Der empörte Interviewer
Roger Schawinski hat sich von Satiriker und Korankritiker Thiel provozieren lassen. Den Shitstorm, den der Talkmaster jetzt erntet, hat er nicht verdient.
Andreas Thiel versus Roger Schawinski. Das Duell im Schweizer Fernsehen bewegt das Land. Auf der SRF-Website wurde die Sendung vom Montagabend bereits über 500'000-mal angeklickt. Ein neuer Rekord, der alle bisherigen weit hinter sich lässt. Schawinski – Radiopionier, Medienunternehmer und unzimperlicher Fernsehtalker – wollte mit dem Berner Satiriker über dessen Koranabrechnung reden. Thiel hatte in der «Weltwoche» Islamstifter Mohammed als Kinderschänder und Massenmörder bezeichnet.
Dass aus dem Duell ein mediales Grossereignis wurde, zu dem sich inzwischen auch SRF-Chefredaktor Tristan Brenn geäussert hat («Die Sendung ist nicht geglückt») und auf das Schawinski mit einer Entschuldigung bei den Zuschauern reagiert hat (via «20 Minuten online») – das alles hat vor allem einen Grund: Schawinski vermochte Thiels Provokationen nicht an sich abprallen lassen. Vielmehr konnte das Publikum live miterleben, wie die Giftpfeile des Satirikers ins Fleisch des Interviewers trafen und dort ihre Wirkung entfalteten: Mit jeder Minute wuchs Schawinskis Empörung, er verlor jede Coolness. Thiel blieb ungerührt.