Der Fluch der bösen Tat
Mit «Der Pakt» verabschiedet sich Devid Striesow aus dem Saarbrücker «Tatort»: eine harte Nummer, nach der wirklich Schluss sein musste.

Devid Striesow ist dann mal weg – zumindest vom Set des «Tatorts» Saarbrücken: Seinen sympathisch überspannten Kommissar Jens Stellbrink gibt es jetzt nicht mehr; Striesow hatte Lust auf mehr Freiheit. Nach seinem achten Fall, «Der Pakt», bleibt daher nur der Widerhall der bitteren Erkenntnis, die der junge ägyptische Flüchtling Kamal (El Mehdi Meskar), ein koptischer Christ, Stellbrink entgegenschleudert, bevor er vom Hochhaus springt: «Manche Sachen werden nicht wieder gut. Sie können auch nichts retten, Sie laufen dem Tod bloss hinterher.» Die Eltern und der kleine Bruder Kamals, sie alle fanden einen gewaltsamen Tod. Und zu dem des Bübchens trugen Stellbrinks Ermittlungen indirekt bei: Der Grundton des Pakts ist der Schmerz.
Das Drehbuch von Michael Vershinin und Zoltan Spirandelli – der auch die unaufgeregte bis uninspirierte Regie führte – spendet keinen Trost. Es beginnt zwar mit einem humorigen, selbstironischen Schnörkel: mit der Verabschiedung einer Polizistin, die wenige Minuten später als frischgebackene Kommissarin wiederkehrt. Aber dann wirds düster und düsterer.
Das Böse ist schneller
Nach einer Studentenparty wird eine angehende Krankenschwester erdrosselt im Schwesternheim gefunden – im Zimmer ihrer Kollegin. War sie überhaupt das geplante Opfer? Der Kreis der Verdächtigen erweitert sich zunehmend: Er reicht von dem jungen iranischen Arzt, dem die Damen allzu gern erliegen, über eben den Flüchtling Kamal und die nymphomanisch auftretende Oberschwester bis hin zu einer Ärztin, die eine Initiative zur Behandlung von Illegalen gegründet hat.
Stellbrink ermittelt solide vor sich hin; das Irre wurde ihm über die Zeit seit seinem Start 2013 ja abgewöhnt. Er ringt mit den klassischen Hindernissen wie der überforderten Spurensicherung und den wüsten Vorverurteilungen im Netz. Und seine Aufklärungsgeschwindigkeit hinkt dem Fluch, sprich: der Dynamik der bösen Tat hinterher. Oh ja, Striesows Abschied passt schon.
Himmeltraurig
Dass hier hinter der ersten Untat kein abgrundtief schlechter, sondern ein durchaus gutwilliger, aber himmeltraurig schwacher Mensch steckt und dass überhaupt das gesamte Verbrechensdomino von den Schwächen aller am Laufen gehalten wird, zeugt von der Qualität des Buchs; während es sonst in der Kategorie Glaubwürdigkeit eher etwas abfällt. Vom «Turm» bis zum «Pakt» erzählen die «Tatorte» letzthin, als hartkantige Antimärchen, vom Ende der Erlösung durchs Krimiformat.
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