Der Kampf um die besten Fussballtalente wird härter
Der Schweizerische Fussballverband will die besten Junioren noch besser fördern. Die Clubs müssen sich bewerben, um als Leistungszentrum anerkannt zu werden.

Die Schweiz gilt im Fussball als gutes Ausbildungsland. Doch um den Anschluss international nicht zu verpassen, sind immer neue Anstrengungen nötig. Laurent Prince, der Technische Direktor des Schweizerischen Fussballverbandes sagt mit Blick auf die Entwicklungen im Ausland: «Wir befinden uns in einem extrem kompetitiven Umfeld. Wir können uns nicht auf dem Status quo ausruhen.»
Entsprechend startet der Verband gerade eine neue Offensive, um die Ausbildung der besten Fussballer des Landes weiter zu verbessern. Die Clubs mit den besten Nachwuchs-Abteilungen können sich nun um den Titel eines «Leistungszentrums» bewerben.
Bereits heute sorgt der SFV dafür, dass die talentiertesten Junioren in einem möglichst professionellen Umfeld trainieren. Nur Clubs, die von der U-15 bis zur U-21 alle Altersstufen im Juniorenspitzenfussball anbieten und eine gewisse Anzahl voll angestellter Mitarbeiter im Nachwuchsbereich vorweisen, erhalten das höchste Ausbildungslabel. Und haben so Anteil an der massgeblichen finanziellen Unterstützung durch Verband und Swiss Football League.
Gefordert werden noch individuellere Trainings
Das führt dazu, dass sich kleinere Vereine, die nicht die Möglichkeit haben, alle Altersstufen anzubieten, grösseren «Leadclubs» anschliessen, meist solchen aus der Super League. 13 solcher Partnerschaften gibt es derzeit in der Schweiz, in denen die besten Spieler den jeweils stärksten Nachwuchsmannschaften zugeführt werden. Dieses System soll bestehen bleiben. Aber neu führt der Verband ein zusätzliches Toplabel ein.
Nachwuchsabteilungen, die noch mehr bieten, die Talente mit noch mehr angestellten Betreuern fördern, sollen den Titel «Leistungszentrum» erhalten. So müssen nebst vielen anderen Dingen mehr individuell auf die einzelnen Spieler abgestimmte Trainings angeboten werden. Es wird eine verbesserte Infrastruktur verlangt, wie etwa eigene Krafträume. Und ein Talentmanager muss die Junioren auf ihrem Weg in die erste Mannschaft begleiten. Ende Januar erhalten die Clubs die Bewerbungsunterlagen, im Sommer sollen die ersten Zentren in Betrieb gehen.
Der «Schweizer Weg»
Für Prince ist dieser Schritt zu noch mehr Professionalität unabdingbar. Auch, damit die besten Junioren nicht plötzlich das Gefühl bekommen, sie müssten für eine optimale fussballerische Ausbildung bereits als Teenager ins Ausland wechseln. Prince will den «Schweizer Weg» konsequent propagieren: «Und dazu müssen die Talente hierzulande Leistungszentren vorfinden.»
Nicht alle 13 Leadclubs werden die Voraussetzungen erfüllen, um das neue Label zu erhalten. Der SFV rechnet mit sechs bis acht Leistungszentren. Führt das nicht dazu, dass sich die besten Talente dadurch noch stärker als heute bei den ganz grossen Vereinen konzentrieren?
«Das ist eine heikle Aussage», findet Prince. Einerseits seien die heutigen Strukturen schon auf einem hohen Niveau: «Von 100 Profis auf höchster Stufe sollen künftig vielleicht 80 aus den Leistungszentren kommen, aber 20 werden es via die bestehenden Partnerschaften schaffen.» Vor allem aber gebe es heute schon Nachwuchsabteilungen, die mehr machten als andere: «Für diese kann das neue Label eine Anerkennung sein.»
GC bildet siebenmal mehr Topprofis aus als Lugano
Tatsächlich gibt es teils eklatante Unterschiede zwischen einzelnen Nachwuchsabteilungen. Nicht nur, was das Geld betrifft, bei dem die Campus-Stiftung des FC Basel mit einem Budget von 6,5 Millionen im Jahr die Spitzenposition innehat. In Thun muss der Nachwuchs mit 1,5 Millionen auskommen.
Vor allem aber unterscheidet sich auch der Karriere-Erfolg ehemaliger Junioren. So spielt von den ehemaligen U-21-Spielern der Grasshoppers heute fast ein Drittel auf höchstem Niveau. Dagegen haben beim FC Lugano nur vier Prozent diesen Sprung geschafft.
Nur 16 Prozent werden Profi
Die «SonntagsZeitung» hat den Weg von über 1000 Spielern verfolgt, die von 2009 bis 2016 in einer U-21 eines der neun Schweizer Spitzenclubs oder in jener des FC Zürich gespielt haben. Von jenen, die heute nicht mehr im Nachwuchs sind, besitzen aktuell 16 Prozent einen Profivertrag in der höchsten Liga eines Landes.
Hier gibt es die Auswertung für alle Superligisten plus den FC Zürich.
Für Laurent Prince liegen diese Zahlen im erwartbaren Rahmen. Der Technische Direktor des Schweizerischen Fussballverbandes hat eine grobe Faustregel: «Wir haben 15'000 Zwölfjährige, die Fussball spielen. Von denen erreichen am Ende 15 die Super League und einer bis zwei sollten bis ins Nationalteam kommen.»
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