Der Folterknecht, der das Volk schützen wollte
Als 2007 herauskam, dass die CIA Foltervideos zerstören liess, war die Empörung gross. Erstmals nimmt ein verantwortlicher Agent in seinen Memoiren Stellung zum Fall – und verteidigt die Geheimdienstmethoden.
Drei Jahre nach dem Folterskandal um das Gefängnis von Abu Ghraib stand die Antiterrorpolitik der USA im In- und Ausland mehr denn je unter der Beobachtung von Menschenrechtsorganisationen und der Politik. Dementsprechend gingen die Wogen hoch, als 2007 herauskam, dass die CIA eine Reihe von Videokassetten zerstört hatte, auf denen Agenten bei der Folter von Gefangenen zu sehen waren.
Angeordnet hatte die Zerstörung der Bänder Jose Rodriguez. Der Agent war zum damaligen Zeitpunkt Leiter des Verhörprogramms der CIA. In seinem Buch «Hard Measures: How Aggressive CIA Actions After 9/11 Saved American Lives» äussert sich Rodriguez nun erstmals zur Vernichtung des Videomaterials. Ihm sei es primär darum gegangen, Agenten zu schützen, welche durch eine mögliche Veröffentlichung der Bilder gefährdet worden wären, fasst die «Huffington Post» das Hauptargument von Rodriguez zusammen.
Schaden für Amerikas Image
Damit versucht der Ex-Agent, die Vorwürfe von Human Rights Watch und anderen Menschenrechtsorganisationen zu kontern. Diese warfen ihm 2007 vor, er wolle primär die Methoden und Brutalität des US-Geheimdienstes vertuschen. Die betreffenden Bänder wurden in einem geheimen CIA-Gefängnis in Thailand gefilmt. Sie zeigen offenbar, wie zwei Terrorverdächtige dem sogenannten Waterboarding – die Methode simuliert das Ertränken des Gefolterten – ausgesetzt werden.
Doch Rodriguez untergräbt seine Argumentationslinie, er habe mit der «Beseitigung hässlichen Bildmaterials» lediglich seine Agenten schützen wolle, laut der «Washington Post» gleich selber. Im gleichen Atemzug mit seiner Schutzverteidigung äussert er in seinen Memoiren nämlich auch seine Angst um den Ruf der USA. Wären die Aufnahmen von CIA-Agenten beim Waterboarding an die Öffentlichkeit gelangt, wäre der Propagandaschaden für das Image von Amerika besonders nach dem Skandal von Abu Ghraib immens gewesen, zitiert die Zeitung «Hard Measures». «Der Unterschied zwischen dem autorisierten, legalen, notwendigen und sicheren Programm der CIA und der hirnlosen Aktion gewisser Soldaten wäre in der Wucht der Bilder schlicht untergegangen», schreibt Jose Rodriguez.
Das Volk vor Anschlägen bewahrt
Der einstige CIA-Agent, seit 2008 im privaten Sektor tätig, macht somit auch keinen Hehl daraus, dass er Waterboarding und andere Foltermethoden für durchaus legitime Mittel der Informationsbeschaffung hält. «Ich bin mir sicher, dass diese Technik, welche vom Verteidigungsministerium abgesegnet worden war, das amerikanische Volk vor weiteren Anschlägen bewahrt hat und schliesslich auch zur Tötung Osama Bin Ladens geführt hat.»
So kritisiert Rodriguez in seinem Buch denn auch die Antiterrormassnahmen der Regierung Obama als wenig effektiv. Die CIA verlasse sich zu stark auf Aufklärungsdrohnen. Doch effektive Informationsbeschaffung könne nur betrieben werden, indem man Terroristen auch festnehme und verhöre, zitiert die «Huffington Post» Rodriguez.
Mit seiner Verteidigung von Verhörmethoden der CIA steht Jose Rodriguez bei weitem nicht allein da. Bereits der ehemalige US-Vizepräsident Dick Cheney hielt in seiner Autobiografie an der «Funktionalität» des Waterboardings fest. Erscheinen wird «Hard Measures» denn auch im gleichen Verlag wie die Memoiren von Dick Cheney.
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