Der ehemalige Jockey versprach das grosse Geld
Der vorbestrafte Financier Martin Gloor sitzt seit Montag wegen des Verdachts auf Vermögensdelikte in Haft. Im März hat ihn der traditionsreiche Rennverein Zürich zum Präsidenten gewählt.
Von Rolf Gfeller Zürich – Das grosszügige Angebot überzeugte die Mitglieder schnell. 1,5 Millionen Franken wolle er dem Rennverein Zürich schenken, versprach Martin Gloor den Anwesenden, wenn sie ihn zum Präsidenten wählten. Wenig später war der 43-jährige gebürtige Aargauer der Vorsitzende von einem der traditionsreichsten Sportvereine im Kanton Zürich. Er werde die Pferderennbahn Dielsdorf mit einem Investitionsvolumen in zweistelliger Millionenhöhe sanieren und erweitern, kündigte Gloor an. Die Erleichterung war einigen Leuten anzusehen an jenem Abend im vergangenen März im Saal des Zunfthauses zur Safran in Zürich, wo der Rennverein im Mai 1872 auch gegründet worden war: Dieter Syz etwa, dem ehemaligen Vorsitzenden der PTT-Generaldirektion, der nach acht Jahren als RVZ-Präsident zurückgetreten war. Und auch dessen designiertem Nachfolger Marc Hunziker, der kurz vor der Wahl überraschend auf das Amt verzichtet hatte und dafür Gloor als «Visionär» in höchsten Tönen lobte. Und natürlich auch vielen Mitgliedern, weil der hoch verschuldete Verein dank des Angebots des unbekannten Investors plötzlich saniert zu sein schien. Obwohl sich einige von ihnen noch kurz zuvor vehement gegen die Wahl von Gloor ausgesprochen hatten. «Ein Lebenstraum» Was zu jenem Zeitpunkt noch niemand mit Sicherheit wusste, obwohl in Rennsportkreisen schon länger darüber gemunkelt wurde: Martin Gloor, Verwaltungsrat der Zürcher Investfirma Core Capital Partners AG, war im Oktober 2007 vom Zuger Obergericht wegen «Gehilfenschaft zu gewerbsmässigem Betrug» zu 14 Monaten Freiheitsstrafe bedingt verurteilt worden. Ein Jahr zuvor hatte ihn bereits das Appellationsgericht in Monaco «wegen Betrügereien und geschäftlicher Tätigkeit ohne Bewilligung» verurteilt und in der Folge mit einer Einreisesperre belegt. Das zeigte erst ein Beitrag von «10 vor 10» vorgestern Montag auf, nachdem Martin Gloor wegen Vermögensdelikten verhaftet worden war (siehe Artikel rechts). «Ich will dem Sport etwas zurückgeben. Ich kam dank den Pferden und der Unterstützung aus dem Zürcher Rennsport nach Frankreich und konnte dort sehr viel fürs Leben lernen», gab Gloor kurze Zeit nach seiner Wahl in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» als Begründung an, weshalb er RVZ-Präsident werden wollte. «Es ist sogar ein Lebenstraum, der für mich Realität geworden ist.» Die Begeisterung für den Pferdesport und die Tiere seien tatsächlich sein Antrieb gewesen, bestätigen Leute aus seinem Umfeld. Der im aargauischen Unterentfelden aufgewachsene Gloor genoss schon in frühen Jahren eine reiterische Grundausbildung und beschloss dann als Teenager, sich den Vollblütern zuzuwenden. Zwischen 1986 und 1992 bestritt und gewann er als Amateurrennreiter mehrere Rennen, danach musste er sein Hobby wegen Gewichtsproblemen aufgeben. 2009 erwarb er mit dem hochkarätigen Schimmelhengst Grandchamp sein erstes Rennpferd, ein Jahr später liess er im Handelsregister des Kantons Zug unter dem Namen Ecurie Royal GmbH seinen Rennstall eintragen. Zurzeit lässt er zwölf Vollblüter trainieren: vier bei Carlos Lerner in Frankreich, acht beim Franzosen Remy Mongil, der wegen Gloor seine erfolgreiche Tätigkeit als Rennpferdetrainer in Marokko aufgegeben hatte und ins Pferdesportzentrum Dielsdorf wechselte. Keine Kenntnis von Matur Martin Gloor machte in Aarau eine Hochbauzeichnerlehre, die unter seinem Werdegang auf der Website des Rennvereins Zürich keine Erwähnung findet. Hingegen existiert der Eintrag «Gymnasium in Aarau (Matura Typus C)». An der Alten Kantonsschule in Aarau hat man allerdings von diesem Abschluss keine Kenntnis: Es sei keine Personalakte gefunden worden, die auf einen Martin Gloor laute. Auch in den Jahresberichten der infrage kommenden Schuljahre finde sich kein Schüler namens Martin Gloor, bestätigte das Rektorat gestern. Als zusätzliche Stationen sind in seinem Lebenslauf «Bankausbildung» und «Effektenhändler in London» aufgeführt. Auch bei der Auswahl von Superlativen zeigte sich Gloor selten wählerisch, wenn er von seinem grossen Projekt, der Renovation und dem Ausbau des 1973 eingeweihten Pferdesportzentrums Dielsdorf sprach. Als «prahlerisch» und «angeberisch» empfanden Insider die Ankündigungen, wie dereinst die mittlerweile marode Anlage aussehen soll. Konkrete Pläne wollte Gloor an einer Medienkonferenz Ende Mai präsentieren, liess diese aber kurzfristig absagen. Seither wartete man vergeblich auf einen neuen Termin. Gloor verwies stets auf einen späteren Zeitpunkt. Im Clinch mit dem Verband Wegen des ständigen Vertröstens lag der frisch gewählte Präsident schon kurze Zeit nach seinem Amtsantritt auch mit dem Schweizer Pferderennsport-Verband (SPV) im Clinch. Dieser wollte ihm die Lizenz für geplante Renntage nicht erteilen, da er trotz mehrmaliger Mahnungen die geforderten Unterlagen nicht oder nur teilweise einreichte. Nach einem langen Hin und Her gab der SPV dann doch noch grünes Licht, und die beiden Veranstaltungen im Herbst fanden statt. Am letzten Renntag Anfang Oktober orientierte Martin Gloor in einer kurzen Rede auch das Publikum, dass 2012 in Dielsdorf wegen der Renovation und Erweiterung des Zentrums keine Rennen stattfinden würden. «Dies ist der Artikeltext. Er wiederholt sich jetzt mehrfach. Ein Weiterlesen ist nicht erforderlich.» Vorname Name Martin Gloor (rechts) Ende September auf der Pferderennbahn Dielsdorf. Foto: Christian Mettler
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