Der Ganges wird leiden
Mit dem Bad Tausender Pilger in heiligen Gewässern hat am Dienstag das Hindu-Fest Kumbh Mela begonnen, das grösste religiöse Festival der Welt.
Früher hat der Inder Rajiv Rai Raketen für das Militär entwickelt, aber das sei die leichtere Übung gewesen, sagt er. Heute arbeitet er im Organisationsteam von Kumbh Mela. 150 Millionen Menschen werden in den kommenden sechs Wochen in Allahabad erwartet. Dort, wo die heiligen Flüsse Ganges und Yamuna mit dem mythischen Saraswati zusammenfliessen, wollen sie ein rituelles Bad nehmen. «Dieses Fest zeigt uns die ganze Schönheit der Welt», schwärmt Rajiv Rai. Wo sonst gebe es das schon, dass sich so viele Menschen friedlich versammelten, Gläubige und Touristen, einträchtig nebeneinander.
Kumbh Mela findet jeweils an einem von vier Pilgerorten statt, das Fest richtet sich nach der Stellung von Jupiter, Mond und Sonne, und es fällt unterschiedlich gross aus. Dieses Mal gibt es laut Kalender eigentlich kein grosses Kumbh Mela, sondern nur ein «halbes», wie die Inder sagen. Dennoch glaubt Rajiv Rai: «Das hier wird Weltrekord.» Das Hindu-Fest hat laufend mehr Pilger angezogen. Waren es 1903 noch 400'000 Gläubige, kamen 2013 nicht weniger als 120 Millionen. So gross wurden die Ansammlungen, dass Forscher vor Schäden für Mensch und Natur warnen.
122'000 Toiletten
Für Gläubige, die in den heiligen Strom eintauchen, verwandelt sich das Wasser in den Honig der Unsterblichkeit. Sie streben danach, vom Kreislauf der Wiedergeburt erlöst zu werden, und an bestimmten Tagen wird man besonders schnell von Sünden befreit – gerade so, als reise man auf dem Highway ins Nirwana. Allerdings dürfte auch viel spirituelle Kraft nötig sein, um die Fluten des Ganges heute noch als göttlichen Nektar zu verklären. Mikrobiologen zeichnen ein bedrohliches Bild von Indiens Flüssen – viele sind Kloaken. Und Menschenmengen verschlimmern die Zustände.
Kumbh Mela in Nashik 2015 etwa hinterliess gefährliche Spuren: Vor allem die Keime hätten zugenommen, die Resistenzen gegen Antibiotika zeigten, schrieben Forscher kürzlich im Fachblatt «Microbial Ecology». «Das kann uns alles nicht mehr passieren», versichert Rai. Schliesslich hätten sie 122'000 temporäre Toiletten in der Zeltstadt aufgebaut. Reinigungstrupps sollen sie jede Nacht leeren und die Ladungen zur Kläranlage transportieren. Ob das reichen wird, den Fluss zu schonen? «Wir tun jedenfalls alles, um die negativen Folgen zu minimieren», sagt Rai. Dieses Kumbh Mela soll so sauber werden wie nie zuvor.
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