Der Cavaliere verliert gegen Juventus Turin
Der Ausschluss von Silvio Berlusconi aus dem Senat hat in Italien die Gemüter auf unterschiedliche Arten erhitzt. Doch wie hat die italienische Gemeinde in der Schweiz die Neuigkeit aus Rom aufgenommen?

In Italien sorgt der Ausschluss von Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi aus dem Senat für viele Diskussionen. Auch in der Schweiz gehen die Meinungen darüber auseinander. Für Luciano Alban, Direktionsmitglied der italienischen Kolonie im Grossraum Zürich, gibt es «keinen Grund zum Feiern». Der Rauswurf Berlusconis aus dem Parlament stelle zwar einen wichtigen Entscheid und zweifellos einen politischer Wendepunkt dar.
Dennoch sei dieser Entscheid «kein besonderes Erlebnis», so Alban. Denn die wirtschaftliche Situation in Italien, insbesondere die hohe Arbeitslosigkeit, gebe alles andere als Anlass zur Freude.
Die überwiegende Mehrheit der Personen, mit denen er über den politischen Entscheid gesprochen habe, hätten sich einfach zufrieden gezeigt. Denn im Verlauf der Jahre habe Berlusconi aufgrund der zahlreichen Skandale auch innerhalb der Auslanditaliener immer weniger Anhänger gehabt, sagte Alban weiter.
Juve-Match war wichtiger
Auch in Bern scheint der Senatsauschluss Berlusconis unter Italienern nicht für Jubel gesorgt zu haben – und auch nicht unbedingt für besonderes Interesse. «Es war ja im Vornherein bereits klar, dass Berlusconi gehen muss», sagte Donato Liberti, der in Bern das Restaurant Casa d'Italia im gleichnamigen Kulturzentrum führt.
Zwar sei die Mehrheit der Leute, mit denen er kurz darüber gesprochen habe, froh über den Schritt. Denn nach allem, was Berlusconi in den vergangenen 20 Jahren getan habe, seien fast alle schlecht auf den Cavaliere anzusprechen gewesen.
Am Mittwochabend sei für viele Italiener aber wohl weniger die Senatssitzung im Zentrum gestanden; wichtiger sei vielmehr das Champions-League-Spiel von Juventus Turin gegen Kopenhagen gewesen, so Liberti.
Ausschluss erfolgte «zu spät»
«Ich habe den Rauswurf Berlusconis zusammen mit meiner Familie und Freunden am Fernseher verfolgt», sagte Nicola Adamo, der sich um die italienische Gemeinschaft im Kanton Freiburg kümmert. Aus seiner Sicht erfolgte dieser Parlamentsbeschluss zu spät.
«Berlusconi war 20 Jahre lang an der Macht, und in dieser Zeit ist es meinen Mitbürgern, die in Italien geblieben sind, immer nur schlechter ergangen», bilanziert der Rentner, der sich selbst als politisch links bezeichnet.
Dass es für einen Abgang Berlusconis aus dem Parlament zumindest höchste Zeit wurde, findet auch ein Mitglied der italienischen Gemeinschaft in Morges im Kanton Waadt: «Wir wollen in Italiens Regierung keinen Rentner, der den doppelten Lohn bezieht, während die italienischen Arbeiter mit einer miserablen Rente über die Runden kommen müssen.»
Rund 500'000 Stimmberechtigte
Laut Bundesamt für Migration lebten per Ende August knapp 300'000 italienische Staatsangehörige in der Schweiz. Über einen italienischen Pass verfügen aber mehr: Für die letzten nationalen Wahlen Anfang dieses Jahres hätten die italienischen Konsulate schweizweit rund 500'000 Stimmrechtscouverts versandt, sagte eine Kanzleimitarbeiterin der italienischen Botschaft in Bern auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die meisten ihrer Mitbürger seien im Raum Zürich und im Tessin zuhause.
SDA/wid
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