Der erste Auftritt der Notenbank vor den Medien
US-Notenbankchef Ben Bernanke hat erstmals einen Zinsentscheid in einer Pressekonferenz erläutert. 97 Jahre lang hatte die Fed dies als überflüssig empfunden.

Die US-Notenbank Fed setzt ungeachtet der Zinswende im Euroraum ihre Politik der extrem niedrigen Zinsen fort. Die Zentralbanker um Ben Bernanke belassen den Leitzins in der Spanne zwischen Null und 0,25 Prozent.
Ihr Programm zum Kauf von Staatsanleihen für 600 Milliarden Dollar will die Fed aber wie geplant im Juni beenden. Zur Begründung erklärte die Notenbank zum Ende eines zweitägigen Treffens, die wirtschaftliche Erholung setze sich zwar in moderatem Tempo fort. Dennoch sei die Arbeitslosenquote immer noch hoch.
Zugleich unterstrichen die Notenbanker, die Inflation habe wegen der höheren Energie- und Rohstoffpreise angezogen, wenn auch dieser Effekt vorübergehend und die Kerninflation weiter niedrig sei. Dies ermögliche «wahrscheinlich aussergewöhnlich niedrige Zinssätze für eine ausgedehnte Zeitperiode», hiess es weiter. Man werde aber die Inflation «genau beobachten».
Der im vergangenen November verkündete Ankauf von Staatsanleihen diente der Konjunkturankurbelung. Damit sollten die Zinsen auf Hypotheken und andere Schulden weiter gedrückt und Konsumanreize geschaffen werden, was wiederum zur Schaffung neuer Arbeitsplätze führen sollte. Kritiker hatten dagegen auf Inflationsgefahren verwiesen.
Zinswende wohl erst zum Jahreswechsel
Ökonomen vermuteten, dass die US-Notenbank die Zinsen noch in diesem oder Anfang kommenden Jahres anheben wird. Sie hatten einhellig damit gerechnet, dass der Leitzins vorerst unverändert bleibt. Die Fed hatte den Schlüsselsatz wegen der Finanzkrise von 5,25 Prozent im Sommer 2007 bis Dezember 2008 auf gegen null gestutzt.
Kritiker werfen der Fed vor, mit ihrem grosszügigen Geldsegen und den niedrigen Zinsen die Preise für Rohstoffe weltweit in die Höhe zu treiben. Zudem bestehe die Gefahr, dass Vermögenspreisblasen entstünden. US-Notenbankchef Bernanke wollte die Zinsentscheidung vor der Presse erläutern. Es ist dies die erste Pressekonferenz in der 97- jährigen Geschichte der Fed.
Sorgen bereitet den Notenbankern der weiterhin wackelige Aufschwung in den USA. Am Donnerstag werden die Daten für das erste Quartal vorgelegt. Ökonomen rechnen damit, dass die Wirtschaftsleistung aufs Jahr hochgerechnet nur um 2 Prozent gewachsen ist - im vierten Quartal 2010 waren es noch 3,1 Prozent. Die Arbeitslosigkeit liegt derzeit bei 8,8 Prozent, die Inflation bei 2,7 Prozent.
Fed-Einschätzung beflügelt Aktienmarkt
Die US-Aktienmärkte haben am Mittwoch nach einer positiven Einschätzung der Fed zum Arbeitsmarkt höher geschlossen. Der Dow-Jones-Index der 30 wichtigsten Industriewerte stieg um 96 Punkte oder 0,8 Prozent auf 12'691 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 legte um 8 Punkte oder 0,6 Prozent zu und ging bei 1356 Zählern aus dem Handel. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verbesserte sich um 22 Punkte beziehungsweise 0,8 Prozent und schloss bei 2870 Zählern.
dapd/sda/miw
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