Der Grünschnabel, der für Trump log
George Papadopoulos war ein naiver junger Mitarbeiter des US-Präsidenten. Nun packt er bei Sonderermittler Mueller aus, um einer längeren Haftstrafe zu entgehen.

Noch am Montag tat Donald Trump die Anklageerhebung gegen seinen frühreren Wahlkampfleiter Paul Manafort und dessen Geschäftspartner Rick Gates als unerheblich ab, da platzte eine kleine Bombe. Konnten der Präsident und seine Verbündeten in konservativen US-Medien behaupten, Manaforts vermeintliche Vergehen stünden in keinem Zusammenhang mit seiner Tätigkeit in Trumps Wahlkampfteam, so traf das für George Papadopoulos nicht zu.
Video: Manafort stellt sich dem FBI
Der Grünschnabel, der während des republikanischen Vorwahlkampfs zuerst für Trumps Konkurrenten Ben Carson gearbeitet hatte, ehe er als «aussenpolitischer Berater» zu Trump stiess, mochte eine kleine Figur sein. Aber er suchte Verbindungen zu Russland, wollte gar ein Treffen Trumps mit Wladimir Putin organisieren – und er log über seine Umtriebe, als ihn das FBI im Januar verhörte.
Bei der Einreise wurde Papadopoulos deshalb auf dem Washingtoner Dulles-Flughafen im Juli festgenommen. Statt wegen seiner Falschaussage bis zu fünf Jahre hinter Gittern zu verbringen, begann er auszupacken. Papadopoulos kooperiert mit Sonderankläger Robert Mueller, womöglich wird er nur wenige Monate ins Gefängnis gehen.
Kontakte zu einer angeblichen «Nichte» Putins
Am Montagnachmittag verniedlichte Trumps Sprecherin Sarah Sanders den Vorgang: Papadopoulos sei eine kleine Nummer gewesen, nichts sei bewiesen worden. Die Story des eifrigen Greenhorns aber illustriert einmal mehr, wie Moskau auf der einen Seite und Trumps Team auf der anderen während des US-Präsidentschaftswahlkampfs 2016 den Kontakt suchten.

Kaum hatte sich Papadopoulos Team Trump im März 2016 angeschlossen, informierte er seine Oberen über Kontakte zu einem russischen «Professor» in London sowie über eine angebliche «Nichte» Wladimir Putins. Auch zu einem Mitarbeiter des russischen Aussenministeriums hatte Papadopoulos Beziehungen. Dem FBI sagte er bei seiner Vernehmung, diese Kontakte bereits vor seinem Arbeitsbeginn bei Trump angeknüpft zu haben.
Es war ebenso eine Lüge wie Papadopoulos' Behauptung, der «Professor» sei ein «Niemand» gewesen. Tatsächlich verfügte der «Professor» über Verbindungen zum Kreml und sagte bei einem Treffen mit Papadopoulos am 26. April 2016 in London, Moskau habe «Schmutz» über Hillary Clinton: «Sie haben tausende Emails».
Eine bemerkenswerte Behauptung
Falls wahr, wäre dies eine bemerkenswerte Behauptung. Denn niemand in Washington wusste zu diesem Zeitpunkt, dass Hacker in das Email-Konto des Clinton-Wahlkampfvorsitzenden John Podesta eingedrungen waren und zahlreiche Mails entwendet hatten. Podesta hatte im März 2016 ein Phishing Mail angeklickt und damit den Hackern Zugang zu seinen Mails ermöglicht. Später, im Juni 2016, gab dann das Demokratische Nationalkomitee DNC in Washington bekannt, ebenfalls gehackt worden zu sein. Die gestohlenen Mails wurden auf dem Höhepunkt des US-Präsidentschaftswahlkampfs von WikiLeaks veröffentlicht.
Bilder: Clintons E-Mail-Affäre
George Papadopoulos wäre somit als erster US-Amerikaner von einer russischen Kontaktperson informiert worden, dass der Kreml über entwendete demokratische Mails verfügte. Mag sein, dass sich Papadopoulos aufspielte und seine Vorgesetzten, vorneweg Wahlkampfmanager Paul Manafort, beeindrucken wollte. Manafort pfiff den jungen Mitarbeiter wohlweislich zurück, als dieser eine Begegnung zwischen Trump und Putin vermitteln wollte.
Aber in einem internen Mail, das Ermittler im Kongress Manafort zuschreiben, wird vorgeschlagen, «Mitarbeiter auf niedriger Ebene» nach Russland zu entsenden, «damit keine Signale ausgesendet werden». Wer die Anklage gegen George Papadopoulos liest, kommt jedenfalls zum Schluss, dass beide Seiten miteinander kokettierten: Moskau versuchte auf mehreren Ebenen und mit professionellen geheimdienstlichen Methoden bei Trumps Wahlkampfteam anzudocken, das Team wiederum erhoffte sich tatsächlich negative Info über Hillary Clinton vom Kreml.
Ob dieser Tanz im Frühjahr und Sommer 2016 mit einer Umarmung endete, ist bislang unklar und wird Robert Mueller noch einige Zeit beschäftigen. George Papadopoulos wird unterdessen dem Sonderermittler sagen, was er weiss. Seine Geschichte wirft ein faszinierendes Licht auf das russische Interesse an Donald Trumps Präsidentschaftskandidatur.
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