Der Frust des verhinderten ZSC-Künstlers
Robert Nilsson fehlt den ZSC Lions seit zwei Monaten. Ohne den Schweden sind sie ein anderes Team.

Immerhin hat Robert Nilsson den Humor nicht verloren. Als er am vergangenen Mittwoch Geburtstag feierte, veröffentlichte er auf Instagram ein Foto, wie er bäuchlings auf Kissen auf dem Sofa liegt und sein Rücken behandelt wird – dazu schrieb er: «33 Jahre alt, und alles, was ich zum Geburtstag bekomme, sind Blutergüsse ... Wenigstens hilft ein Glas Schmerzmittel ein bisschen!» In den Händen hält der Weinliebhaber ein Glas Rotwein.
«Das musste sein», sagt er. «Ich wurde während sechs Tagen stundenlang behandelt. Das tat weh.» Ein befreundeter Personaltrainer kam dafür aus den USA. Dieser verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, arbeitete nicht nur am Rücken, sondern auch an anderen Stellen des Körpers, die sich durch die Folgen der Verletzung versteift haben. 59 Tage ist es her, dass Nilsson bei einem Auswärtsspiel in Lausanne ausfiel.
Die ZSC Lions siegten 5:2, doch dass der Preis derart hoch sein würde, ahnte Mitte November niemand. Auch Nilsson nicht. Der Rücken hatte ihn schon zuvor etwas geschmerzt, aber nicht davon abgehalten, auf dem Eis zu brillieren. Nach einem Check in den Rücken schoss ihm in Lausanne dann ein stechender Schmerz sein Bein herab – plötzlich hatte er keine Kraft mehr im Bein. «Mit Schmerzen kannst du spielen. Daran gewöhnst du dich als Hockeyprofi», sagt er. «Aber wenn die Kraft fehlt, geht es nicht mehr.»
Die enttäuschten Hoffnungen
Er dachte damals, ein paar Tage später könne er wieder spielen. Doch weit gefehlt. Immer mal wieder hiess es in den letzten zwei Monaten, seine Rückkehr stehe kurz bevor. Doch dann wurde wieder nichts daraus. «Das Schlimmste ist, wenn du dich besser und besser fühlst und Hoffnung schöpfst», erzählt er. «Aber dann gehst du im Training einen Schritt weiter, versuchst eine neue Übung im Kraftraum oder auf dem Eis, und der stechende Schmerz kehrt zurück. Das ist frustrierend.»
Es ist eine ähnliche Ungewissheit wie bei Gehirnerschütterungen, die die ZSC Lions ja auch plagen. «Für mich sind das die beiden schlimmsten Verletzungen», sagt Nilsson, der vor seinem Zürcher Engagement elf Monate wegen einer Gehirnerschütterung ausfiel. «Ich würde lieber ein Bein brechen. Dann wüsste ich wenigstens, woran ich bin.»
Die ZSC Lions mit oder ohne Nilsson sind zwei verschiedene Teams. Das mussten sie schon schmerzlich im letztjährigen Playoff erfahren, als er in Spiel 1 gegen Lugano mit einem Innenbandriss ausfiel und die Serie 2:4 verloren ging. In diesem Winter nun gewannen die Zürcher 14 von 21 Spielen mit Nilsson und nur 7 von 19 ohne ihn. «Ich bin ja nicht der einzige, der fehlt», sagt er. «Was wir in letzter Zeit mit Verletzungen erleben, ist verrückt.» Am Samstag beim 2:3 in Overtime gegen Ambri fehlten zehn Spieler. Immerhin dürften Wick (Knie) und Pelletier (Schulter), die letzten beiden Opfer, nicht länger ausfallen.
«Verletzungen gehören zum Profisport»
Wann Nilsson zurückkehrt, steht in den Sternen. Er nimmt Tag für Tag. An schlechten Tagen kann er nicht einmal länger laufen. Vor einer guten Woche bekam er eine Kortisonspritze, um die Nerven im Rücken zu entspannen. Derweil rasen die Spiele an ihm vorbei. Seine kleine Hoffnung auf Olympia dürfte sich zerschlagen, wenn am Dienstag Schwedens Aufgebot bekannt gegeben wird.
Nilsson wurde in seiner Karriere immer wieder von Verletzungen heimgesucht. Denkt sogar er, die Frohnatur, da manchmal: wieso ich? «Nein», sagt er. «Verletzungen sind mühsam. Aber sie gehören zum Profisport. Davon lasse ich mich nicht unterkriegen.» Und im Notfall hilft ein guter Schluck Wein. Zum Geburtstagsessen gab es einen Château Mouton-Rothschild, Jahrgang 1985.
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