«Der Fundort ist plausibel»
Ein Suchtrupp ist auf dem Weg zur Fundstelle von möglichen MH370-Trümmern. Der Luftfahrtjournalist Andreas Spaeth sagt, wie gross seine Chancen auf Erfolg sind und welche Probleme sich ergeben.
Herr Spaeth, die australischen Behörden berichten, «mögliche Trümmer» der vermissten Boeing 777 gefunden zu haben. Wie ernst ist diese Meldung zu nehmen? Ernster als alle bisherigen Fundmeldungen, weil sie von den australischen Behörden stammt. Australien ist mit besseren Satelliten und technischen Geräten ausgestattet als die meisten anderen an der Suche beteiligten Staaten – seine Überwachungsflugzeuge sind die modernsten, die es derzeit gibt auf dem Markt. Der Fundort 2600 Kilometer südwestlich von der australischen Küste ist zudem plausibel.
Vier Flugzeuge und zwei Schiffe befinden sich auf dem Weg in das Fundgebiet. Wann wird es erste Nachrichten von ihnen geben? Bis wir neue Meldungen vom Fundort erhalten, werden vermutlich Tage vergehen. Die Schiffe brauchen so viel Zeit, um den Ort zu erreichen, ausserdem hängt viel von den Wetterverhältnissen ab. Fraglich ist zudem, ob die Suchequipe die Trümmer auf Anhieb findet. Die Strömung im Indischen Ozean ist erheblich, die Wellen derzeit laut australischen Informationen bis zu 13 Meter hoch – daraus können im Winter schnell 30 Meter werden. Es ist also noch nicht einmal sicher, dass die Suchtruppen überhaupt fündig werden.
Gehen wir davon aus, dass die Suche erfolgreich ist und Trümmer der MH370 entdeckt werden. Wie ginge es dann weiter? Dann würden die Trümmer geborgen und unter der Wasseroberfläche nach weiteren Spuren der Maschine gesucht, vor allem dem Flugschreiber. Zum Einsatz kämen Flugzeuge, welche die Möglichkeit zur Unterwasserüberwachung haben. Schiffe würden das Suchgebiet zudem systematisch abfahren. Auch dann gäbe es allerdings noch keine Garantie auf Erfolg: Beim Absturz der Air France über dem Atlantik wurden schon nach fünf Tagen erste Trümmer gefunden, trotzdem dauerte es noch zwei Jahre, bis der Jet lokalisiert werden konnte.
Wie ist es möglich, dass ein Flugzeug so lange verschwunden bleibt, obwohl man schon erste Überreste gefunden hat? Weil die Strömungen unter Wasser im Suchgebiet so gross sind. Die Überreste des Flugzeugs könnten sich über viele Quadratkilometer verteilen. Bis der ganze Fundbereich abgesucht ist, können darum Wochen, Monate, wenn nicht sogar Jahre vergehen. Ausserdem ist das Wasser im Indischen Ozean an gewissen Stellen tiefer als 4000 Meter – das ist eine kritische Grenze, denn ab vier Kilometer sendet der Flugschreiber keine Signale mehr. Das wird er allerdings ohnehin nur noch etwa zwei Wochen lang tun.
Falls unter Wasser tatsächlich Überreste des Flugs MH370 gefunden werden: Wie könnte man diese bergen? Mit automatischen U-Booten, wie es sie an spezialisierten Instituten in Kiel und den USA gibt. Diese würden dann nach Australien geflogen und auf Tauchgang geschickt. Auch dieser Prozess kann lange dauern, je nachdem, ob es ein Trümmerfeld gibt oder ob die Überreste des Flugzeugs auf einem grossen Gebiet verteilt liegen.
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