Der Drache, der Strom produziert
Niederländische Forscher arbeiten an einem ehrgeizigen Projekt: Sie wollen eine Flotte «fliegender Mini-Kraftwerke» in den Himmel schicken.
Das AKW-Unglück in Fukushima hat die Diskussion über alternative Energien neu entfacht. Und die Wissenschaft wartet mitunter mit unorthodoxen Lösungsansätzen auf: Forscher der ETH Lausanne und der Universitäten Basel und Zürich etwa wollen sich künftig die Klimaerwärmung zunutze machen: Am Wochenende lancierten sie in der «SonntagsZeitung» die Idee, 40 neue Gletscherseen, die in den nächsten Jahren entstehen werden, mit Staumauern zu versehen. «Wir können übers Jahr mehr Wasser stauen und damit Strom produzieren, und wir können Pumpspeicherkraftwerke bauen, um Strom zu speichern», sagte Anton Schleiss, Leiter des Labors für Wasserbau an der ETH Lausanne, gegenüber der Zeitung.
Und auch die Niederländer wollen vermehrt auf ihre natürlichen Ressourcen setzen: Forscher der Universität Delft wollen mit «fliegenden Kraftwerken» die Windenergie besser nutzen. Die Idee hat das Nachrichtenmagazin «Spiegel» im deutschsprachigen Raum bekannt gemacht: Wubbo Ockels, Professor für Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität Delft, hat mit seinem Team einen Lenkdrachen entwickelt. Ein Heer von ihnen soll künftig zuverlässiger Energie liefern, als dies heute die bereits bestehenden Windräder in den Niederlanden tun. Die Drachen seien zudem billiger als die Räder – und sie nutzten das Energiepotenzial besser aus, heisst es.
Noch gibt es technische Hürden
Ein Prototyp ist bereits in der Luft. Der Drachen steigt an einem Seil in den Himmel. Auf seiner Flugbahn, die eine Acht beschreibt, schraubt er sich in die Höhe. Kitesurfer kennen dieses Phänomen unter dem Namen Cross-Wind-Manöver. Es entsteht eine hohe Zugkraft. Die Drehbewegung des Zugseils treibt – etwas vereinfacht gesagt – einen Generator an. Der Strom, den dieser erzeugt, wird in einer Batterie gespeichert. Auf dem Testgelände in der Nähe des Flughafens Amsterdam-Schiphol steigt der Prototyp bis zu 300 Meter in die Höhe. In Friesland wäre gar eine Höhe von bis zu 500 Metern möglich, sagt der deutsche Ingenieur Roland Schmehl, Leiter der Forschungsgruppe, gegenüber «Spiegel».
Ab einer solchen Höhe liesse sich deutlich mehr Energie produzieren, da die Winde konstanter seien. Wie viel Strom eine Flotte von solchen Lenkdrachen tatsächlich produzieren würde, lässt sich aber derzeit noch nicht sagen. «Das hängt davon ab, wie die technologische Entwicklung verläuft – und wie stark die Gesellschaft das Konzept der Energiedrachen annimmt», sagt Theo de Lange vom Energie-Forschungszentrum der Niederlande (ECN). Einige Probleme gibt es nämlich noch: Die Lenkdrachen müssten tagelang selbstständig in der Luft bleiben können, damit sich der Aufwand lohnt. Bis jetzt müssen die Forscher den Drachen aktiv steuern. Und bei Gewittern müssten die fliegenden Kraftwerke fähig sein, automatisch an den Boden zurückzukehren – auch dafür müssen die Forscher noch eine Lösung finden.
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