Film-Highlights der WocheDer Fussball soll sie retten
«Captains of Zaatari» begleitet Flüchtlingskinder, die berühmte Sportler werden wollen, während «Pam and Tommy» von einer skandalträchtigen Beziehung erzählt.

Captains of Zaatari
Dokumentarfilm von Ali El Arabi, ET 2021, 73 Min.
«Alles, was ein Flüchtling braucht, ist eine Chance, nicht Ihr Mitleid», sagt Mahmoud einmal. Er und sein bester Freund Fawzi leben in Zaatari, dem riesigen Flüchtlingslager im Norden Jordaniens. Ursprünglich kommen sie aus Syrien. Jetzt spielen sie jeden Tag Fussball und träumen davon, berühmt zu werden wie Cristiano Ronaldo. Im Sport sehen sie die einzige Möglichkeit, dem Lager zu entkommen. «Hier bleibe ich ein Flüchtling, selbst wenn ich ein Diplom habe», erklärt Mahmoud seinem Lehrer.
Regelmässig kommen Talentsucher aus Katar vorbei, um nach vielversprechenden Fussballern Ausschau zu halten. Wer sich bei den Testspielen gut schlägt, darf mit nach Doha an die Sportakademie, wo weitere Prüfungen warten.
Der ägyptische Dokumentarfilmer Ali El Arabi hat Fawzi und Mahmoud sechs Jahre lang immer wieder besucht und festgehalten, wie sie ihre Träume verfolgen. Dem Elend im Lager stellt er umso aufregendere Fussballspiele entgegen.
Tatsächlich dürfen Mahmoud und Fawzi nach Katar, wo sie einen Reichtum kennen lernen, den sie nie für möglich gehalten hätten, und weltberühmten Fussballern die Hand schütteln. Dafür sind sie unendlich dankbar. Das Loblied auf die Akademie und der Optimismus des Films klingen jedoch etwas hohl: Nur einige wenige Buben erhalten überhaupt eine Chance, und selbst von diesen Auserwählten müssen die meisten zurück ins Lager. (ggs)
Houdini
Pam and Tommy
Biopic-Serie von Robert Siegel, USA 2022, 8 Folgen
1995 wars, als «Baywatch»-Star Pamela Anderson und Mötley-Crüe-Drummer Tommy Lee sich kennen und lieben lernten; ein Clash der exzentrischen Art. Bald darauf spülte es ein Sexvideo der beiden ins damals noch junge Internet, jetzt gibts die Serie dazu. Lustigerweise auf Disney+, dessen Portfolio inzwischen schlicht zu gross für ausschliesslich familienkompatible Ware ist.
Aber Achtung: Pam (Lily James) und Tommy (Sebastian Stan) sind hier anfangs eher personelles Beigemüse. Zunächst gehts um einen angesäuerten Handwerker (Seth Rogen), der im neuen Heim der Turteltauben konstant was umbauen muss und nicht bezahlt wird, worauf er in einer Nacht-und-Nebel-Aktion einen Safe inklusive besagter Sextapes entwendet. Operation Karma nennt er das. Kann man zu Geld machen, klar, nur leider wird in den ersten Folgen kaum einsichtig, um was es sonst noch gehen könnte.
Dass ausgerechnet der übergrosse Penis von Lee den Inhaber mahnt «Du denkst nicht klar!», verbuchen wir unter unfreiwillig versautem Humor. Ob in späteren Folgen auch die Brüste von Anderson sprechen, ist noch nicht bekannt. (zas)
Auf Disney+
Ozark
Thrillerserie von Bill Dubuque und Mark Williams, USA 2022, 4 Staffeln
Marty und Wendy Byrde (Jason Bateman, Laura Linney) schöpfen Hoffnung im Geldwäschegeschäft am Lake of the Ozarks: Gleich zu Beginn verkündet ihnen ihr Drogenboss in Mexiko, dass er rauswill aus der illegalen Welt.
Viel mehr braucht der erste Teil der vierten Staffel – Netflix macht es mal wieder in zwei Teilen – nicht, um eine Dramaturgie aufzubauen, die eigentlich nur aus Countdowns und Cliffhangern besteht. Das FBI, der aufmüpfige Sohn, der grausam ambitionierte Neffe aus Mexiko: Alle machen Probleme, die Frage ist nur, welche man zuerst angeht.
Wie man dabei mit vereinten Kräften zwei Teenagerkinder erziehen soll, ist eines der schwarzhumorigsten Motive in dieser Komaglotz-Serie. Nicht minder gewagt ist, dass nun auch die Opioidhersteller eine Rolle in der Kriminellenwelt finden. Auch diesmal gibt es aber eigentlich nur eine zentrale Frage: Was macht Ruth Langmore (Julia Garner)? (blu)
Auf Netflix
The Game: Spiel zwischen Leben und Tod
Dokumentarfilm von Manuela Federl, A 2021, 90 Min.
Das Zürcher Spendendepot zeigt «The Game». Mit dem Spiel ist der Versuch von Flüchtenden gemeint, von Bosnien aus die Grenze nach Kroatien zu überqueren. Sie probieren es immer wieder, immer wieder werden sie zurückgeschafft. Und gehen dabei zugrunde. Manuela Federl hat ein Projekt mitgegründet, das Hilfsgüter nach Bosnien liefert. In ihrem Film dokumentiert sie die Arbeit, die Situation der Flüchtenden, das politische Versagen. Der Einsatz erinnert teils an Sisyphos: Einmal werden Kleider und Schuhe, die die Helferinnen und Helfer verteilten, vom Grenzschutz eingezogen und verbrannt. Im Anschluss an die Vorführung gibts ein Q&A mit der Regisseurin. Für die Veranstaltung ist eine Reservierung über die Website des Spendendepots nötig. (ggs)
Sa 29.1., 13 Uhr, Xenix, spendendepot.ch
Sherlock Jr.
Komödie von Buster Keaton, USA 1924, 44 Min.
Stummfilmstar Buster Keaton spielt hier mit den Mitteln des Kinos: Wir sehen ihn als Filmvorführer, der bei einer Vorstellung einschläft und träumt, dass er durch die Leinwand in einen Krimi hineinspringt, wo er in die Haut eines Meisterdetektivs schlüpft. Das Highlight ist eine Verfolgungsjagd mit spektakulären Stunts – da rast der Held etwa auf der Lenkstange eines Motorrads durch den Verkehr. Der Stummfilm wird von Martin Christ am Piano begleitet. (ggs)
So 30.1., 18 Uhr, Filmpodium

Koreanisches Filmfestival
Jeweils den letzten Samstag im Januar widmet das Songtsen House dem südkoreanischen Kino. Den Anfang macht «Peppermint Candy», der mit einem Klassentreffen und einem Suizidversuch beginnt. In Rückblenden erklärt uns der Film, wie es dazu kam. Auf dem Programm stehen zudem der Science-Fiction-Thriller «A Day» und der Liebesfilm «Love 911». (ggs)
Sa 29.1., ab 14 Uhr, Songtsen House, Gubelhangstrasse 7
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