Der Dekorateur der Zürcher City ist tot
Seine Löwen, Kühe, Bären und der singende Weihnachtsbaum haben die Bahnhofstrasse geprägt und Kontroversen ausgelöst. Nun ist Beat Seeberger überraschend gestorben.
68 Jahre alt war Beat Seeberger, als er vor wenigen Tagen bei einem Spitalaufenthalt unerwartet starb. Und ganz egal, wie man zu seinem Vermächtnis steht, eines ist unbestritten: Ohne diesen Mann wäre die Zürcher Bahnhofstrasse deutlich weniger bunt und um einige Kontroversen ärmer.
«Beat Seeberger hat viele wunderbare Aktionen geschaffen, war ein hervorragender Designer und konnte mit seiner Kreativität die Leute begeistern,» sagt André Kofmehl. 19 Jahre lang haben die beiden zur Weihnachtszeit in Zürich den Singing Christmas Tree organisiert. Ein Anlass, bei dem kleine und grosse Kinder mit roten Zipfelmützen auf einem überdimensionierten Weihnachtsbaum Lieder singen.
Seeberger war der Erfinder des Singing Christmas Tree in der Schweiz. Die Idee importierte er aus den USA, weil er fand, es wäre gut, an der Zürcher Shopping-Meile etwas Ähnliches zu veranstalten. Gesagt, getan: 1998 sangen auf der Pestalozziwiese vor dem Globus erstmals Kinder auf einem Christbaum.
Mit zunehmendem Erfolg: Die Besucherzahlen stiegen so schnell, dass es bereits nach einigen Jahren vor dem Globus zu eng wurde. Seit 2006 singen die Kinder deshalb auf dem Werdmühleplatz. «Mit dem ‹Singing Christmas Tree› hat Seeberger eine der schönsten Veranstaltungen während der Zürcher Weihnachtszeit geschaffen», sagt Kofmehl.
Aktionen sorgten für Gesprächsstoff
Beat Seeberger sorgte auch mit anderen Aktionen in Zürich immer wieder für Gesprächsstoff. So schuf er im Auftrag des Dachverbandes City Vereinigung in den 80er-Jahren farbige Löwen an der Bahnhofstrasse, gefolgt von Teddys, Kühen, Bänken und riesigen Töpfen. Die Aktion sollte in den geschäftsmässig eher flauen Sommermonaten für Leben sorgen. Das Echo war gross, die Dekorationen spalteten die Stadt in zwei Lager.
Die Fans waren begeistert und kauften die Figuren nach Ende der Aktion. Die bunt bemalten Kühe etwa trifft man noch heute überall im Kanton an. Die Gegner wiederum beklagten eine «Verschandelung des öffentlichen Raums». Vor allem die Polyester-Teddys mussten einiges über sich ergehen lassen: Sie wurden geköpft, geklaut und in der Limmat oder im See versenkt.
Seeberger blieb bei all der Aufregung die Ruhe selbst: «Wir haben ja nicht Bären im eigentlichen Sinn aufgestellt. Wir wählten den Teddy als internationale Kultfigur», sagt er in 2005 in einem Interview.
Auch Weihnachtsbeleuchtung stammt von ihm
Beat Seeberger war als ehemaliger, langjähriger Deko-Chef von Globus nie um Ideen verlegen. So gestaltete er für die Löwenstrasse 2009 eine Weihnachtsbeleuchtung aus PET-Flaschen. «Er war immer felsenfest überzeugt, dass seine Ideen beim breiten Publikum Anklang finden», sagt André Kofmehl.
Wie geht es mit dem Singing Christmas Tree nach dem plötzlichen Tod des 68-jährigen Seeberger weiter? «Wie bisher,» sagt Kofmehl, «es ist alles bestens vorbereitet und braucht keine Ergänzung. Wir werden in seinen Sinn weitermachen.»
Die Abdankung von Beat Seeberger findet am Mittwoch, 31. Mai, 14 Uhr, in der Reformierten Kirche Oberstrass statt.
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