FC Winterthur - FC Zürich 0:2Der FCZ kann tatsächlich noch auf Europa hoffen
Das Kantonsderby beim FC Winterthur ist rasch entschieden. Nach dem 2:0-Sieg ist für den FC Zürich noch genau ein Weg offen, sich für die Conference League zu qualifizieren.

Eigentlich ist es ab Minute zwölf bloss noch ein banges Schauen darauf, was in anderen Schweizer Stadien geschieht. Zwei Tore hat der FC Zürich da schon geschossen gegen den FC Winterthur. Der Sieger im Kantonsderby steht fest. Bloss, was das bedeutet, das entscheidet sich viel später und anderswo: in Genf und im Zürcher Letzigrund.
Zwischendurch sieht es aus, als ob auf der einmal mehr ausverkauften Schützenwiese gleich beiden Teams die Felle davonschwimmen würden. Winterthur im Kampf gegen den Fall in die Barrage. Und dem FCZ bei seinem Last-Minute-Sprint in Richtung Europa. Aber am Ende wendet sich irgendwie exakt so, dass die Hoffnung auf beiden Seiten weiterlebt.
Wobei der Abend den Winterthurern auf fast schon brutale Art und Weise vorführt, wo es ihnen auf diesem Niveau fehlt. Hinten und vorne – und in der Mitte natürlich auch. Hier ist einer einen Schritt zu spät, da rutscht einer im dümmsten Moment aus, dort geht der Ball die entscheidenden Zentimeter auf der falschen Seite der Torumrandung vorbei.
Eine verdammt harte Viertelstunde
Es ist eine verdammt harte erste Viertelstunde, die der FCW so über sich ergehen lassen muss. Erst das 0:1 durch Antonio Marchesano, der in dieser sechsten Minute bereits seinen dritten Schuss abgeben darf. Dann die Meldung aus dem Wallis, dass der FC Sion durch den Schlieremer Anto Grgic in Führung gegangen ist. Und schliesslich das 0:2 durch Adrian Guerrero als letzte, schallende Ohrfeige.
Und der FCZ? Er freue sich auf die letzten beiden Spiele, hat Bo Henriksen nach dem Derbysieg gegen die Grasshoppers gesagt: «Zum ersten Mal, seit ich hier arbeite, spielen wir nicht mehr gegen etwas. Sondern, um etwas zu gewinnen.»
Wer nach dieser Aussage gedacht hat, Henriksen werde jetzt einen Li-la-gute-Laune-Fussball spielen lassen, sieht sich getäuscht. Was die Zürcher auf der ausverkauften Schützenwiese zeigen, sieht eigentlich genau so aus, wie ihre Auftritte zuletzt gegen Basel, Bern oder GC: Die Zürcher ziehen sich in ihrem 5-3-2 weit hinter die Mittellinie zurück – und verlassen ihre Trutzburg nur für kleine, aber feine Nadelstiche.
Es mag manchmal schon fast irritierend wirken, wie sehr sich der grosse FCZ gegen das kleine Winterthur ganz auf das Spiel gegen den Ball konzentriert. Aber die Resultate geben Henriksen recht. Elf Punkte hat sein Team in den letzten fünf Spielen gewonnen. Das ist der Punkteschnitt eines Meisterkandidaten.
Der Zürcher Blick richtet sich nach Basel
Ganz so weit sind die Stadtzürcher natürlich nicht. Aber sie haben in ihrem letzten Spiel tatsächlich noch die Chance, sich einen Platz in der Qualifikation zur Conference League zu ergattern. Es wäre eine schier unglaubliche Volte in einer Saison, in der der FCZ zu Beginn von der Meisterfeier direkt auf den zwischenzeitlich letzten Tabellenplatz abgestürzt ist.
Europa ist ja das letzte Ziel, das sich Blerim Dzemaili kurz vor dem Karriereende auf die Fahne geschrieben hat. Was sein FCZ dazu am Pfingstmontag braucht: einen Sieg im Heimspiel gegen den FC Lugano – und gleichzeitig keinen Sieger im Duell zwischen dem FC Basel und den Grasshoppers.
Und der FC Winterthur? Der steht weiterhin auf dem neunten Platz der Liga, einen Punkt vor dem FC Sion, der nach einer 1:0-Führung in der zweiten Halbzeit gegen Luzern noch einen Platzverweis und zwei Tore kassiert. Dem FCW gelingt der direkte Verbleib in der Super League, wenn er in seinem Spiel bei den Young Boys gleich viele Punkte macht wie Sion in St. Gallen. Im für die Winterthurer besten Fall reicht also sogar eine Niederlage.
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