Der Jemen stürzt noch tiefer in die Krise
Jemens neuer Präsident Hadi hat mehrere Militärkommandanten entlassen. Die Geschassten reagierten mit Gewalt – der Flughafen in Sanaa musste nach Drohgebärden geschlossen werden.

Jemens Präsident Abd Rabbuh Mansur al-Hadi hat führende Offiziere und Vertraute des früheren Staatschefs Ali Abdullah Saleh entlassen. Dies berichtete gestern die amtliche Nachrichtenagentur Saba.
Gemäss Saba erliess Präsident Hadi ein Dekret, mit dem er unter anderen den Kommandanten der Luftwaffe, Mohammed Saleh al-Ahmar, und den Kommandanten der Spezialkräfte der Präsidentengarde, Tarek Mohammed Saleh, ihrer Aufgaben entband. Der Machtkampf stürzt den Jemen noch tiefer in die Krise.
Halbbruder und Neffe Salehs ausgewechselt
Ahmar ist ein Halbbruder und Saleh ein Neffe des langjährigen Präsidenten, der unter dem Druck monatelanger Proteste am 21. Februar die Macht an seinen vormaligen Stellvertreter Hadi abgegeben hatte.
Zudem wechselte Hadi die Gouverneure von vier Provinzen aus, darunter einen engen Saleh-Getreuen, der den Aufstand in Taiz blutig niedergeschlagen hatte. Sein Amt abgeben musste auch der Gouverneur der südlichen Provinz Abyan, in der sich ein regionaler Flügel der radikalislamischen al-Qaida festgesetzt hat.
Saleh behält Einfluss
Ex-Präsident Saleh, der den Jemen 33 Jahre lang regiert hatte, ist weiter Chef der mächtigen früheren Regierungspartei. Wichtige Posten in Armee und Verwaltung sind in der Hand seiner Anhänger.
So wird die Republikanische Garde von seinem ältesten Sohn Ahmad kommandiert. Auch ein Neffe sowie weitere seiner Anhänger bleiben auf ihren Posten als Oberkommandanten wichtiger Militäreinheiten. Beobachter rechnen damit, dass auch Ahmad Saleh bald ersetzt wird.
Die Armee ist zwischen Anhängern und Gegnern des früheren Präsidenten geteilt, seitdem sich General Ali Mohsen al-Ahmar im März 2011 der Protestbewegung anschloss. Präsident Hadi entliess gestern auch den ihm nahestehenden Kommandanten der Region Ost, General Mohammed Ali Mohsen.
Flughafen angegriffen
Anhänger von Ex-Präsident Saleh reagierten auf die Entlassungen mit Gewalt: Der internationale Flughafen der Hauptstadt Sanaa, der wichtigste des Landes, musste heute nach deutlichen Drohgebärden geschlossen werden.
Bewaffnete Saleh-Anhänger – Stammeskämpfer und Soldaten in Uniform – waren nach Angaben eines Regierungsvertreters mit auf Pritschenwagen montierten Flugabwehrkanonen vorgefahren und hatten den Tower beschossen. Der Tower sei zerstört worden; es hätten alle Flüge abgesagt werden müssen. Anschliessend hätten die Saleh-Anhänger die Zufahrtswege zum Flughafen blockiert.
Anhänger des entlassenen Luftwaffenkommandanten Ahmar hätten ausserdem angekündigt, Flugzeuge angreifen zu wollen, hiess es aus Sicherheitskreisen. Gemäss dem Fernsehsender al-Arabiya will Ahmar erst gehen, wenn auch andere hohe Mitarbeiter im Verteidigungsministerium ihre Ämter aufgeben.
SDA/rbi
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