Der Feind als Chef
Trump nominiert seinen Staatssekretär David Malpass für die Leitung der Weltbank. Das ist eine Kampfansage.

Zu den wenigen internationalen Institutionen, welche die Regentschaft des Donald Trump bisher unbeschädigt überstanden haben, zählt die Weltbank, deren Zentrale keine fünf Gehminuten vom Weissen Haus entfernt an Washingtons Pennsylvania Avenue liegt. Doch mit der Ruhe ist es nun vorbei, denn der US-Präsident hat als Nachfolger des bisherigen Amtschefs Jim Yong Kim am Mittwoch David Malpass nominiert. Der 62-Jährige ist derzeit Staatssekretär – und ein Kritiker der Weltbank.
Malpass hat die Weltbank wiederholt als «übergriffig» und ihre Verfahren als «eingefahren» kritisiert. Generell gehe der Multilateralismus, also die Verlagerung nationaler Kompetenzen auf internationale Organisationen, «viel zu weit».
Malpass gehört zudem zu jenen Spitzenbeamten der Regierung Trump, die den Aufstieg Chinas zur globalen Supermacht unbedingt stoppen wollen – auch mithilfe von Zöllen und anderen Sanktionen. Der Weltbank warf der gelernte Physiker und Ökonom in diesem Zusammenhang vor, zu viel Geld an aufstrebende Schwellenländer wie Brasilien oder eben die Volksrepublik zu verleihen, die gar keine Entwicklungshilfe mehr benötigten. «Es hat keinen Sinn, dass die USA Geld aufnehmen oder dafür bürgen, das dann an China verliehen wird – ein Land, das andere Ressourcen und Zugang zu den Kapitalmärkten hat», klagte Malpass Ende 2017. Der Staatssekretär, der im Finanzministerium für den Bereich Internationales zuständig ist, gehörte bislang auch zum Regierungsteam, das mit China seit mehr als einem Jahr über Zölle streitet.
Mit Konjunkturprognosen wiederholt kräftig daneben gelegen
Die Weltbank, der 189 Staaten angehören, vergibt Kredite an Länder, die sich hohe Investitionen etwa in die Infrastruktur und die soziale Absicherung nicht leisten können. Allein 2018 belief sich die Summe der neuen Darlehen auf umgerechnet über 60 Milliarden Franken. Theoretisch kann jedes Mitgliedsland einen Kandidaten nominieren, de facto aber gibt es eine Absprache zwischen den USA und der EU: Stets führt ein US-Amerikaner die Weltbank und ein Europäer den Internationalen Währungsfonds.
Vor seiner Karriere in der US-Regierung arbeitete Malpass bei verschiedenen Banken. Seinerzeit fiel er dadurch auf, dass er die Risiken am Immobilienmarkt lange kleinredete und mit Konjunkturprognosen wiederholt kräftig danebenlag. Kritikern gilt er als Inbegriff eines Ökonomen, der im Zweifel nicht auf wirtschaftlicher, sondern auf parteipolitischer Basis urteilt. Im Mai 2016 stiess er als Wirtschaftsberater zum Wahlkampfteam des damaligen Präsidentschaftskandidaten Trump. Seither sind die beiden eng miteinander verbandelt.
Nach seiner Nominierung schallt ihm die Kritik von Entwicklungshilfegruppen entgegen. Sie stören sich daran, dass er sich mit der Weltbank vermehrt um die Förderung des Wirtschaftswachstums in armen Ländern kümmern will – und damit um Geschäftschancen für US-Firmen. «David Malpass ist ein Trump-Getreuer, dem vielfach wirtschaftliche Kunstfehler unterlaufen sind», sagte Justin San-defur vom Zentrum für Globale Entwicklung dem «Wall Street Journal». Die Frage sei nun, ob es die übrigen Mitgliedsstaaten der Weltbank zuliessen, «dass Trump eine internationale Schlüsselinstitution unterminiert».
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