein», kritisiert der Swissmem-Präsident. Das führe dazu, dass auch die Zulieferer der Uhrenindustrie «massive Kurzarbeit» einführen müssten. Dies ziehe dann immer weitere Kreise. «Anstatt jetzt eine sinnvolle Anpassung an die Auftragslage vorzunehmen und stufenweise Kurzarbeit einzuführen, sieht man jetzt eine flächendeckende Schliessungswelle vom Westen her anrollen.»
«Es ist ganz wichtig, dass der Bundesrat einen unkontrollierten Dominoeffekt verhindert. Doch leider hat er ein Kommunikationsproblem.»
«Es ist ganz wichtig, dass der Bundesrat einen unkontrollierten Dominoeffekt verhindert. Doch leider hat er ein Kommunikationsproblem», sagt der Swissmem-Präsident. Der Bund habe vieles sehr gut gemacht in den vergangenen Tagen. «Aber jetzt macht er viele unpräzise Formulierungen.» Hess nennt als Beispiel den Aufruf, zu Hause zu bleiben. «Besser hätte der Bundesrat gesagt: Leute, geht arbeiten, wo ihr dürft, und schützt euch nach den Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit.»
Schlecht sei auch, dass der Bund bisher nichts zur Industrie gesagt habe, sondern nur von Coiffeurgeschäften spreche. Dabei beschäftige die Schweizer Industrie 700'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. «Der Bund sagt nirgends, dass diese arbeiten gehen sollen.» Auch zum Bau schweige der Bundesrat, und der zählt ähnlich viele Beschäftigte wie die Industrie.
Der Bund mache auch unklare Aussagen zu den Risikogruppen. «Wir wissen nicht, ob man diese nun beurlauben soll oder nicht. Wir als Verband sind vollständig überflutet mit Anfragen.»
Swissmem fordert mehr Tests und Schutzmasken
«Leute, geht arbeiten», müsse der Bund jetzt sagen, das sei absolut entscheidend. «Kommt es zum Lockdown, droht der Schweiz der wirtschaftliche Kollaps», sagt Hess. Die Unternehmer würden die Gesundheit ihrer Mitarbeiter «sehr ernst» nehmen. Aber den Firmen würden sichere Testresultate zur Beurteilung der Corona-Erkrankung der Mitarbeitenden fehlen. «Uns bleibt nichts anderes, als sie zu befragen. Dann sagen sie mit bestem Wissen und Gewissen, dass sie nichts spüren. Wir brauchen unbedingt mehr Corona-Tests.»
Laut Hess brauchen die Firmen auch Schutzmasken, damit die Leute, die noch nicht getestet sind, die anderen nicht anstecken würden. «Wir müssen den Willen, aber auch die Mittel haben, unsere Schweizer Wirtschaft nicht lahmzulegen.»
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