Nashville siegt in BernDer doppelte Roman Josi schlägt den SCB
Der Berner NHL-Star erzielt beim 4:3-Sieg der Predators zwei Tore – und einen Assist. Die Fans bekommen ein Schauspiel geboten mit dem ganzen Brimborium der NHL.

SCB-Captain Simon Moser heizte die Stimmung am Vortag des Spiels noch zusätzlich an. «Hey Joslä, hey Nino! Zieht euch warm an, es erwartet euch ein Hexenkessel», verkündete er in einem Video auf Social Media. Nun antwortet Roman Josi mit zwei Toren, führt Nashville zum Sieg. Doch das Resultat ist an diesem Abend nebensächlich.
Die 17'031 Zuschauer bekommen ein Spektakel geboten, scheinen den Spielbeginn kaum erwarten zu können. Schon zweieinhalb Stunden vor dem ersten Puckeinwurf staut sich der Verkehr rund um die Postfinance-Arena. Und auch vor dem Fanshop muss man Schlange stehen. Einige wollen sich für 160 Franken ein Matchdress sichern. Andere wiederum versuchen, zu überteuerten Preisen auf dem Schwarzmarkt letzte Tickets zu ergattern.
Der SCB führt zweimal
«Bitte zusammenrücken. Es warten noch Fans draussen», fordert der Speaker die Stehplatz-Zuschauer 45 Minuten vor Spielbeginn auf. Dieser wäre für 20 Uhr angesetzt gewesen. Doch wie bei NHL-Partien üblich, geht es nicht ohne Brimborium.
Zunächst wird für Miss Helvetia der rote Teppich ausgerollt. Die Jodlerin und Sängerin mit bürgerlichem Namen Barbara Klossner darf die US-amerikanische und die Schweizer Nationalhymne vortragen. Einige Zuschauer filmen das Prozedere mit ihrem Handy. Dann tauschen die beiden Captains Simon Moser und Roman Josi Trikots aus. Und schliesslich darf Sébastien Bordeleau auch noch den ersten Puck einwerfen. Der ehemalige Berner Meisterstürmer ist mittlerweile als Skills-Coach bei Nashville tätig.
Um 20.16 Uhr geht es dann endlich los. Und wie! Nach 121 Sekunden kann Bern erstmals Powerplay spielen. Jakow Trenin handelt sich eine Zweiminuten-Strafe wegen Beinstellens gegen Joël Vermin ein. Trotz guter Chancen will dem SCB aber kein Tor gelingen.

Dieses fällt dann nach 10 Minuten und 57 Sekunden. Und nicht etwa für den haushohen Favoriten aus der Stadt der Country-Musik. Berns NHL-Rückkehrer Sven Bärtschi skort nach einem Energieanfall von Tristan Scherwey.

Applaus gibt es auch für SCB-Goalie Philip Wüthrich, der gegen Josi spektakulär rettet, beim zweiten Versuch des Preds-Captains allerdings machtlos ist.
Doch der SCB, der erstmals wieder mit dem zuletzt verletzten Dominik Kahun antritt, lässt sich nicht verunsichern, stellt den Vorsprung 124 Sekunden später wieder her. 2:1 nach dem ersten Drittel! Wer hätte das gedacht?
Die neutralen Josis
Freude herrscht auch hoch oben in den beiden Logen, die Josi für seine Familie und Freunde gemietet hat. Papa Peter Josi versichert, er sei neutral. Mutter Doris erzählt, wie sehr sich ihr Sohn Roman auf das Wiedersehen mit Bern gefreut habe. Besonders stolz dürfte Grossmutter Lydia sein. Die 93-Jährige sieht ihren Enkel erstmals überhaupt live im Nashville-Dress spielen.
Auch im Sektor F sind zufriedene Gesichter auszumachen. Da sitzen die Familien der Nashville-Stars und sorgen für eine Heim-Atmosphäre. «Es ist wunderbar, dürfen wir unseren Sohn nach zwei Jahren wieder einmal spielen sehen», schwärmt Nino Niederreiters Mutter Ruth, während die Grossmutter zugibt, nervös zu sein. Ninos Göttibub fiebert stolz in einem Trikot mit dem Schriftzug «Götti» mit.
Auf dem Eis wird die Aufgabe für den SCB zunehmend schwieriger. Erst kann Filip Forsberg ausgleichen. Dann gelingt Matt Duchene in Überzahl das 3:2. Hallten im ersten Drittel Sprechchöre durch die Arena, wird es jetzt ruhiger. Ausser während der Werbepausen, welche die Fans mit Pfiffen quittieren.
Josi trifft im letzten Drittel zum zweiten Mal. Und wird gefeiert. Um 22.44 Uhr hat den SCB der Alltag wieder. Am Freitag kommt Lugano. Dann werden auch die Tische im Arena-Restaurant nicht mehr mit weissen Tüchern gedeckt sein.
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